Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome

Titel: Die Schleier der Salome - Walz, E: Schleier der Salome Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
Vom Netzwerk:
Schönheit, ein Wunder, eine …«
    »Eine Mörderin und Ehebrecherin«, fuhr Herodias dazwischen.
    Antipas packte sie am Handgelenk. Leise und energisch presste er die Worte zwischen den Zähnen hervor: » Du bist eine Mörderin. Du bist eine Ehebrecherin. Denk nicht, dass ich das vergessen habe. Du widerst mich an, Herodias. Nimm dich in Acht.«
    Sie kannte dieses böse Aufblitzen in seinen Augen und wusste, dass sie dann besser schwieg. Antipas war nur noch selten Herr seiner selbst, er war getrieben von Ängsten, dunklen Vorahnungen und dem Rausch des Weins. Er hatte aber seine lichten Momente, in denen er verstand, was um ihn herum vorging. Zweifellos waren ihm ihre erotischen Eskapaden ebenso wenig entgangen wie ihr Bündnis mit Rabban Jehudah. In allen wichtigen Fragen sprachen sie mit einer Stimme auf Antipas ein, wobei jeder der beiden seinen Vorteil dabei fand. So deckte sie seine Initiative, dass nur noch pharisäische Rabbiner an den Schulen Galiläas lehren durften, wohingegen er öffentlich seinen Dispens erneuerte, dass die Ehe zwischen Schwager und Schwägerin in ihrem Fall legitim sei, da zwar ein Nachkomme aus ihrer vormaligen Ehe entstanden war, nämlich Salome, doch eben nur eine Tochter, die nicht ins Gewicht falle. Da der unverschämte Johannes der Täufer durch die Lande zog und lauthals gegen die nach mosaischem Gesetz verbotene Ehe wetterte – er schimpfte sie sogar eine Hure -, war die Unterstützung Jehudahs für sie viel wert. Gemeinsam bildeten sie also ein machtvolles Gespann, das von Antipas zwar manchmal skeptisch beäugt wurde, gegen das er am Ende aber nichts auszurichten vermochte. Zu sehr war er der geistlichen Autorität des Rabbans einerseits und Herodias’ wollüstigem Körper andererseits verfallen. Seine Drohungen waren das Gebell eines zahnlosen Hundes.
    Trotzdem fand Herodias es besser, ihn nicht noch weiter zu reizen, vor allem nicht hier vor der Mannschaft. Darum lenkte sie ihn schnell ab.
    »Wir sollten uns lieber auf die bevorstehenden Verhandlungen mit deinem Bruder konzentrieren, als uns hier gegenseitig anzuschnauben.«
    Er ließ sich augenblicklich auf ihren Themenwechsel ein und gab ihr Handgelenk wieder frei. »Ich verstehe nicht, wie mir dieses Treffen nutzen soll«, brummte er. »Ich habe mich von dir dazu überreden lassen, aber beim Namen des Unaussprechlichen, ich habe keine Ahnung, was du dir von einem Schwatz mit diesem Langweiler versprichst.«
    »Nun, du möchtest doch König werden, oder?«
    »Meine Astrologen sagen, mein Heil liege im Reif der Könige.«
    Herodias grinste unmerklich. Es hatte sie ein kleines Vermögen gekostet, die Astrologen davon zu überzeugen, dass die Sterne genau darauf hindeuteten. Der wahre Schatz Judäas, das Gold des Herodes, lagerte in Jerusalem. Im großen Palast in der Oberstadt, gleich neben dem Tempel, wollte sie eines Tages residieren und Bäder in Wannen aus Edelsteinen nehmen.
    »Siehst du«, sagte sie. »Und wer hat die Macht, dich zum König zu machen?«
    »Der Unaussprechliche.«
    Sie verdrehte die Augen. »Außer dem Unaussprechlichen.«
    »Tiberius.«
    »Richtig. Und Tiberius hört auf den Rat seiner Statthalter. Wenn wir also Pilatus überzeugen, dass du für die Römer der bessere König wärst …«
    »Pilatus mag mich nicht«, jammerte Antipas.
    »Pilatus ist zu vorsichtig, um Empfehlungen an den Kaiser von seinen Sympathien abhängig zu machen, denn er muss dafür geradestehen. Er wird dich bevorzugen, weil du fähiger bist, ein rumorendes Land mit eiserner Hand unter Kontrolle zu halten. Nun zu meinem Plan.«
    Herodias holte tief Luft und funkelte ihren Gemahl mit aller Schläue an. »Du erinnerst dich doch an diesen Mann, der sich selbst den Messias nennt, Josua oder Jesus hieß er, glaube ich. Philipp weigerte sich, ihn verhaften zu lassen, woraufhin wir eine Beschwerde an Pilatus sandten.«
    »Ja, und? Der falsche Prophet ist längst nicht mehr in Philipps Tetrarchie. Dort war er nur ein paar Tage, nun ist er verschwunden. Rabban Jehudahs Leute berichten, er sei in die Wüste jenseits des Gebirges Gilead gegangen, wo weder Philipp noch ich Machtbefugnisse haben.«
    »Das ist nicht der springende Punkt, Antipas. Wichtig ist, dass wir ihn verhaften wollten, wo Philipp sich weigerte. Sollte der falsche Messias künftig für Unruhe sorgen, was anzunehmen ist, steht Philipp als naiver Schwächling da, der nicht in der Lage ist, Aufruhr zu unterbinden.«
    Antipas brauchte einen Moment, um ihren Worten zu

Weitere Kostenlose Bücher