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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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um Korporal Axtraus.
    Die Bürger wirkten wie gewöhnliche Leute, lauter Männer und Frauen, die alle sehr gut aussahen, aber keiner war größer als eins achtzig, sodass sie vermutlich keine bedeutenden zivilen Positionen bekleideten. Niemand drehte sich um, als Arthur auf sie zumarschierte.
    Korporal Axtraus allerdings blickte kurz auf. Auch er war zirka eins achtzig groß und stämmig und wie Feldwebel Helve durch alte Nichtsverletzungen entstellt. In seinem Fall hatten sich ein ganzes Ohr und die Nase aufgelöst; an ihrer Stelle trug er ein Holzohr und eine Silbernase, die beide angeklebt zu sein schienen, denn Arthur konnte kein anderes Befestigungsmittel erkennen.
    »Du kommst zu spät, Rekrut!«, schnauzte Axtraus ihn an. »Du wirst aufholen müssen, während wir weitermachen.«
    »Jawohl, Korporal!«, rief Arthur. Er ging ein paar Schritte nach links und stellte sich an das eine Ende des Halbkreises. Weiter drüben sah er einen sehr kleinen Bürger, der zum Teil seinen Blicken entzogen war. Er entpuppte sich denn auch als Pfeiferkind, ein Junge ungefähr in Arthurs Alter, der aber wahrscheinlich schon Hunderte oder sogar Tausende von Jahren im Haus lebte. Er hatte kurzes, schwarzes Haar, eine sehr dunkle Haut und machte ein freundliches Gesicht; zumindest zog er ein bisschen die Mundwinkel hoch. Er winkte Arthur verstohlen zu, ohne dass sein Interesse an der Waffendemonstration des Korporals beeinträchtigt wurde.
    Falls es sich überhaupt um eine Waffe handelte. Arthur sah zu, wie der Korporal einen großen grauen Eisenblock an einem hölzernen Griff festhielt. An der Unterseite war ein regelmäßiges Muster von Löchern zu erkennen, und als der Korporal ihn vor sich auf den Tisch stellte, schoss Dampf daraus hervor.
    »Das ist das Gruppenbügeleisen«, erklärte der Korporal, wobei er es auf einen weißen Kragen presste. »Es ist immer heiß und wird eure Kleider verbrennen, wenn ihr es mit der gelöcherten Seite darauf liegen lasst. Ich werde jetzt die korrekte Vorgehensweise beim Bügeln der Nummer-Zwei-Regimentsparadeuniformkragen vorführen. Seht genau her!«
    Sämtliche Bürger beugten sich vor, während der Korporal das Bügeleisen sorgfältig sechsmal von rechts nach links über den Kragen bewegte. Dann stellte er es ab, drehte den Kragen um und wiederholte den Vorgang.
    »Hat das jeder kapiert?«
    Alle nickten, bis auf einen Bürger, der die Hand hob. Er war mit seinen fein geschnittenen Gesichtszügen und den strahlend blauen Augen der Bestaussehendste, doch unglücklicherweise wirkte sein Blick ziemlich leer.
    »Könntet Ihr das noch einmal machen, Korporal?«
    Arthur wiegte sich ganz leicht auf den Fersen und unterdrückte einen Seufzer. Es sah so aus, als ob das eine lange Bügellektion werden würde.

Kapitel Acht
     
     
    »He, ist das nicht Emilys Sohn? Der sollte doch auf Isolation im Zwanzigsten sein!«
    Es war ein Arzt, der diese Worte ausrief und dabei auf den Skelettjungen zeigte, welcher ihm keine Beachtung schenkte, sondern durch die Türen der Cafeteria verschwand. Blatt zögerte, dann eilte sie dem Nichtling nach. Hinter sich hörte sie den Arzt noch einmal rufen, und schon setzten sich einige Sicherheitskräfte des Krankenhauses in Bewegung. Aber sie hatten auf der anderen Seite des zentralen Atriums gestanden und würden einige Minuten brauchen, um sich einen Weg durch die Leute zu bahnen.
    Die Gitter an den Ausgabeschaltern der Cafeteria waren heruntergelassen, doch der Raum war voller Menschen, die müde herumhockten oder mit dem Kopf auf dem Tisch schliefen. Die Quarantäne musste während des Schichtwechsels angeordnet worden sein, begriff Blatt, sodass alle Angestellten, die von ihrer Schicht kamen, hier festsaßen und nun versuchten, ein bisschen zu dösen oder zu schlafen. Nur wenige gehörten nicht zum Personal, denn Besuchszeit war nachmittags.
    Der Skelettjunge gelangte bereits ans hintere Ende der Cafeteria, denn er benutzte seine Krücke nicht mehr und bewegte sich weitaus schneller, als es jedem Menschen mit einem geschienten Bein möglich gewesen wäre. Noch immer berührte er im Vorbeigehen Leute an Schulter oder Rücken.
    Jede Berührung fördert die Ausbreitung des Schimmelpilzes, dachte Blatt. Es war vermutlich nur eine Frage von Stunden, bis der Skelettjunge den Verstand Hunderter von Krankenhausangestellten beherrschte und über eine Armee von Willenlosen verfügte.
    Der Geistfresser bog hinter den Ausgabeschaltern links ab und stieß eine Tür auf. Er machte

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