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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Trampelpfad nach und nach verlor, weil die Natur sich den schmalen Streifen zurückerobert hatte, erreichten sie schließlich das Gebäude. Die aus Holzbohlen und Brettern errichtete Hütte erinnerte Diana ein wenig an die Pfahlhäuser, die sie an der Küste gesehen hatte – nur dass der hohe Bau hier wohl nicht vor der Flut schützen sollte.
    Das Dach war von zahlreichen Unwettern nahezu zerstört worden, die Hütte selbst wirkte windschief. Traurig blickten ihre Augen in das grüne Gewirr aus Heveabäumen und Palmen hinaus, als erinnerte sie sich permanent an frühere, an bessere Zeiten.
    »Was mag das für ein Haus gewesen sein?«, fragte Diana, während sie ihren Blick über den mit Holzbohlen ausgelegten Vorplatz schweifen ließ. Obwohl das Gras unkontrolliert durch die Spalten wucherte, konnte man die ursprüngliche Form noch erahnen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Es könnte das Haus eines Gurus gewesen sein, eines religiösen Anführers. Oder ein Versammlungsort für die Bewohner des Dorfes in der Nähe.«
    »Aber warum ist dieser Ort hier oben?«, wunderte sich ­Diana.
    »Das müssten Sie die Leute im Dorf fragen. Ich schau mir die Sache mal von innen an.«
    Jonathan erklomm die Treppe und sah sich kurz im Innenraum um. Mit einem breiten Lächeln und einem langen Stab in der Hand kehrte er schließlich wieder zurück.
    »Ich glaube, ich weiß, was das hier einmal war.«
    Diana hob die Augenbrauen. »Und das ersehen Sie aus diesem Stock?«
    »Das ist nicht irgendein Stock, das ist ein Übungsstock. Ich möchte mich nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, aber dieses Gebäude ist meiner Ansicht nach eine ehemalige Kampfschule.«
    Diana trat näher, erklomm nun ebenfalls die Treppe zu der Veranda und blickte in den Raum. Zahlreiche Gegenstände sowie alte Rattanmöbel lagen von einer dicken Staubschicht bedeckt kreuz und quer auf dem Boden.
    »Eine Kampfschule? Gibt es hier so etwas wie Karate?«
    »Etwas viel Besseres!« Jonathan wirbelte den Stock durch die Luft und rief: »Kalarippayat!«
    »Wie bitte?«
    »Das ist der Name der Kampfkunst. Kalarippayat.« Jonathan erläuterte ihr kurz, was es damit auf sich hatte, worauf Diana beeindruckt zugeben musste: »Eine sehr weise Methode des Kräftemessens. Wenn ich mir vorstelle, dass dadurch die verheerenden Verluste in den Weltkriegen hätten vermieden werden können …«
    »Das birgt aber auch einige Risiken«, wandte Jonathan ein. »Stellen Sie sich mal vor, der Falsche hätte den besseren Kämpfer und würde dann ein Volk nur aufgrund dieses Sieges unterjochen dürfen.«
    »Sie haben recht, das wäre natürlich unfair.«
    Diana beobachtete, wie Jonathan das Gebäude beinahe andächtig musterte. Nachgerade so, als gäbe es für ihn einen besonderen Bezug dazu. »Und beherrschen Sie diese Kampfkunst etwa?«
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich bin Wissenschaftler, kein Sportler. Diese Kampfkunst ist sehr fordernd, meist beginnen die Kämpfer in sehr jungen Jahren mit dem Training. Ähnlich wie beim Judo oder Karate. Die Kämpfer springen förmlich ineinander und vollführen entweder mit Schwertern oder unbewaffnet komplizierte Schlagfolgen, deren Muster man nur erkennt, wenn man sehr genau hinsieht und sich auch ein wenig damit befasst hat. Es ist faszinierend, ihnen zuzusehen.«
    Diana schob staunend die Unterlippe vor, während sie sich vorstellte, wie die jungen Schüler auf der breiten Veranda gesessen und versucht hatten, sich von den Kämpfenden auf der Holzplattform etwas abzuschauen. »Eine Kampfschule neben der Plantage meiner Vorfahren! Das hätte ich nicht erwartet.«
    »Wahrscheinlich war sie bereits zu Zeiten von Henry Tremayne geschlossen und vergessen worden. Es wäre aber auch möglich, dass sich die Männer aus dem Dorf hier getroffen haben, um zu üben. Wenn ja, kann man nur über ihren Mut staunen, denn wären sie von den Plantagenbesitzern erwischt worden, hätte es sehr schlecht für sie ausgesehen.«
    Da sie nicht damit gerechnet hatten, einen derartigen Fund zu machen, hatte Diana auch ihre Kamera nicht dabei, um ihn zu dokumentieren.
    »Ich werde nachher noch einmal herkommen und alles ­fotografieren«, sagte Jonathan. »Ein Zeugnis wie dieses wäre eine hübsche Ergänzung für mein Buch.«
    »Wirklich?«, fragte Diana lächelnd. »Es ist doch nur eine Kampfschule.«
    »Aber ein Zeugnis der tamilischen Tradition zur Kolonialzeit. Da ich die Ursachen des heutigen Konflikts in der Kolonialzeit sehe, gehört es dazu.«
    Wieder

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