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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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davon.
    Von nun an setzte Cahill alles daran, um Grace Tremayne hinterherzuspionieren. Für die Plantage, sagte er sich. Und für das Wohl der jungen Miss. So junge Dinger wie sie sind leicht zu verführen. Tagsüber spähte er manchmal in ihr Fenster, manchmal beobachtete er sie aus der Ferne. Einen Beweis erhielt er nicht, denn er hatte keine Ahnung, wann sie sich trafen und welche Wege das Mädchen nahm.
    So berichtete er Stockton bei neuerlichen Treffen, dass alles in Ordnung sei und er sich keine Sorgen zu machen brauchte – wer wusste schon, was Petersen gesehen habe.
    »Außerdem könnte es doch sein, dass er das Mädchen in Misskredit bringen will. Sie haben sicher davon gehört, dass sich Miss Grace ihm entgegengestellt hat, als er eine Pflückerin auspeitschte.«
    »Ja, diese Geschichte ist mir zu Ohren gekommen.« Die nachdenkliche Miene, die er zog, deutete darauf hin, dass er diese Möglichkeit noch nicht in Erwägung gezogen hatte.
    »Ich bin sicher, dass Ihr Mann sich rächen will. Miss Grace ist eine wohlerzogene junge Dame, die weiß, was von ihr erwartet wird. Sie würde sich nie und nimmer mit einem dieser Wilden einlassen.«
    Dass Stockton diese Erklärung glaubte, zeigte sich in den nächsten Tagen, denn gleich so, als hätte er noch einen anderen Beweis ihrer Unschuld erhalten, fragte er nicht mehr nach.
    Doch Cahill wurde nur ein paar Wochen später eines Besseren belehrt. Eines Tages, als er wie gewohnt zur Besprechung erscheinen wollte, gab es im Haus einen ziemlichen Tumult. In der Halle nahm er eines der Dienstmädchen beiseite und fragte, was los sei, zumal auch Dr. Desmond eingetroffen sei.
    »Miss Grace hat einen Schwächeanfall erlitten. Sie warten besser im Arbeitszimmer von Mr Tremayne.«
    Miss Grace und ein Schwächeanfall? Wie sollte das zusammengehen? Sie war doch eine robuste, gesunde junge Frau!
    Als Henry Tremayne nach zwei Stunden ins Arbeitszimmer trat, war er kreidebleich. »Ah, Cahill, an Sie habe ich gar nicht mehr gedacht.«
    »Darf ich fragen, was geschehen ist, Sir?«
    Seufzend ließ sich Tremayne auf seinen Stuhl sinken. Seine Miene wirkte wie eingefroren.
    »Meine Tochter …«
    »Sie hat doch hoffentlich keinen Rückfall von ihrer Ma­laria«, fragte Cahill scheinheilig, denn natürlich wollte er nicht zugeben, dass er bereits wusste, dass es nicht um Victoria ging.
    »Es ist nicht Victoria, sondern Grace …« Tremayne stockte, wog seine Worte sorgsam ab, dann sagte er: »Vielleicht sollten wir unser Gespräch verschieben. Ich bin im Moment noch zu mitgenommen.«
    Cahill hätte gern noch angemerkt, dass er hoffe, Miss Grace sei nichts Schlimmes widerfahren, doch das versagte er sich. Er würde auch so herausfinden, was los war.
    Als er Lucy von Miss Graces Ohnmacht erzählte, sagte sie prompt: »Kann es sein, dass sie es mit der Moral nicht so ernst genommen hat?«
    »Wie meinst du das?« Wieder war es da, das grässliche Gefühl von Heiß und Kalt im Wechsel.
    »Soweit ich weiß, kippen junge Dinger nur dann um, wenn sie schwanger sind. Mir ist es auch so ergangen, weißt du nicht mehr? Bei Megan.«
    Tatsächlich hatte sich Cahill während Lucys Schwangerschaften nicht sonderlich um deren Beschwerden gekümmert. Eines Tages war er nach Hause gekommen, und da hatte sie ihm die frohe Botschaft mitgeteilt.
    »Ich sage dir, wenn es einen Burschen gibt, der ihr den Hof gemacht hat, wird sie von ihm schwanger sein.«
    Diese Worte brachten Cahill dazu, das Abendessen zu verschmähen.
    Am nächsten Tag wisperte es die gesamte Plantage. Miss Grace musste schwanger sein. Und der Herr war außer sich, weil sie nicht sagen wollte, von wem.
    Cahill lief in seinem Arbeitszimmer nervös auf und ab. Er hatte es gewusst! Sicher war es dieser Vikrama. Warum hatte er nur nicht besser hingesehen? Warum hatte er Stockton, der offensichtlich um seinen Sohn besorgt war, die Geschichte von der vermeintlichen Rache aufgetischt? Petersen mochte ein Mistkerl sein, aber er hatte gute Augen und war seinem ehemaligen Herrn Stockton anscheinend immer noch treu verbunden.
    Es war eine Katastrophe! Wenn er nicht so viel über Master Richard wüsste, hätte es ihm vielleicht noch egal sein können, ob Grace mit diesem Vikrama anbandelte. Die Verbindung der beiden war äußerst gefährlich, und zum Wohl von Vannattupp u cci hätte er eher einschreiten sollen. Doch dazu war es zu spät.
    Er konnte nicht genau ermitteln, wie Henry Tremayne ­erfuhr, dass Vikrama wirklich der Vater des Kindes war.

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