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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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aufbauen. Ich werde dir selbst einen Erben machen. Und ich verspreche dir, dass du nie größere Lust empfinden wirst.«
    Als sich der Griff seiner Hände lockerte, stieß Grace ihn zurück. Anstatt sie noch einmal zu ergreifen, strich er sich bebend das Haar aus dem Gesicht und fixierte sie weiterhin wie ein Wolf seine Beute.
    »Denk an meine Worte, Prinzessin. Sofern ich von deinem Vater nicht angesprochen werde, bleibt die Sache geheim. Und wenn du vor deiner Hochzeitsnacht erscheinst, ist ­alles, was ich weiß, vergessen. Darauf hast du das Wort eines Gentle­man!«
    Am liebsten hätte Grace ihm ins Gesicht gespuckt, doch da kam Victoria um die Ecke. Verwundert blickte sie zwischen Grace und Stockton hin und her.
    »Hier bist du! Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    Grace verging beinahe vor Scham, als sie um Fassung bemüht antwortete: »Mr Stockton und ich haben uns gerade unterhalten, da muss ich es überhört haben.«
    »Ich wollte schon Mr Vikrama holen, damit er suchen hilft.«
    Bei der Erwähnung seines Namens blitzte in Stocktons Augen etwas auf. Er presste die Lippen zusammen, doch Grace hatte seine Worte noch immer im Ohr. Und sie wusste, dass er seine Drohung wahr machen würde.
    »Ich komme, Liebes«, sagte sie und ging, ohne sich noch einmal nach Stockton umzusehen, mit ihr davon.
    Es kostete sie ihre ganze Selbstbeherrschung, sich nicht anmerken zu lassen, was Stockton mit ihr angestellt hatte. Ein paar Mal war sie drauf und dran, in Tränen auszubrechen, doch die Gewissheit, dass Victoria sie fragen würde, was los war, brachte sie schnell wieder dazu, sich zu beherrschen.
    Als Victoria auf dem Weg zu ihrem Zimmer von Miss Giles gerufen wurde, kehrte Grace allein in den Raum zurück und ließ sich niedergeschlagen auf ihr Bett sinken. Was sollte sie nur tun? Wie konnte sie Stocktons Vorhaben öffentlich machen, ohne selbst dabei das Gesicht zu verlieren? Sie konnte ihren Eltern doch nicht erzählen, dass … Außerdem würde er es sicher als Verleumdung abtun – oder als den Versuch ihrerseits, ihn zu verführen.
    Nein, so weit durfte es nicht kommen!
    Aus irgendeinem Grund, den sie nicht benennen konnte, fiel ihr Blick auf die Kommode. Auf einmal erhob sie sich und eilte mit schnellen Schritten dorthin.
    Nachdem sie eine bestimmte Schublade aufgezogen hatte, blickte sie auf die Abschrift des Palmblatts, die sie darin versteckt hatte. Stocktons Worte donnerten durch ihren Verstand. Sie war sich der Konsequenzen ihres Vorhabens wohl bewusst, doch sie hatte keine andere Wahl. Stockton musste das Interesse an ihr verlieren, als Frau und auch als Schwiegertochter. Hör auf dein Herz, hallte die Stimme des Alten durch ihren Verstand. In diesem Augenblick sagte ihr Herz nur eines und widersprach damit völlig ihrem Verstand …
    In dieser Nacht schlich sie sich nicht aus dem Haus. Mit an den Leib gezogenen Knien hockte sie vor dem Fenster und versuchte, über den Ekel hinwegzukommen, der sie erfasst hatte. Noch immer schien es ihr, als könnte sie Stocktons Hände an ihren intimsten Stellen fühlen. Konnte Vikrama sie jemals wieder berühren, ohne dass sie das gierige Gesicht dieses Kerls vor sich hatte?
    Ein leises Kratzen brachte sie dazu, den Kopf zu heben. Vikrama stand vor dem Fenster, gekleidet in seine zeremonielle weiße Kleidung.
    Grace blickte sich nach Victoria um, die aber tief und fest schlief. Dann öffnete sie das Fenster. Vikrama strahlte.
    »Ich möchte dich mitnehmen«, flüsterte er. »Du wolltest doch schon immer mal sehen, wie ich kämpfe.«
    Das hatte sie sich in der Tat gewünscht. Nur war es jetzt kein Zeitpunkt, an dem sie sich über diese Geste des Vertrauens, ja der Liebe, freuen konnte.
    »Was ist mit dir?«, fragte Vikrama besorgt, als eine Antwort von ihr ausblieb. »Willst du nicht mitkommen? Hast du dein Blut bekommen?«
    Die Freiheit, mit der er über gewisse Themen sprach, brachte sie nun doch zum Lächeln.
    »Nein, es ist alles in Ordnung. Mir war nur ein wenig unwohl, aber das ist vorbei, wo du bei mir bist.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen Kuss. »Ich bin gleich bei dir.«
    Rasch schlüpfte sie in ihr Nachmittagskleid, das noch immer über dem Stuhl hing, und nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Victoria tief und fest schlief, schlüpfte sie mit Vikramas Hilfe nach draußen. Dabei fiel sie gegen seinen Oberkörper, und für einen elektrisierenden Moment berührten ihre Schultern seine nackte Brust. Zunächst erschrocken, dann erstaunt, sah sie ihn

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