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Die Schlucht

Titel: Die Schlucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Inneres mit rosafarbener Seide ausgepolstert war. Nachdem er die Schachfigur sorgfältig hinein gelegt hatte, schloss er den Deckel und überreichte Tweed die Schatulle mit einem Lächeln und einer angedeuteten Verbeugung.
    »Eine Bitte hätte ich noch, Mr Cocker«, sagte Tweed. »Ich hoffe, mein Anliegen ist Ihnen nicht unangenehm, aber ich müsste mal einen kurzen Blick in die Liste Ihrer Kunden werfen.«
    Er wollte gerade seinen Dienstausweis herausziehen, als Cocker lächelnd abwinkte.
    »Nicht nötig, Mr Tweed«, sagte er. »Inzwischen kennt Sie hier in Gunners Gorge nun wirklich ein jeder. Aber ich muss Sie leider enttäuschen. Die persönlichen Daten meiner Kunden sind streng vertraulich. Ich darf und will sie nicht herausgeben.«
    »Wenn ich morgen mit einem richterlichen Bescheid wiederkomme, wird Ihnen wohl nichts anderes übrigbleiben. So leid es mir tut.«
    »Ich verstehe.«
    »Ich hätte noch eine letzte Frage. Fertigen Sie auch spezielle Schachspiele auf Bestellung an?«
    »Ja …« Cocker machte eine kurze Pause. »Aber das ist natürlich nicht ganz billig.«
    »Das war's auch schon. Haben Sie vielen Dank. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.« Tweed schüttelte Cocker zum Abschied die Hand. »Und das mit dem richterlichen Bescheid können Sie getrost vergessen. Sie haben mir auch so schon sehr geholfen.«
    »Ich war richtig schockiert, als Sie ihm mit dem Gericht gedroht haben«, sagte Paula, als sie wieder draußen waren.
    »Bei Ermittlungen in einem Mordfall wende ich nun mal jede mir verfügbare Methode an, um an die nötigen Informationen zu kommen.«
    »Na, haben Sie etwas Schönes gekauft?«, fragte Marler, der vor dem Geschäft gewartet hatte.
    »Ja, und nicht nur das«, erwiderte Tweed. »Ich habe gerade eine völlig neue Sicht auf diesen Fall bekommen.«
    »Welche denn?«, wollte Paula wissen.
    »Das erkläre ich Ihnen später. Jetzt müssen wir wieder ins Hotel zurück. Ich habe nämlich beschlossen, dass wir um halb vier Uhr früh aufstehen. Sobald es hell wird, fahren wir hinauf zur Schlucht und sehen uns die Gegend dort oben noch einmal gründlich an. Wenn mich mein Gefühl nicht arg täuscht, dann wird sie das Schlachtfeld zwischen uns und Guiles Killerbande werden.«

26
    Als sie ein paar Stunden später im Audi saßen, brach gerade der Tag an. Marler saß am Steuer, Tweed auf dem Beifahrersitz, und Paula und Harry nahmen die hinteren Plätze ein.
    »Ich weiß nicht, wie Sie das geschafft haben«, sagte Paula.
    »Was denn?«, knurrte Harry.
    »Das Frühstück. Sie haben drei Spiegeleier, zehn Scheiben Frühstücksspeck und dann noch eine Riesenportion Bratkartoffeln verdrückt.« Sie gluckste. »Wenn Sie so weitermachen, werden Sie Gewichtsprobleme bekommen.«
    »Was soll ich denn machen, wenn der Wirt extra aufsteht, um uns ein gutes Frühstück zuzubereiten?«, flachste Butler zurück. »Es wäre richtig unhöflich gewesen, wenn ich nicht herzhaft zugelangt hätte.«
    »Sie werden die Stärkung noch gut gebrauchen können«, mischte sich Marler vom Vordersitz aus ein. »Ich habe gleich nach dem Aufstehen beim Wetterdienst angerufen. Wir stehen vor einem heftigen Wetterumschwung.«
    »Und wie soll der aussehen?«, fragte Tweed.
    »Mit dem schönen Wetter ist es dann fürs Erste vorbei. Droben im Norden braut sich ein Sturmtief zusammen, das für heftige Niederschläge sorgt. Wenn die über den Bergen niedergehen, kann es zu starkem Hochwasser kommen, und was dann in dieser Schlucht los ist, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.«
    »Dann hoffen wir mal, dass uns der Wettergott noch die Zeit lässt, bis wir mit Guiles Killerbande abgerechnet haben«, sagte Tweed.
    Sie hatten gerade die Ortschaft verlassen, als Marler an den Straßenrand fuhr und anhielt.
    »Was ist denn los?«, fragte Tweed. »Wieso halten wir hier?«
    »Ich habe gesehen, dass dort oben am Berghang jemand mit einem Teleskop steht und auf die andere Seite des Tals schaut. Bleiben Sie hier, ich sehe mir den Kerl mal ein wenig näher an.«
    Marler stieg aus und kletterte so leise wie möglich den mit Gras bewachsenen Hang hinauf. Der Mann am Teleskop bemerkte ihn nicht, weil er das Auge nicht von seinem Okular nahm. Marler beschrieb einen weiten Bogen um den Mann und blieb immer wieder stehen, um sich zu vergewissern, dass dieser ihn noch nicht bemerkt hatte. So arbeitete er sich praktisch lautlos bis zu einem Felsen vor, der direkt hinter dem Mann aufragte. Während er vorsichtig hinter dem Felsen

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