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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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war Ihre Nacht in dem geteilten Zimmer?«, fragte Diana, als sie schließlich zusammensaßen und mit kratzenden Messern Margarine und Orangenkonfitüre auf ihren Toasts verteilten. Ohne so recht zu wissen, warum, verschwieg sie ihm den Fund aus dem Fensterbrett. Es war, ­als wollte sie diesen Trumpf hüten, für den Fall, dass sie auf ihrer Suche einen Punkt erreichten, an dem es nicht mehr wei­terging.
    »Nicht besonders gut, aber das haben Sie ja schon gesehen, als ich auf dem Weg zur Dusche war.«
    Diana betrachtete ihn prüfend. Tatsächlich wirkte er auch jetzt noch ein bisschen übernächtigt.
    »Haben Sie vielleicht irgendeinen Geist gesehen? Sie hatten doch keine Einschlafprobleme im Hotel.«
    »Nein, und für gewöhnlich habe ich die auch nicht. Mir gehen nur so einige Dinge im Kopf herum. Sonst schaffe ich es, sie ganz gut zu verdrängen, aber irgendwie hat dieser Ort etwas an sich, das die Gedanken beflügelt – gute wie schlechte.«
    Was meinte er damit?
    »Vielleicht hätte ich Sie doch nicht von Ihrer Arbeit abhalten sollen«, begann Diana schuldbewusst. »Ich schleppe Sie hier durch die Botanik, und zu Hause steht Ihr Verleger kopf.«
    »Das ist es nicht«, kam es wie aus der Pistole geschossen. »Es geht um meine Ex-Frau.«
    »Oh, na dann.« Verlegen biss Diana in ihre Toastscheibe und spülte mit dem besten Ceylontee, den sie je getrunken hatte, nach. Manderley hatte offenbar ein Päckchen von dem handverlesenen Tee spendiert.
    »Sie hat mir gestern eine Nachricht geschrieben und mir mitgeteilt, dass sie jemanden kennengelernt hat«, redete ­Jonathan unerwartet weiter. »Einen Computerspezialisten aus Melbourne. Sie erwägt sogar, nach Australien zu ziehen und Rana mitzunehmen. Das bedeutet natürlich, dass der Weg zu meiner Tochter erheblich weiter wird. Mal abgesehen davon, dass sie aus ihrer jetzigen Schule gerissen wird.«
    »Das tut mir leid.«
    »Das muss es nicht. Ich habe schon seit einiger Zeit so etwas geahnt. Oder besser gesagt, Rana hatte es in ihren Briefen angedeutet. Natürlich kann sie noch nicht genug schreiben, um alles bis ins kleinste Detail zu erklären, aber ich spüre schon, dass es sie belastet.«
    »Und wenn Sie sich um das Sorgerecht bemühen? Immerhin sind Sie indischer Staatsbürger.«
    »Das würde allerdings auch bedeuten, dass ich nach Delhi ziehen müsste. Ich müsste Sri Lanka aufgeben und damit auch alle Pläne, die ich hatte.«
    Diana fiel das Königreich von Kandy wieder ein, das er erwähnt hatte.
    »Das klingt jetzt furchtbar egoistisch, nicht wahr?« Er lächelte spöttisch und nahm einen Schluck von seinem Tee.
    »Und wenn Sie Ihre Tochter mit nach Sri Lanka nehmen?«
    »Dann zöge das Argument mit dem Schulwechsel nicht mehr, denn auch hier müsste sie an eine andere Schule gehen. Außerdem ist die Bindung zu ihrer Mutter groß.« Seufzend stellte er die Tasse wieder ab. »Ich fürchte, mein Buch muss ein durchschlagender Erfolg werden, sonst kann ich mir die Besuche in Australien nicht leisten.«
    »Und dass Ihre Ex-Frau Ihrer Tochter den Flug hierher bezahlt, ist auch nicht drin?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Rana ist acht, ich glaube, keine Mutter auf der Welt würde ihre Tochter in diesem ­Alter allein in ein Flugzeug setzen – wenn es dafür nicht einen gravierenden Grund gibt. Ich werde mich wohl oder übel damit anfreunden müssen, meine Tochter eine ganze Zeit nicht zu sehen.«
    Diana spürte deutlich, wie nahe ihm das ging, und ohne lange zu überlegen, griff sie nach seiner Hand. »Sie werden schon eine Lösung finden, da bin ich sicher. Und notfalls gehe ich den Verlegern meines Landes persönlich auf die Nerven, damit sie die Rechte an Ihrem Buch kaufen.«
    Jonathan lächelte versonnen in sich hinein, dann verscheuchte er das Thema mit einem leichten Kopfschütteln.
    »Wir sollten über die Akten reden und das, was Sie vorhaben. Sie wollen doch sicher die Nachbarplantage aufsuchen, habe ich recht?«
    Diana nickte. »Ja, vorausgesetzt, wir können sie erreichen. Immerhin kommt unser Fahrer erst in drei Tagen wieder.« Dabei fiel ihr ein, dass sie den Flug noch umbuchen musste.
    »Mr Manderley würde uns bestimmt eines seiner Fahrzeuge leihen. Obwohl er nichts mit der Sache zu tun hat, scheint er Feuer und Flamme für unser Projekt zu sein.«
    Bei der Art, wie er das Wort unser betonte, wurde Diana warm ums Herz, doch sie verbarg ihr Lächeln hinter der ­Teetasse.
    Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg ins Archiv. Die

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