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Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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seiner Ausführung geändert wurde. Major Pravuil war auch ein seltsamer Bote gewesen. Irgendetwas war Krähe an ihm nicht ganz einwandfrei vorgekommen, so als ob er irgendeine besondere und keine normale Offiziersstelle innehätte. Das Ganze roch nach Politik und Einmischung von oben.
    Krähe hasste Politik.
    »Weitere Bewegungen am Plattenrand«, meldete einer der Grenzer. »Und ich schätze, wir sind entdeckt worden. Da ist ein Offizier … ein höherrangiger Nichtling, oder wie auch immer man ihn nennen soll … der eine größere Gruppe in unsere Richtung führt.«
    Krähe spähte vom Hügel hinab. Er und seine Grenzer lagen hinter zahlreichen Felsbrocken auf dem Gipfel in Deckung, aber vielleicht hatte eine unbedachte Bewegung sie verraten. Oder ein Lichtreflex von seinem Perspektiv.
    Instinktiv sah er zur Sonne hoch. Sie stand nahe am Horizont und war auf ihrem wackligen Weg nach unten, aber bis zu ihrem endgültigen Verschwinden würde es noch mindestens eine halbe Stunde dauern. Die Plattengrenze, die für sein geschultes Auge als schwacher Farbunterschied des Bodens sichtbar war, lag hundert Meter unter ihnen. Falls die Nichtlinge angriffen, müssten er und seine Männer es hinter diese Grenze schaffen, bevor die Dunkelheit einbrach und die Platten sich bewegten. Was nach Krähes Schätzung möglich war.
    Er war nicht allzu sehr beunruhigt. Seine Streitkräfte befanden sich in der Ecke ihrer gegenwärtigen Platte, und ein schneller Spurt in eine von zwei Richtungen würde sie auf Platten bringen, die sich in relativ sichere Gegenden schoben.
    »Irgendetwas ist eigenartig an dieser Kolonne«, brummte der Feldwebel. »Sieht aus, als ob sie etwas transportieren. Sie haben eine ganze Herde von Unpferden dabei.«
    Krähe hob sein Fernrohr. Unpferde waren wertvoller Viehbestand, Kreaturen, die Erdpferden nachempfunden und die Grimmiger Dienstag in der Grube halb gezüchtet, halb fabriziert hatte. Seit seinem Sturz hatte es keinen Nachschub an Unpferden mehr gegeben, sehr zum Verdruss der Mäßig Ehrenwerten Artillerie-Kompanie und der Horde.
    Aber die Nichtlinge dort unten hatten mehr als zweihundert Unpferde, die vor einen zwanzigrädrigen Wagen von mindestens zwanzig Meter Länge gespannt waren. Auf dem Wagen befand sich …
    Krähe ließ sein Perspektiv sinken, rieb sich noch einmal das rechte Auge und schaute dann erneut hindurch.
    »Was ist es?«, fragte der Feldwebel.
    »Es sieht wie ein riesiger Stachel aus«, berichtete Krähe. »Ein zwanzig Meter langer Stachel aus einem sehr eigenartigen Material. Er ist dunkel und er reflektiert überhaupt kein Licht. Es muss eine Art von –«
    »Nichts sein?«
    »Ja, das denke ich. Durch Zauberei fixiertes Nichts. Aber warum bringen sie es ins Labyrinth? Welcher Zweck könnte dahinterstecken, wenn sie doch gar nicht wissen, wo es landen wird –«  
     
    Krähe schwieg plötzlich, legte das Fernrohr auf einen Stein und schlug rasch seine Ephemeride auf; er blätterte durch die Seiten, bis er die richtige Tabelle fand und durch Querverweise den Tag mit der Platte abglich, auf der sich der Unpferdezug der Nichtlinge befand.
    »Diese Platte wird sich heute Nacht genau ins Zentrum des Labyrinths bewegen«, sagte er nachdenklich. »Planquadrat fünfhundert/ fünfhundert.«
    »Dort gibt es nichts Besonderes«, bemerkte der Feldwebel.
    »Nichts, wovon wir wissen. Aber ich habe von einem berühmten Problem gehört, das sie an der Generalstabsakademie als Aufgabe stellen; sie nennen es ›Das Fünfhundert/ Fünfhundert-Problem‹ … Die Nichtlinge müssen wissen, wohin diese Platte wandert. Und sie müssen gewusst haben, wohin all die anderen Platten gewandert sind, sonst hätten sie nicht so weit kommen können.«
    »Aber sie können doch keiner Ephemeride habhaft werden, ohne dass sie explodiert«, gab der Feldwebel zu bedenken. »Oder etwa doch?«
    »Wir haben es auch nie für möglich gehalten, dass sie sich organisieren könnten«, meinte Krähe. »Dennoch haben sie genau das getan, und sie werden von jemandem angeführt, der das Geschäft kennt. Hier, nehmt das und schaut, ob Ihr noch etwas anderes sehen könnt.«
    Er reichte dem Feldwebel das Perspektiv und entnahm der Tasche seines Köchers einen kleinen Elfenbeinständer und einen Bleisoldaten. Die Figur war die eines Obersts im Regiment, ganz in Scharlachrot und Gold. Krähe stellte sie in den Ständer. Die Farben leuchteten auf, die Umrisse wurden schärfer, und sie verwandelte sich in eine lebendige Miniatur des

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