Die Schlüssel zum Königreich 04 - Rauer Donnerstag
Henkersknechte.«
»Ihr seid gar nichts!«, kreischte Sir Donnerstag. »Ich degradiere euch alle zu nichts! Ich werde meine Befehle selbst ausführen!«
Er fuhr herum, hob sein Schwert, sodass die Spitze genau auf Arthurs Herz gerichtet war, und rannte direkt auf den Jungen zu.
Arthur versuchte, sich auf den Boden zu werfen, aber er wurde zu fest gehalten. Er konnte dem Stoß nicht ausweichen.
Doch die Klinge fand ihr Ziel nicht. Sir Donnerstag hatte erst einen Schritt gemacht, als die Schlange am Heft seines Schwertes unvermittelt zum Leben erwachte und sich aufbäumte. Sie bestand ganz und gar aus Wörtern, und eine Zeile, die über ihren Rücken lief, erstrahlte plötzlich silbern. Die Buchstaben wuchsen, bis sie die ganze Breite des Reptils einnahmen und schließlich ein Satz zu lesen war: Lasset dem Vermächtnis Genüge geschehen!
Die Giftzähne der Schlange glänzten im silbernen Licht, und bevor Sir Donnerstag einen weiteren Schritt machen konnte, schlug sie zu; blitzschnell bohrten sich ihre Zähne in seinen Handrücken. Sir Donnerstag zuckte zusammen und verriss das Schwert, sodass die Klinge ein gutes Stück über Arthurs Kopf hinwegsauste, dem Bürger, der ihn festhielt, das Ohr abschnitt und dann tief in die Holzvertäfelung der Wand eindrang.
Arthur hörte den Bürger hinter sich aufschreien und wurde losgelassen. Sir Donnerstag versuchte, die Schlange, die Teil Vier des Vermächtnisses war, von seiner Hand zu reißen. Die Marschälle zogen ihre Schwerter. Alle anderen drängten sich gegen die Wände; manche zogen die Waffe, doch die meisten sahen einfach nur verblüfft und verängstigt zu.
Arthur wusste, was zu tun war. Er drehte sich um, packte das Schwert und zog es unter Aufbietung seiner letzten Kräfte aus dem Holz. Es fiel klirrend zu Boden, denn er konnte es nicht mehr halten. Arthur kniete sich daneben und umfasste den Griff.
Dann sprach er mit der klarsten Stimme, zu der er noch fähig war.
»Ich, Arthur, gesalbter Erbe des Königreichs, beanspruche diesen Schlüssel und mit ihm …«
Sir Donnerstag heulte wütend auf, zerrte die Schlange von seinem Arm und schleuderte sie quer durchs Zimmer, entriss der kraftlosen Hand eines Stabsmajors das Schwert und stürzte, heulend wie ein wildes Tier, auf Arthur zu.
Doch die Marschälle hielten ihn auf. Es bedurfte aller drei, um das fertigzubringen; ihre Klingen prallten klirrend mit seinem Schwert zusammen, während sie darum kämpften, den Rasenden unschädlich zu machen.
Arthur sprach immer schneller, wobei sein Blick dem blitzschnellen Schlagabtausch der Schwerter galt.
»… den Befehl über die Glorreiche Armee der Architektin und die Herrschaft über das Große Labyrinth. Ich beanspruche dies von Geburts und Erwerbs wegen, aus der Wahrheit heraus, aufgrund des Testamentes und gegen allen Widerstand.«
Er spürte eine Berührung am Bein, und sein erschrockener Schrei durchbrach die Stille, die sich während seiner Rede über das Zimmer gesenkt hatte. Er blickte an sich hinab und sah die Schlange an seinem Bein hochkriechen.
Die Marschälle machten sich Sir Donnerstags momentane Ablenkung zunutze und drängten ihn in eine Ecke zurück, doch weder war er entwaffnet noch besiegt. Die drei Marschälle vermochten nicht mehr, als ihn dort festzuhalten und sich vor seinen blitzschnellen Ausfällen und Hieben zu schützen. Obwohl er den Vierten Schlüssel nicht mehr hatte, war er noch immer extrem gefährlich.
»Richte den Schlüssel auf ihn und befiehl ihm, strammzustehen!«, zischte das Vermächtnis. Es hatte sich schon weit um Arthurs Oberarm gewunden und reckte den rautenförmigen Kopf empor, sodass er beunruhigend dicht am Ohr des Jungen hin und her pendelte.
»Ich will den Schlüssel nicht benutzen«, flüsterte Arthur.
»Wie bitte!?«, zischte das Vermächtnis. »Ich weiß, dass du der Rechtmäßige Erbe bist! Das erkenne ich!«
»Ja, der bin ich«, wisperte Arthur. »Aber … hören Sie, wir werden später darüber reden.«
»Ihr habt also meinen Schlüssel«, rief Sir Donnerstag. Er senkte sein Schwert, doch die Marschälle unternahmen keinen Versuch, daraus Vorteil zu ziehen. »Es braucht jedoch mehr als das, um meine Armee zu kommandieren, besonders wenn der Feind vor den Toren steht. Ich nehme an, der Feind steht noch vor den Toren?«
»Jawohl, Sir«, bestätigte ein Oberst unsicher. »Wir sind aber zuversichtlich, dass es dem Feind an Mut gebricht, sobald die Platten sich wieder bewegen, und –«
»Die Platten werden
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