Die Schmetterlingsinsel
ganze Erscheinung war.
»Ich habe soeben den neuen Herrn von Vannattupp u cci herbegleitet, Mr Henry Tremayne.«
»Richards Bruder?« Stocktons Augenbrauen hoben sich. Für einen Moment schien er zu überlegen, ob der neue Plantagenbesitzer genauso starrsinnig wie dessen Bruder war. Zu seinen Lebzeiten hatte Richard Tremayne ihm ziemlich große Konkurrenz gemacht. Und auch einigen Ärger, wenn es um das Land ging.
»Ja, genau. Er ist soeben mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Haus eingezogen. Ich sage Ihnen, es sind allesamt sehr schöne Frauen.«
Stockton, von dem man wusste, dass er etwas für schöne Frauen übrighatte, lächelte und lehnte sich auf seinem Sattel ein Stück vor. »Dann sollte ich ihnen wohl bald meine Aufwartung machen.«
»Das ist eine gute Idee, Sir, im Moment geht es noch ein wenig chaotisch auf Vannattupp u cci zu, doch ich bin sicher, dass es in den nächsten Tagen sehr günstig ist, zumal Mr Vikrama sich erboten hat, seinen Herrn ein wenig herumzuführen.«
Bei der Erwähnung des Halbtamilen verzog Stockton konsterniert das Gesicht. Während der Abwesenheit eines Herrn auf Vannattupp u cci hatte dieser R. Vikrama sich seiner Meinung nach aufgeführt, als sei er der Besitzer der Plantage. Das erzählte er auch jedem, der es hören wollte, und verschwieg dabei den eigentlichen Grund für seine Feindseligkeit: dass er sich ärgerte, das Haus und die Plantage nicht erwerben zu können, wie er es eigentlich vorgehabt hatte.
Cahill wusste allerdings davon, und er konnte sich auch denken, dass Stockton zwar nicht versuchen würde, Tremayne den Besitz abzuschwatzen, aber dennoch nichts unversucht lassen würde, an die Felder heranzukommen.
»Er hat also Töchter, sagen Sie«, sinnierte Stockton laut und überging die Bemerkung über Vikrama. »Kein Sohn?«
»Bisher nicht, jedenfalls weiß ich nichts davon. Aber Mrs Tremayne ist noch recht jung, es könnte durchaus sein, dass noch ein Erbe geboren wird.«
Stockton zog ein Gesicht, als wollte er Gott darum bitten, dass dies nicht der Fall sein möge. Dann lehnte er sich auf seinem Sattel zurück und zog die Zügel wieder an.
»Haben Sie vielen Dank für die Auskünfte, Mr Cahill, man sieht sich.«
»Guten Tag, Mr Stockton!«, rief Cahill hinterher, während Stockton sein Pferd Galopp laufen ließ.
Von Stocktons Besuch erfuhr Cahill bei seinem nächsten Besuch in Tremaynes Büro. Inzwischen hatte Vikrama ihn über sein Aufgabenfeld in Kenntnis gesetzt, und Cahill hegte berechtigte Hoffnungen, dass sich der neue Herr hervorragend einfügen würde. Die Gespräche mit ihm gaben jedenfalls Anlass dazu, und auch die Plantage lief nun wieder wie ein gut geöltes Räderwerk.
Als er an einem Nachmittag durch die Halle eilte, sah er, dass die junge Miss Grace sich gerade mit Mr Vikrama unterhielt. Daran war eigentlich nichts Verwerfliches, doch Cahill blieb dennoch wie erstarrt vor dem Fenster stehen. Ein dunkler Schatten erwachte in seiner Brust, etwas, das er beiseitegeschoben und lange nicht beachtet hatte. Wie das Mädchen ihn anlächelte! Und wie er seine Blicke über ihr Gesicht und ihren Leib streifen ließ. Zwei junge Menschen standen dort, voll heißem Blut und Sehnsüchten, von denen sie noch nicht viel gekostet hatten.
Es ist nichts, versuchte er, sich zu beruhigen. Es ist verständlich, dass ein charmantes Mädchen wie Miss Grace die Leute auf der Plantage kennenlernen will. Auch wenn sie ihrem Onkel Richard vom Aussehen her in keinster Weise ähnelte, schien sie einen ähnlichen Charakter wie er zu haben. Freundlich, aufgeschlossen und herzlich.
Und das war auch nur gut so, denn als zukünftige Herrin von Vannattupp u ¯ c ci brauchte sie die Sympathien der Arbeiter hier, denn diese waren viel eher bereit, sich für einen Herrn abzuschuften, den sie liebten, als für einen, den sie nur respektierten.
Die Wochen nach dem Ball brachten nicht nur zahlreiche Veränderungen mit sich, sondern ließen auch den Haussegen schiefhängen.
Während Tremayne Arbeiten, die Cahill bisher erledigt hatte, Vikrama übertrug und ihn damit tröstete, dass er ihn für weniger Arbeit dennoch gleich bezahlen würde und obendrein seine Hilfe als Rechtsbeistand sehr schätzte, lag ihm seine Frau in den Ohren, dass der Ball alles andere als ein Erfolg gewesen sei. »Sie haben meine Töchter nicht mal angesehen, vor allem nicht die ältere«, beklagte sie sich. »Die jüngere hat sich ganz nett mit unserer Sophie unterhalten, aber das war es
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