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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Morgen wieder in Kraft gesetzt. Wir können ins Wohnzimmer gehen und es uns im Fernsehen anschauen, wenn du möchtest. Setz dich nur ans Fenster, damit ich sehen kann, was ich mit deinem Kopf mache.«
    »Danke«, antwortete Blatt. »Ich wüsste gerne, was passiert. Sie sagen, die städtische Quarantäne wurde wieder in Kraft gesetzt?«
    »Vor zwei Stunden etwa, Liebes. Hier entlang.«
    »Aber Sie haben mich hereingelassen«, stellte Blatt fest, während sie Sylvie in ein kleines, aber behagliches Wohnzimmer folgte. An einer Wand hing ein Bildschirm; Sylvie schnippte mit den Fingern, und er schaltete sich ein. Der Ton war zwar so leise eingestellt, dass Blatt nichts verstand, doch konnte sie den am unteren Bildschirmrand entlanglaufenden Text lesen. QUARANTÄNESTUFE ROT ÜBER STADT VERHÄNGT. ARMEE UND FBA RIEGELN OSTBEZIRKSKRANKENHAUS AB. PSYCHOTROPE BIOWAFFE HINTER ERSTEM AUSBRUCHVERSUCH VERMUTET, WEITERER STEHT BEVOR.
    Man sah etwa ein Dutzend Leute aus der Krankenhaustür kommen. Sie gingen nicht normal, sondern schleppten die Beine unter merkwürdigen Verrenkungen nach und ruderten mit den Armen in der Luft. Die Kamera fuhr von ihnen weg zu den Soldaten und FBA-Agenten, die schrien und gestikulierten und schließlich ihre Waffe senkten, als die Geschütztürme der gepanzerten Fahrzeuge herumschwenkten. Dann fielen die ersten Schüsse. Es dauerte einen Moment, bis Blatt bewusst wurde, dass sie sie von draußen hören konnte; das Geräusch kam nicht aus dem Fernseher.
    Es war eine Liveübertragung.
    »Ja, ich weiß, ich hätte dich nicht hereinlassen sollen«, meinte Sylvie, die das Geschehen auf dem Bildschirm nicht verfolgte. Sie hob Blatts Haare an und begann, die Platzwunde mit einem beißenden Desinfektionsmittel abzutupfen. »Aber ich bin sehr alt, weißt du, und ich wollte nicht mit ansehen müssen, wie ein junges Mädchen vor meinen Augen erschossen wird. Falls du irgendeine schlimme Krankheit hast, dann werde ich mich vermutlich anstecken und ziemlich schnell daran sterben, ohne irgendjemand Umstände zu machen.«
    »Ich habe nichts«, beeilte sich Blatt zu sagen. Dann fiel ihr Blick auf ihre Hände.
    Nur dass das gelogen ist. Ich habe schon etwas. Aber du kannst dich nicht bei mir anstecken. Nur beim Skelettjungen. Aber bald wird er wissen, was ich weiß, und ich werde seine Marionette sein. Wie die bedauernswerten Leute, die er nach draußen geschickt haben muss und die erschossen worden sind, um die Quarantäne aufrechtzuerhalten.
    Im Fernsehen rückten jetzt zwei FBA-Agenten mit Flammenwerfern vor. Blatt sah weg, als die langen Feuerstrahlen auf die toten Leute gelenkt wurden.
    »Halt still«, ermahnte Sylvie sie. »Es ist mehr eine Quetschung als eine Platzwunde. Wahrscheinlich wäre eine Tomografie ratsam. Wann ist das passiert?«
    »Vor ungefähr einer Stunde, schätze ich«, antwortete Blatt. »Vielleicht auch vor zwei. Autsch!«
    »Ich habe ein bisschen anästhesierendes Gel aufgetragen«, erklärte Sylvie. »Und einen Pflasterverband, um die Wunde sauber zu halten. Aber die Tomografie solltest du trotzdem machen lassen.«
    »Sind Sie Ärztin?«, fragte Blatt. »Oder Krankenschwester?«
    »Ich bin im Ruhestand«, erwiderte Sylvie. »Aber ich war Apothekerin. Setz dich da hin, ich hole den Pfefferminztee.«
    Blatt sah wieder auf den Bildschirm. Gerade wurde ein hochrangiger Armeeoffizier interviewt. Ein General. Hinter ihm konnte Blatt die Panzer sehen, die an ihr vorbeigerollt waren. Jetzt fuhren sie vor dem Krankenhaus auf, und dazwischen postierten sich Soldaten. Blatt streckte die Hand aus, Handfläche nach oben, wartete, bis der Fernsehapparat sich auf sie eingestellt hatte, und hob einen Finger. Der Ton wurde lauter, und sie konnte verstehen, was der General sagte.
    »Wir wissen nicht, um was es sich handelt. Es könnte mit Rotwut zusammenhängen, dem durch Wasser übertragenen Psychotropikum, das vor zwei Jahren in Europa solche Probleme bereitet hat. Aber es hat sich innerhalb des Krankenhauses offenbar schon weit ausgebreitet, und manche Infizierten sind, wie wir gerade gesehen haben, nicht mehr zu rationalem Denken fähig und daher äußerst gefährlich. Unsere Aufgabe ist es, diesen Ausbruch einzudämmen. Dieser Aufgabe werden wir uns mit allen erforderlichen Mitteln stellen.«
    »Hat es weitere Kommunikation mit Dr. Emily Penhaligon gegeben?«, wollte der unsichtbare Interviewer wissen.
    »Dr. Penhaligon und ihr Team versuchen, die Wirkungen der Biowaffe mit verschiedenen Mitteln zu

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