Die Schmetterlingsinsel
los!« Grace umklammerte seine Handgelenke, schaffte es aber nicht, ihn abzuwehren. Sein Atem strich über ihr Gesicht, als er keuchte: »Ich wollte dich schon an dem Tag, als du mir mit deiner Schwester vor die Hufe gelaufen bist. Keine einzige Minute ist seitdem vergangen, ohne dass ich nicht an dich denken musste. In den Nächten, wenn ich neben meiner Frau lag, habe ich davon geträumt, dich zu besitzen, dich zu meiner Geliebten zu machen. Auf der Plattform war ich so nahe dran, wenn du nicht zurückgeschreckt wärst, hätte ich dich dort oben geliebt.«
»Mr Stockton!«, gab Grace empört zurück. »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
»Und ob es mein Ernst ist! Ich begehre dich, süße Grace, schon so viele Monate! Ich weiß, dass dein Vater mich umbringen würde, wenn ich meinem Begehren nachgeben würde. Da trifft es sich doch herrlich, dass du meinen Sohn heiraten sollst. Meinen missratenen, verweichlichten Sohn, der nur Augen für tote Tiere hat! Wer weiß, ob er überhaupt Nachkommen zeugen kann. Aber dafür werde ich schon sorgen.«
»Lassen Sie mich los, Mr Stockton!« Verzweifelt wand sich Grace, schaffte es aber nicht, ihn loszuwerden. »Sie reden dummes Zeug!«
Plötzlich hielt er inne. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den man nur Wahnsinn nennen konnte. »Dummes Zeug? Nun, mir sind da ein paar Gerüchte zu Ohren gekommen, Gerüchte, die deinen Vater sicher sehr interessieren würden. Mal sehen, ob er das für dummes Zeug hält.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden!« Grace funkelte ihn zornig, aber zugleich ein wenig furchtsam an. Wusste er es wirklich? Wer sollte sie beobachtet und dann verraten haben?
Plötzlich schoss ihr in den Sinn, dass Petersen ihr nach einem Stelldichein entgegengekommen war. Es hatte zufällig gewirkt, doch wenn sie jetzt darüber nachdachte …
»Ich rede von diesem Mischling, diesem Vikrama. Ein hübscher Kerl, das muss ich ihm lassen. Und offenbar weiß er, wie man dich anpacken muss, um zum Ziel zu kommen!«
Grace glaubte, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
So fehlte ihr auch die Kraft, um sich gegen die Hand zu wehren, die ihren Rock hochraffte, und gegen die Hüften, die sich zwischen ihre Beine drängten.
»Das sind alles nur dumme Gerüchte!«, versuchte sie sich zu verteidigen, während sie sich gleichzeitig verzweifelt fragte, wann jemand etwas von ihren heimlichen Treffen erfahren haben konnte. Dieser Jemand musste eine äußerst schmutzige Fantasie haben, wenn er glaubte, sie würde sich Vikrama wie eine Dirne hingeben.
»Vielleicht solltest du mir den gleichen Dienst erweisen wie diesem Wilden«, keuchte Stockton erregt, ohne ihre Worte zur Kenntnis zu nehmen. »Es wird kaum auffallen, wenn er dich ohnehin schon geöffnet hat.«
Als er ihr in die Unterhose griff, schnappte Grace nach Luft. Angst und Ekel schnürten ihr die Kehle zu, so dass sie nicht einmal schreien konnte. Sein Atem streifte ihr Gesicht, wenig später pressten sich seine Lippen auf ihren Mund und erstickten ihren Schrei mit seiner Zunge. Gleichzeitig fand sein Finger den Weg in ihr Geschlecht. Grace glaubte, vor Abscheu ohnmächtig zu werden, während es in ihren Ohren hämmerte und trommelte.
Erstaunt hielt er inne und ließ von ihren Lippen ab. »Er hat noch nicht …«
Grace schluchzte vor Ekel und Zorn, dann fand sie wieder die Kraft, sich gegen ihn zu stemmen.
Stockton erholte sich von seinem Staunen recht schnell, denn auf einmal lächelte er. »Nun, wenn das so ist …«
»Grace?«
Die Stimme ihrer Schwester klang in ihren Ohren wie eine Freiheitsglocke. Stockton hielt inne, die Röte seines Gesichts nahm noch weiter zu. Grace wimmerte. Würde er nun endlich von ihr ablassen? Oder besaß er die Frechheit und Schamlosigkeit, sich vor Victorias Augen an ihr zu vergehen?
Als ihre Schwester erneut nach ihr rief, zog er sich zurück. Anstatt sie loszulassen, bohrten sich seine Finger in ihre Oberarme.
»Kein Wort zu deinem Vater, verstanden?«, schnarrte er sie im Flüsterton an. »Wenn du ihm von dieser kleinen Begegnung hier erzählst, werde ich ihm erzählen, dass du dich mit dem Mischling triffst.«
»Sie sind ein Schwein, Stockton!«, gab Grace angewidert zurück.
»Mag sein, aber eines, das kriegt, was es will! Dafür, dass ich schweige, will ich, dass du mich in der Nacht vor deiner Hochzeit triffst. Meinem Sohn wird nicht auffallen, dass du keine Jungfrau mehr bist. Und ehrlich gesagt will ich die Zukunft meiner Plantage nicht auf George
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