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Die Schmetterlingsinsel

Die Schmetterlingsinsel

Titel: Die Schmetterlingsinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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dass ihre Tante Diana die Gebäude samt Grundstück vererbte. Wenn sie dem Notar Dr. Burton glaubte, gab es niemanden, der sonst Anspruch auf das Erbe erheben konnte.
    An die zukünftige Instandhaltung des Hauses wollte sie besser noch nicht denken. Emmely hatte ihr auch eine etwas größere Summe an Geld und ein paar Wertpapiere vermacht, doch damit würde sich ein Besitz wie dieser nicht allein halten lassen.
    Außerdem war da auch noch die Schatulle aus dem Geheimfach. Den ganzen Flug über waren ihr dazu Fragen durch den Kopf gegangen. In Victorias altem Brief, den sie unter Deidres Sarg gefunden hatte, wurde von »etwas« gesprochen, das ihr der ominöse Mann hinterlassen hätte, bis er zu Grace kommen konnte. Der einzige wirklich außergewöhnliche Gegenstand in der Schatulle war das Palmblatt gewesen.
    Hatte dieses Palmblatt etwas mit dem schlechten Gewissen zu tun, das Emmely erwähnt hatte?
    Auf jeden Fall würde sie erst einmal in Erfahrung bringen müssen, was auf dem Palmblatt stand. Vielleicht war es ja so etwas wie ein verschlüsselter Liebesbrief. In Berlin wusste sie jemanden, der sich mit asiatischen Schriften auskannte.
    Aber zunächst hatte sie andere Sorgen. Sie musste hinter das Familiengeheimnis kommen – und sich mit Philipp auseinandersetzen. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihm kein einziges Mal zu antworten, was es nicht gerade leichter machen würde, ihm jetzt unter die Augen zu treten.
    Schon als sie die Straße hinauffuhr, überkam sie das merkwürdige Gefühl, dass ihr Mann sie erwarten würde. Sein Wagen in der Auffahrt bestätigte, dass sie damit richtig lag. Offenbar hatte er heute mal kein Geschäftsessen mit seiner neuen Freundin. Hatte ihre Flucht ihm etwa zu denken gegeben?
    Knapp hinter seinem Wagen brachte sie ihren Mini zum Stehen und wappnete sich schon beim Aussteigen gegen seinen Vorwurf, sich nicht gemeldet zu haben. Obwohl er das Recht dazu seit seinem Seitensprung verwirkt hatte, klopfte ihr Herz wie das eines Kindes, das zu spät vom Spielen heimgekehrt war und sich vor seinem Vater rechtfertigen musste.
    Als sie die Schlüssel herumdrehte, schoss ihr etwas in den Sinn, das ihren Puls noch beschleunigte, allerdings nicht vor Angst.
    Was tust du, wenn du die beiden im Bett vorfindest? Vielleicht hat er deine Abwesenheit gleich gut genutzt …
    Beklommen nach irgendwelchem Gelächter oder anderen verräterischen Geräuschen horchend, zog sie die Tür ­hinter sich so leise wie möglich zu, dann schlich sie durch den Flur.
    Licht drang aus der halb offenen Wohnzimmertür. Der Fernseher lief. Keine anderen Geräusche. Diana machte sich keine Mühe, leise zu sein, als sie an die Schiebetür zum Wohnzimmer trat. Da saß er vor dem Fernseher, seelenruhig, als wäre es ein ganz normaler Abend. Die Unordnung war beseitigt worden, nur das fehlende Glas zeugte noch von ihrem Wutausbruch. Seine Geliebte war nicht bei ihm, doch er schien auch nicht darauf versessen gewesen zu sein, seine Ehefrau zu finden, sonst hätte sich längst die Polizei bei ihr gemeldet.
    Erst als Diana ihre Tasche auf den Boden setzte, wandte er sich um.
    »Diana!« Er schnellte von seinem Sitz hoch und kam auf sie zu. »Um Himmels willen, wo warst du?«
    »In England«, antwortete sie kühl, während sie seinem Blick auswich. Sein kantiges Gesicht mit dem Grübchen, die braunen Augen und das kurzgeschnittene Lockenhaar, jene Dinge, in die sie sich als erste verliebt hatte, hätten sie vielleicht dazu gebracht, Bedauern über ihr Verhalten zu fühlen. Nein, sie war nicht diejenige, die sich etwas hatte zuschulden kommen lassen!
    »Bei deiner Tante?« Philipp stemmte die Hände auf die Hüften. »Und warum hast du mir nichts gesagt? Mir nicht mal eine Nachricht geschrieben?«
    »Das weißt du doch genau.« Trotz der Absicht, ruhig zu bleiben, sich an Mr Greens Besonnenheit ein Beispiel zu nehmen, bemerkte Diana, dass sie wie ein beleidigtes Kind klang.
    »Es war nur eine einmalige Sache.«
    »So? Und wie lange geht diese einmalige Sache nun schon?«
    »Diana …«
    »Wenn du doch nur einmal ehrlich sein könntest!«, fauchte sie ihn an.
    Philipp presste die Lippen zusammen. Nicht aus Sprachlosigkeit, sondern aus Wut.
    »Wie geht es deiner Tante denn?«, fragte er beherrscht, als hätte es die vorherigen Worte nicht gegeben.
    Diana kniff die Augen zusammen, konnte aber nicht verhindern, dass ihr die Tränen kamen. Er muss es nicht wissen, versuchte sie sich einzureden. Er hat sich doch sonst nicht um

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