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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Gebäudes. Für dieses Krankenhaus gilt ab sofort Biogefahren-Zone Rot gemäß Creighton-Erlass. Wer versucht, es zu verlassen, wird erschossen und eingeäschert.«
    Dieser Ansage folgte ein lauter Summton, dann wiederholte sie sich.
    Blatt fasste sich an den Kopf, wo er am meisten wehtat, am Hinterkopf. Es war nichts gebrochen, soweit sie es ertasten konnte, aber als sie ihre Finger hervorzog, waren sie blutverschmiert.
    Sie drehte die Hand um und unterdrückte ein Gefühl der Übelkeit. Plötzlich erstarrte sie; ihr Blick blieb auf dem Handrücken hängen. Er war braun, wie jeder Teil von ihr, der an Bord der Gottesanbeterin diversen Sonnen ausgesetzt gewesen war. Aber genau in der Mitte waren drei kleine graue Flecken.
    Jäh kehrte die Erinnerung zurück. Der Skelettjunge, der sich herumdrehte, um ihr nachzujagen. Ihr Sturz auf der Treppe. Dann … während sie ohnmächtig war, musste der Nichtling sie mit seinen Sporen infiziert haben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihre Gedanken lesen und sie tun lassen konnte, was ihm beliebte.
    Er würde alles erfahren. Er würde sie vollständig beherrschen.
    Blatt kämpfte sich wacklig auf die Beine und begann, die Treppe hinaufzusteigen; sie musste sich am Geländer festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Warnmeldung aus den Lautsprechern wurde ständig wiederholt und hallte im Treppenschacht wider, wodurch ihr das Nachdenken noch erschwert wurde.
    Sie musste die Tasche in die Finger bekommen und das Haus finden. Doktor Scamandros würde … könnte sie vielleicht heilen.
    Mit schier übermenschlicher Willenskraft gelang es Blatt, ihren schmerzgepeinigten Körper wieder ins dritte Stockwerk hinaufzuschleppen; als sie dort ankam, verstummte die plärrende Bandansage. Sie ruhte sich ein paar Minuten auf dem Treppenabsatz aus, um ihre Kräfte und ihre Gedanken zu sammeln. Aber ihr fiel keine Alternative zu ihrem ursprünglichen Vorhaben ein: zum Wäschelager zu gehen und nach der Tasche zu suchen. Falls der Skelettjunge sich dort aufhielt, war die Sache aussichtslos. Aber falls nicht, und sie fände die Tasche, dann …
    Blatt schüttelte den Kopf und zuckte vor Schmerz zusammen. Sie hatte keine Ahnung, was sie dann tun würde, aber es war ein erster Schritt. Ein Schritt nach dem andern, sagte sie sich. Ein Schritt nach dem andern.
    Sie nahm diesen Schritt in Angriff, indem sie langsam den Korridor zum Wäschelager entlangging und sich mit einer Hand an der Wand abstützte. Sie erreichte die Tür, vor der sie den Skelettjungen gesehen hatte, doch die war unbeschriftet, also ging sie weiter. Ein Schild an der nächsten Tür besagte, dass sie zu einem Lagerraum für Bürobedarf führte, also begab sie sich zur nächsten. Lagerraum für Elektronikteile. Blatt wandte sich auch von dieser ab, als ihr die Frage durch den Kopf schoss, warum die erste Tür nicht mit einem Schild versehen war. Jede Tür im Krankenhaus trug ein Schild. Warum diese nicht?
    Sie drehte sich um und ging zurück. Und tatsächlich, schwache Klebstoffreste verrieten die Stelle, wo das Schild abgerissen worden war. Aber warum sollte sich der Skelettjunge die Mühe machen, das zu tun?
    Blatt legte ein Ohr an die Tür und unterdrückte ein Stöhnen, denn sie hatte sich in der Entfernung verschätzt; ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Hals. Zugleich erlebte sie einen Augenblick der Panik, denn sie fürchtete, sich einen Wirbel gebrochen zu haben. Aber ihr Kopf ließ sich gut bewegen, und der Schmerz schien mehr von den Muskeln auszugehen, die von der Halsseite zum Kinn verliefen. Sie ignorierte ihn und horchte an der Tür.
    Sie konnte etwas hören, aber es klang nicht nach dem Skelettjungen, eher nach einer Frau, die leise redete. Blatt lauschte weiter, aber sie hörte niemand antworten. Es schien, als spräche die Frau mit sich selbst.
    Blatt drehte am Türknauf und schob die Tür einen Spalt breit auf. Sie sah Regale über Regale voll zusammengelegter Bettlaken, Kissenbezüge und anderem Bettzeug. Da standen auch ein Handwagen und, mit dem Rücken daran gelehnt, eine Schwester, die ein langes, biegsames Stück Plastik in der Hand hielt, in dem Blatt das Türschild erkannte.
    »Du kannst hier nicht herein«, sagte die Schwester.
    »Warum nicht?«, wollte Blatt wissen. Sie machte keine Anstalten, die Tür weiter zu öffnen oder sie zu schließen. Die Frau sah nicht ganz normal aus. Es machte einen merkwürdigen Eindruck, wie sie an dem Handwagen stand. Als ob einige Muskeln in ihren

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