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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ist doch nicht etwa in den Tod gegangen?«
    »Nein, das ist ausgeschlossen. Ich kannte Ihren Bruder. Auch wenn seine Buchführung etwas abenteuerlich ist, war er doch kein Mann, der die Dinge unerledigt hinterließ. Wenn er plante, sich das Leben zu nehmen, dann hätte er vorher zumindest den Versuch unternommen, etwas Ordnung zu schaffen. Oder einen Abschiedsbrief hinterlassen. Doch nichts dergleichen.«
    »Und könnte es Mord gewesen sein?«
    Cahill wurde bleich um die Nase. »Lassen Sie uns hoffen, dass dem nicht so ist. Sie würden die Behörden für viele Monate nicht loswerden, sollte sich ein entsprechender Verdacht erhärten.«
    »Hatte mein Bruder denn irgendwelche Feinde, von denen Sie wussten?«
    »Nein, Sir, er ist eigentlich mit allen mehr oder weniger gut ausgekommen. Wenn es doch mal Streit gab, wurde er friedlich beigelegt. Teeanbau ist ein Handwerk für Gentlemen, sie schießen sich nicht wie texanische Viehbarone gegenseitig aus dem Sattel.«
    Henry verfiel in Nachdenklichkeit. Sollte sein Bruder tatsächlich Opfer eines tragischen Unglücksfalls geworden sein? Vielleicht war es besser, wenn er nicht mehr weiter darüber nachdachte oder gar nachbohrte. Ärger mit den Behörden wollte er auf keinen Fall haben, es war auch so schon alles verworren genug.
    »Wann, meinen Sie, können wir auf der Plantage einziehen?«, lenkte er das Gespräch also auf ein anderes Thema.
    »Momentan sind noch Handwerker dabei, das Haus auf Vordermann zu bringen. Während der letzten Monate hat es ebenfalls ein wenig unter der Vernachlässigung durch Ihren Bruder gelitten. Aber ich halte die Leute zur Eile an und bin zuversichtlich, dass sie in ein paar Tagen so weit sind. Sie werden sehen, es lohnt sich, Vannattupp u cci ist ein ganz besonderer Ort, ein Paradies genaugenommen, Sie werden schon sehen!«
    Beim Abendessen in einer stillen Nische des Hotelspeisesaals berichtete Henry seiner Familie von dem, was John Cahill erzählt hatte – jedenfalls teilte er ihnen all die Informationen mit, die sie weder aufregen noch verwirren konnten. Für Claudia war dies allerdings alles andere als zufriedenstellend.
    »Du meine Güte, wie lange sollen wir denn hier noch ausharren?« Sie warf einen missbilligenden Blick auf andere Gäste im Speisesaal, die allerdings keine Notiz von ihr nahmen. »Du weißt doch, wie Handwerker sind: zögern ihre Arbeit immer weiter hinaus, um mehr Geld zu verlangen.«
    »Mr Cahill hat versprochen, sie zur Eile anzutreiben.«
    »Wenn sie sich wirklich beeilen, kommt dabei sicher nur Pfusch heraus.«
    »Claudia, Liebes.« Henry bedachte seine Gemahlin mit ­einem beinahe flehenden Blick. Wurde denn alles besser, wenn man sich beschwerte?
    Claudia schien das ebenfalls einzusehen, denn sie senkte ein wenig beschämt den Kopf, worauf ihr Mann nach ihrer Hand griff.
    »Vielleicht solltest du dich auf den Edelsteinmärkten der Stadt umsehen. Hier soll es ganz prachtvolle Stücke geben, für die Hälfte des Preises, der in England verlangt wird.«
    »Und zu welchen Gelegenheiten soll ich den Schmuck in dieser Einöde tragen?«, fragte Claudia, noch immer ein wenig ungnädig, denn sie sah sich schon gefangen zwischen Palmen und Tee­büschen.
    »Mr Cahill sprach von einem regen gesellschaftlichen Leben in Nuwara Eliya. Es soll dort Hotels geben, viele Villen, die von teilweise sehr hochrangigen englischen Familien als Feriendomizile genutzt werden, und außerdem gibt es weitere Plantagenbesitzer, die ein sehr hohes Ansehen genießen. Ich bin sicher, dass du mit deinem gesellschaftlichen Geschick schon bald Freunde finden wirst – und Bälle geben kannst, von denen ganz Ceylon reden wird.«
    Jetzt trat wieder ein Lächeln auf Claudias Lippen. Und auch wenn Grace wusste, dass das nur ein schwacher Trost für den entgangenen Debütantinnenball sein würde, freute sie sich ebenfalls auf die nächste Gelegenheit, wieder zu tanzen.

Berlin, 2008
    Die Rückkehr nach Berlin kam Diana irgendwie falsch vor. So, als gehörte sie nicht mehr hierhin. Schon im Flieger vermisste sie Tremayne House so sehr, dass sie sich dazu hinreißen ließ, Mr Green eine E-Mail zu schicken. Wahrscheinlich wird er sich darüber wundern, dachte Diana, während sie die Worte in die Tastatur hämmerte. Doch vielleicht gibt es ihm die Zuversicht, dass ich nicht wieder Jahre verstreichen lasse, bis ich zurückkehre.
    Immerhin war sie jetzt die Herrin von Tremayne House. Bei der Eröffnung von Emmelys Testament hatte sich herausgestellt,

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