Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
rennen, ohne einen Asthmaanfall zu bekommen …
»Sollen wir den schnellen Weg wählen, Lord Arthur?«, fragte Jebenezer.
Ich kann nicht so weit laufen … ich kann nicht so weit laufen … Arthurs Gedanken verfingen sich in einer Spirale aus Angst und Zweifel. Er hatte das Gefühl, darin zu ertrinken, und konnte an nichts anderes mehr denken. Dann, völlig unvermittelt, hörte, vielmehr fühlte er den Karpfen sprechen – in seinem Kopf! Er konnte es nicht sehen oder beschreiben, aber ihm war, als ob er seine Worte gleichzeitig hören und lesen würde.
Habe Vertrauen in dich selbst, Arthur, Mach einen Schritt nach dem andern. Lass uns zur Halbinsel gehen. Dann werden wir den nächsten Schritt machen. Vielleicht werden wir gar nicht rennen müssen. Vielleicht kannst du besser rennen, als du denkst. Ein Schritt nach dem andern.
Sie können meine Gedanken lesen!, dachte Arthur zur Antwort.
Normalerweise nicht, erwiderte der Dritte Teil des Vermächtnisses lautlos und nur für Arthur allein. Aber deine Furcht war so groß, dass sie die Türen zu deinem Verstand aufgestoßen hat. Jetzt schließen sie sich wieder, und ich werde nicht
»Arthur! Den schnellen Weg oder nicht?«, drängte Susi.
»Entschuldigung!«, sagte Arthur. Er schüttelte den Kopf ein paarmal und musste feststellen, dass die lähmende Furcht, die er noch einen Augenblick zuvor verspürt hatte, völlig verschwunden war. »Jau, lasst uns den schnellen Weg nehmen!«
»Florenza und Padraic, ihr geht als Späher voraus!«, bestimmte Jebenezer.
Der Bürger und die Bürgerin, deren Namen er genannt hatte, sahen sich nervös an und betraten dann langsam den Wald, mit schussbereitem Bogen.
K APITEL S IEBENUNDZWANZIG
D er schnelle Weg den Hügel hinunter wäre ein sehr langsamer Weg gewesen, wenn er und Susi ihn hätten allein finden müssen, merkte Arthur rasch, als sie durch scheinbar undurchdringliche Dickichte, unter mannshohen Luftwurzeln und zwischen unüberschaubaren Felsen hindurch geführt wurden. Aber nach weniger als vierzig Minuten befanden sie sich wieder auf flachem Gelände und gingen um den Heißen See herum, wobei sie sich zwischen den Bäumen am Waldrand hielten, bis die nackte, schwefelhaltige gelbe Erde keinerlei Pflanzen mehr Nahrung bot.
»Es stinkt!«, stellte Susi fest und band sich einen abgerissenen Fetzen ihres Kleides vors Gesicht.
Arthur atmete tief ein und merkte überrascht, dass die Luft bis in die letzten Verästelungen seiner Lunge strömte. Sie stank wirklich entsetzlich nach faulen Eiern, aber dafür konnte er sie leichter einatmen als die kühle, feuchte Luft der Hügel.
Auf der anderen Seite des heißen Sees war Fieberauges Rahnock zu sehen. Der Pirat hatte einfach einen Mast samt Rahen von einem gekaperten Schiff abmontieren, direkt am Ufer des Sees aufstellen und mit einem Flaschenzug versehen lassen, an dem er Gefangene über den heißen Schlamm schwenken und eintauchen konnte. In der Nähe war eine Plattform für Zuschauer aufgebaut.
»Ich schätze, wir haben es geschafft«, meinte Susi kurz darauf, als sie das östliche Seeufer passierten. »Und genug Zeit bleibt uns auch noch!«
»Wir wollen nicht darüber sprechen, bis wir tatsächlich aus Mittwochs Magen heraus sind«, sagte Arthur. »Oder, noch besser, bis uns Nieser eine schöne Tasse Tee in Montags Tagraum serviert!«
»Wenn ihr Glauben habt, wird alles gut werden«, psalmodierte der Karpfen.
Seine Worte büßten etwas an Glaubwürdigkeit ein, als im selben Moment zwei Geschosse direkt vor Jebenezer dumpf auf dem Boden aufschlugen. Einen Moment lang dachte Arthur, es handele sich um Kokosnüsse oder große, runde Früchte. Dann erkannte er, dass es abgetrennte Köpfe waren.
Die grün gefleckten Köpfe von Florenza und Padraic.
»Fieberauge!«, krächzte Florenzas Kopf.
»Tut uns leid!«, flüsterte der von Padraic.
»Vergesst nicht –«
»– uns die Köpfe wieder aufzusetzen, wenn –«
»– ihr gesiegt habt!«
»Gib mich Arthur!«, schnappte der Karpfen. Jebenezer gelang es gerade noch, Arthur das Marmeladenglas in die Hand zu drücken, bevor ein Wirbel gelben Staubes um seine Füße fegte und er zur Statue erstarrte. Ein weiterer Windstoß gelber Teilchen wand sich um Susi, die im Begriff war, ihr Messer zu ziehen, und auch sie erstarrte, ebenso wie die beiden Bogenschützen, die die Nachhut bildeten.
»Ich kann mich Fieberauges Kräften zu einem gewissen Grad widersetzen«, erklärte der Karpfen gehetzt. »Aber es kommt jetzt auf
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