Die Schlucht
muss sie ja wohl auch sein: Schließlich ist sie die gewichtigste Figur im ganzen Spiel.«
Bullerton schlug nach einiger Überlegung Tweeds Bauern, woraufhin Tweed rasch mit seinem Läufer Bullertons Springer nahm.
»Schachmatt!«, sagte er leise.
»Sie sind ein gefährlicher Mann, Mr Tweed«, sagte Bullerton gut gelaunt. »Sie haben mich vollkommen überrascht.«
»Archie MacBlade hat mir alles erzählt«, erklärte Tweed. »Sie sitzen hier auf einem erstklassigen Ölfeld. Geben Sie gut darauf acht.«
»Keine Sorge. Seit ich das weiß, habe ich mir die besten Anwälte in ganz London genommen, die für mich eine eigene Ölfirma gründen werden. Mit Sitz auf den Bahamas, versteht sich, damit ich hier in England keine Steuern bezahlen muss.«
»Damit dürfte Neville Guile wohl seine Versuche aufgeben, Ihnen das Moor abzukaufen«, sagte Tweed und stand auf.
»Haben Sie denn Ihre Tochter Lizbeth schon wiedergesehen?«, fragte Paula.
»Sie glauben gar nicht, wie schön es war, sie wieder in die Arme nehmen zu können.«
Paula hätte schwören können, dass ihm bei diesen Worten die Tränen in die Augen stiegen. Er tupfte sie sich mit einem farbigen Taschentuch ab und lächelte. »Ihr Sergeant Marden ist ein Mann mit Manieren. Wenn er auf Lizbeth aufpasst, mache ich mir keine Sorgen um sie. Sogar Mrs Shipton fand ihn sympathisch.«
»Marden kann gut mit Frauen umgehen«, sagte Tweed mit einem Lächeln. »Eine Frage hätte ich übrigens noch«, fuhr er fort, während er zur Tür ging. »Wer wird nun, da Lizbeth wieder da ist, dereinst Ihren Titel erben?«
»Da sich Lance strikt weigert, der nächste Lord Bullerton zu werden, habe ich beschlossen, dass Sable den Titel bekommt. Sie wird der schweren Aufgabe besser gerecht werden als alle ihre Geschwister. Sie ist sehr klug, hat hervorragende Manieren und kommt draußen bei den Leuten gut an.«
»Vielen Dank für Ihre Zeit und die Informationen«, sagte Tweed und legte seinen Hand um den Türgriff, ohne ihn jedoch zu drehen. »Dann wäre da noch etwas. Gibt es in Lizbeths Schlafzimmer eigentlich zwei Betten?«
»Ja, das Zimmer ist ja riesig. Warum fragen Sie?«
»Weil Lizbeth eine harte Zeit hinter sich hat und möglicherweise in der Nacht Angst bekommen wird. Deshalb wäre es vielleicht ratsam, Sable heute und morgen Nacht mit in ihrem Zimmer schlafen zu lassen.«
»Der Mann denkt aber wirklich an alles«, erklärte Bullerton und zwinkerte Paula zu.
Auf dem Rückweg machten sie kurz bei Harry Butler halt, der in seinem Wagen immer noch auf der Lauer saß. Butler hatte Neuigkeiten für sie.
»Bob Newman hat mich angerufen«, berichtete er. »Er wartet auf Sie im Hotel und muss Ihnen dringend etwas sagen …«
»Das klingt nach mehr Ärger«, kommentierte Paula, als sie weiterfuhren.
Im Hotel saß Newman auf einem Sofa in der Lobby und las Zeitung. Neben ihm blätterte Marler in einem Magazin.
»Kommen Sie doch mit nach oben in meine Suite«, sagte Tweed. »Da können wir ungestört reden.«
»Es gibt da einige Dinge, die Sie wissen sollten«, sagte Newman, kaum dass Tweed ihm und Marler einen Stuhl angeboten hatte. »Ich habe meinen Informanten im Londoner East End angerufen. Die Killer, die Neville Guile dort zusammengezogen hat, haben London mit unbekanntem Ziel verlassen.«
»Bestimmt sind sie auf dem Weg hierher«, sagte Paula.
»Sie reisen getrennt«, fuhr Newman fort. »Einige in Autos, einige auf Motorrädern. Alles sieht ganz danach aus, dass morgen ein Mordanschlag auf Sie verübt werden soll …«
»Ich glaube, sie werden sich mehr Zeit lassen«, widersprach Marler. »Zuerst müssen sie sich einmal einen Überblick über die örtlichen Gegebenheiten verschaffen. Vor übermorgen wird nichts passieren.«
»Und dann noch etwas«, fuhr Newman fort. »Ich habe herausgefunden, wer Mrs Shipton wirklich ist. Aber fragen Sie mich bitte nicht, wie - Sie wissen ja, dass meine Methoden bisweilen etwas unorthodox sind.« Er grinste. »Mrs Shipton hat zusammen mit einer Schwester in Barham-Downstream - das ist eine Kleinstadt etwas nördlich von hier - einen gut gehenden Tante-Emma-Laden gehabt. Das Geschäft florierte deshalb so, weil der Stadtrat Supermärkte verboten hatte.«
»Interessant«, sagte Tweed. »Fahren Sie fort …«
»Ihr richtiger Name ist Jennifer Montgomery Fisher-Mayne. Ihre Schwester hieß Myra Montgomery Fisher-Mayne, bevor sie einen Mann kennenlernte und zur Lady Bullerton wurde.«
»Wie bitte?«, fragte Paula. »Dann ist Mrs
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