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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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im Universum war.
    Als sie im Anschluss an diese Vorführungen üben mussten, was ihnen gezeigt worden war, unterhielt sich Arthur leise mit dem Kind des Pfeifers, dessen Name Fred Anfangsziffern Gold war. Er war ein Handschriftenvergolder aus dem Mittleren Haus und am Tag vorher eingezogen worden.
    Fred war optimistisch, was ihren künftigen Dienst in der Armee betraf, und begrüßte diesen sogar als willkommene Abwechslung von seiner nervtötenden Tätigkeit, Ziffern in wichtigen Hausdokumenten mit Blattgold zu verzieren.
    Er hatte gehört oder er erinnerte sich – was von beidem, wusste er nicht genau –, dass die Kinder des Pfeifers in der Armee normalerweise als Trommler oder andere Musikanten beschäftigt wurden, oder als persönliche Diener hochrangiger Offiziere. Das klang in seinen Ohren nicht allzu schlecht.
    Nach der abschließenden Lektion über Uniformpflege wurde die Gruppe zum Abendessen entlassen. Nur dass es keins gab – und es würde auch die nächsten sechs Monate keins geben, wie ihnen Korporal Axtraus mitteilte. Essen war ein Privileg und eine Ehre, die man sich durch gutes Betragen und vorbildliche Pflichterfüllung verdienen musste. Bis dahin wurde die Abendessenspause lediglich genutzt, um sich auf den Abendunterricht und die Ausbildung des nächsten Tages vorzubereiten.
    Arthur vermisste das Essen, obwohl er wie jedermann im Haus wusste, dass er es nicht zum Leben brauchte. Er verbrachte die Stunde, indem er die Ausrüstung und die Uniformen besah, die in seinem Spind und auf seinem Bett bereitlagen. Das Nützlichste von dem ganzen Kram war ein dickes, illustriertes Buch mit dem Titel Des Rekruten Kamerad, das in einem der vielen Abschnitte auch das Zubehör des Soldaten aufführte und bebilderte und kurz beschrieb, wo und wie es zu gebrauchen sei; trotzdem musste Arthur Fred bitten, ihm das ein oder andere zu erklären.
    »Wie kommt es, dass wir so viele verschiedene Uniformen haben?«, wollte er wissen.
    Fred blickte auf Arthurs Bett, wo sich die mehrteiligen Uniformen reihten: der Lederharnisch mit Kilt, der scharlachrote Waffenrock mit schwarzer Hose, der Ledermantel mit verstärkten Lederhosen, das waldgrüne Wams mit braunen Gamaschen, der lange Kettenpanzer mit Kettenhaube und eine verwirrende Vielfalt von Helmen, Stiefeln, Armschienen, Handschuhen und Lederverstärkungen.
    »Die Armee besteht aus verschiedenen Einheiten, die alle verschiedene Uniformen tragen«, erklärte Fred. »Deshalb müssen wir das ganze Zeug lernen, falls wir mal zur Legion, zur Horde oder zum Regiment geschickt werden … oder zu einer der anderen. Hab vergessen, wie sie alle heißen. Die Rüstung da mit den langen, schmalen Teilen, die ineinandergleiten und die man mit den Riemen verschnürt, das ist die Legionärskluft. Scharlachrot ist die Farbe des Regiments, und die Horde trägt knielanges Eisenzeug. Sie haben auch alle unterschiedliche Waffen. Wir werden sie alle noch kennenlernen, Helios.«
    »Ich sollte sie vielleicht nach diesem Plan hier sortieren«, meinte Arthur. Er legte Des Rekruten Kamerad aufs Bett und faltete das große Schaubild auseinander, das die korrekte Platzierung jedes einzelnen der 226 Gegenstände zeigte, für die Arthur jetzt persönlich verantwortlich war. »Obwohl ich sonst niemanden seine Sachen wegräumen sehe.«
    »Sie sind Bürger gewöhnlichen Ranges«, sagte Fred, dessen Bett und Spind Musterbeispiele militärischer Ordnung waren. Es klang, als ob damit alles erklärt sei.
    »Was meinst du damit?«, hakte Arthur nach, denn ihm erklärte das gar nichts.
    »Sie werden nichts tun, solange man es ihnen nicht sagt«, führte Fred mit einem verwirrten Seitenblick auf Arthur aus. »Sind die gewöhnlichen Bürger im Unteren Haus anders? Der ganze Haufen hier kommt aus dem Mittleren. Papierschneider, die meisten, und Florimel dort drüben eine Binderin Zweiter Klasse. Müssen ein Auge auf sie haben. Sie denkt, sie sollte Rekruten-Obergefreite sein, weil sie die höchste Haus-Rangnummer von uns allen hat. Ich schätze, sie wird schon noch herausfinden, dass das hier keine Rolle spielt. In den Augen der Armee sind wir Rekruten alle gleich: so tief unten, wie man nur sein kann. Es kann also nur aufwärts gehen. Ich glaube, ich kann es zum General bringen, bis meine Militärzeit abgelaufen ist.«
    Fred redete gern. Arthur hörte ihm zu, während er seine Ausrüstung verstaute, ein Vorgang, der weitaus schwieriger war, als die Illustration vermuten ließ. Obwohl Fred nur einen Tag vor

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