Die Schmetterlingsinsel
den komplizierten Bewegungen.
Zuerst kämpften die jüngsten Burschen gegeneinander, was allein schon atemberaubend war. Doch als Vikrama gegen einen der ältesten Schüler antrat, kam Grace aus dem Staunen nicht mehr heraus. Niemals hätte sie geglaubt, dass Menschen sich derart schnell und geschmeidig bewegen konnten. Wie Katzen sprangen sie ineinander und schlugen mit kurzen Übungsschwertern aufeinander ein. Hin und wieder schienen ihre Gliedmaßen miteinander zu verschmelzen, so dass sie wie der tanzende Shiva auf dem Bild in der Halle wirkten.
Am Ende des Kampfes verneigten sich Vikrama und sein Gegner ehrfürchtig zunächst voreinander, dann vor dem Lehrmeister.
So ging es noch einige Male, wobei sich die Kämpfer abwechselten. Wenn Vikrama nicht gerade auf dem Kampfplatz war, blickte sie zu ihm, wie er neben dem Meister saß, mit ernsthafter, ja beinahe feierlicher Miene. Keinem der Schüler kam ein Anfeuerungslaut über die Lippen, nur das Klappern der Waffen hallte durch die Stille, und Grace fragte sich, warum sie es bisher noch nie gehört hatte.
Als die Übung beendet war und sich die Schüler in der Nacht zerstreuten, begleitete Vikrama sie zurück zum Haus. Ringsherum raschelte es im Gebüsch, ein Vogelruf erklang hoch über dem Hang, der von sanftem Mondlicht angestrahlt wurde.
»Würdest du mich heiraten?«, fragte sie unvermittelt und war danach selbst erstaunt über ihre Kühnheit, doch wahrscheinlich verlieh die Furcht vor Stockton ihr Mut.
Vikrama erstarrte augenblicklich. »Dich heiraten? Aber dein Vater hätte sicher etwas dagegen.«
»Das mag sein, aber wäre es nicht möglich, ohne seinen Segen zu heiraten? Vor deinen Göttern vielleicht! Wenn sie mir schon bei Victorias Krankheit gewogen waren.«
So verwirrt, wie Vikrama nun dreinblickte, schnürte es Grace das Herz zusammen. Wollte er sie nicht?
»Es würde Unglück bringen«, sagte er schließlich. »Ich würde Unglück über deine Familie bringen. Ich bin nur ein Mischling, gehöre weder zu deiner Welt noch zu der der Tamilen.«
»Aber dennoch liebst du mich?« Grace forschte in seinen Augen nach der Wahrheit und fand sie in dem feuchten Glanz, der das Mondlicht widerspiegelte.
»Ich liebe dich«, entgegnete er. »Mehr noch als mein Leben. Mehr noch als alles, was ich zuvor je geliebt habe!«
Damit zog er sie in seine Arme.
Sich leidenschaftlich küssend, ließen sie sich schließlich auf den Boden sinken, in das weiche Gras. Vikramas Hand strich an ihrem Körper hinab über ihre Schenkel, und es überraschte Grace nicht, dass ihr diese Berührung keineswegs unangenehm war. Sie ließ zu, dass seine Hand unter ihren Rock glitt und die empfindliche Innenseite ihrer Beine streichelte. Weiter wagte er sich nicht voran. Als hätte ihn ein eiskalter Wasserschwall getroffen, wich er kopfschüttelnd zurück.
»Nein«, wisperte er, obwohl er wusste, dass es dazu schon viel zu spät war.
»Bitte komm zu mir«, flehte sie, während sie die Hände nach ihm ausstreckte. »Ich habe keine Ahnung, was danach kommen soll, aber in diesem Augenblick will ich dich.«
»Es wird weh tun«, warnte er sie keuchend, noch immer mit seiner Beherrschung kämpfend.
»Das weiß ich«, entgegnete Grace, während sie das Gefühl hatte, vor Verlangen zu bersten wie eine Glasschale, in die man etwas Heißes gefüllt hatte.
Vikrama schien noch einen Moment abzuwägen, ob er seinem Begehren wirklich nachgeben sollte. Dann zog er seine Hose herunter und ließ sich auf sie sinken.
Während er vorsichtig in sie eindrang, schloss Grace die Augen. Sie glaubte, den Schmerz beherrschen zu können, dennoch war er furchtbar. Als sich seine Hüften an ihre Schenkel pressten, hielt er inne. Die brennende Leidenschaft in seinen Augen wurde durch Sorge ein wenig abgekühlt.
»Ich hoffe, ich habe nicht …«
Grace küsste ihn. Obwohl ihr Schoß noch immer brannte, konnte sie sich in diesem Augenblick nichts Schöneres vorstellen.
Eine Weile verharrten sie so, Haut an Haut, dann zog sich der Schmerz zurück und wich einem zarten Anflug von Lust, wie sie ihn noch nie gespürt hatte. Als er sich zu bewegen begann, schloss sie die Augen nicht. Sie wollte sehen, was in ihm vorging, wollte seine Lust betrachten, während sie von ihrer eigenen vollkommen eingenommen wurde.
Als er spürte, dass sie den Gipfel erreicht hatte, zog er sich keuchend zurück. Nur wenige Augenblicke später spritzte etwas Klebriges auf ihr Knie. Stöhnend sank Vikrama auf ihr
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