Die Schlüssel zum Königreich 03 - Kalter Mittwoch.epub
haben«, sagte der Bürger. Diese Feststellung wurde wispernd von allen Seiten bestätigt.
Arthur nickte ein paarmal energisch und machte damit offenkundig, dass er haufenweise Vertrauen in den Karpfen hatte.
»Nun, auch fürs Protokoll, nennt eure Namen!«
Arthur dachte kurz nach.
Wenn der Karpfen der ist, für den ich ihn halte, kann ich nichts falsch machen. Wenn er es allerdings nicht ist …
»Dies ist Lord Arthur, Herrscher des Unteren Hauses, Fürst der Fernen Weiten, Heros des Hauses, Verzehrer des Kekses und Rechtmäßiger Erbe von dem ganzen Zeugs«, psalmodierte Susi, die wieder aufgestanden war. »Und ich bin Susanne Montags Terz, also solltet ihr euch besser ein wenig respektvoller zeigen, wenn ihr nichts dagegen habt!«
»Tatsächlich?«, fragte der Bürger im Baum. »Ich meine, ich habe ja Vertrauen und alles, aber bist du wirklich der Rechtmäßige Erbe?«
»Jawohl«, bestätigte Arthur, »der bin ich. Können Sie uns zum Karpfen führen?«
»Und du wirst uns alle von Fieberauges Herrschaft befreien?«
»Wie bitte?«
»Uns erretten, wie es der Karpfen behauptet.«
»Ah, zuerst einmal muss ich mit dem Karpfen reden.«
»Wie viele seid ihr?«, wollte Susi wissen. Sie starrte zwischen zwei Bäumen durch, wo immer mehr grünbraune Bürger sichtbar wurden, die ihre Deckung verließen.
»Siebenhundert und neunundsiebzig nach letzter Zählung«, entgegnete der Bürger, während er am Stamm herabrutschte und dabei mit seinen Sporen die Rinde zerfetzte. Er landete mit einem Sprung, der fließend in eine Verbeugung überging.
»Gestattet mir, dass ich mich vorstelle. Ich bin Jebenezer, Erster Anhänger des Karpfens und ehemaliger Zweiter Offizier auf der Najade – mögen ihre hölzernen Gebeine in Frieden ruhen.«
Bevor Arthur etwas erwidern konnte, schob sich eine Bürgerin nach vorn, verbeugte sich und gab bekannt: »Ich bin die Zweite Anhängerin des Karpfens und heiße Pennina!«
»Ich bin der Dritte Anhänger«, rief jemand von weiter hinten. »Mein Name ist Garam, und ich habe Vertrauen in den Karpfen!«
Ein wüstes Stimmengewirr folgte; Bürger schrien ihre Namen, ihren Platz in der Karpfenanhängerliste und verschiedene Beteuerungen des Vertrauens in den Karpfen, versicherten Arthur ihres Glaubens, dass der Rechtmäßige Erbe kommen werde, und riefen anderes Zeug, das bei dem Lärm nicht richtig zu verstehen war.
Währenddessen rückten sie immer dichter heran. Die Zahl derer, die aus dem Unterholz auftauchten, schien kein Ende nehmen zu wollen, und so schob sich eine beachtliche Bürgerschar auf Arthur zu.
»Äh, ich glaube, ich möchte jetzt ganz gerne den Karpfen sehen«, meinte Arthur und suchte mit dem Rücken Schutz am Stamm eines Baumes. Viele Bürger hatten vergessen, ihre nichtsvergifteten Pfeile wegzustecken, sodass eine ganze Menge scharfer, schlammiger Pfeilspitzen direkt auf Arthur gerichtet war.
»Der Rechtmäßige Erbe spricht: Alle gehen drei Schritte zurück!«, rief Susi laut, doch selbst ihre hohe Stimme ging in dem Tumult unter.
»Ich bin der neunundneunzigste Anhänger –«
»Hundertsechs –«
»Ich glaube –«
»Vertrauen –«
»Der Karpfen! Der Karpfen!«
»Drei Schritte zurück!«, brüllte Jebenezer in einer Lautstärke, die Stentor die Schamröte ins Gesicht getrieben hätte.
Der Vorwärtsdrang der Menge geriet ins Stocken; dann bewegten sich alle Anhänger, Gläubigen und Vertrauenden etwas zurück. Arthur schöpfte erleichtert Atem, musste aber feststellen, dass er seine Lunge nicht füllen konnte und konzentrierte sich darauf, ruhig zu bleiben.
»Lord Arthur will den Karpfen sehen«, sagte Susi.
»Ich bin ein wenig in Eile«, ergänzte Arthur und unterstrich seine Worte unfreiwillig mit einem leichten Keuchen. Er sah auf seine Uhr. Vor zwei Stunden hatten sie das Tauchboot verlassen; das bedeutete, dass ihnen noch zehn Stunden blieben, bevor die Balaena abfahren würde, und jetzt waren da noch fast achthundert Bürger, die erwarteten, dass er auch für sie etwas tat.
»Selbstverständlich, Sir! Folgt mir!«, bat Jebenezer. Er schob zwei Bürger zur Seite und bedeutete den anderen mit wilden Gesten, für Arthur eine Gasse zu bilden. »Das ist nur verständliche Hochstimmung, Sir; die Meisten von uns stecken schon so lange auf dieser Insel fest und leben in ständiger Angst vor der Wiederergreifung. Fieberauge versenkt die ergriffenen Sklaven nämlich.«
»Versenkt?«, fragte Susi nach.
»Im Heißen See«, erklärte Jebenezer. »Wer nicht
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