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Die Schnapsstadt

Die Schnapsstadt

Titel: Die Schnapsstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Yan
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kein Mann … Jin! Jin! Jin! … Jin Gangzuan versteht was vom Trinken … der alte Mann kann das Meer austrinken … keine Grenzen … keine Schwäche …
    Jin Gangzuan! Der Name bohrte sich in Ding Gou'ers Herz wie der Diamantbohrer, an den er erinnerte. Ein stechender Schmerz wollte ihn zerreißen. Er öffnete den Mund und spie zusammen mit einer wütenden Anklage einen kleinen Bach schmutziger Flüssigkeit aus:
    «Dieser wilde Wolf … rülps! … der kleine Kinder frisst … rülps! … Wolf …»
    Wie ein erschreckter Vogel kehrte das Bewusstsein in sein Gehäuse zurück. Ding Gou'ers Eingeweide verkrampften sich. Unerträgliche Schmerzen flammten auf. Ein Paar Fäuste trommelte auf seinen Rücken ein. Rülps! … rülps! … Schnaps … eine klebrige Flüssigkeit … Tränen und Rotz. Herbstregen überzieht Himmel und Erde mit seinem Grau. Eine grüne Wasserfläche lag vor den Augen des Ermittlers.
    «Geht es Ihnen wieder besser, Genosse Ding Gou'er?»
    «Genosse Ding Gou'er, geht es Ihnen wieder besser?»
    «Los schon! Spucken Sie es aus! Nichts wie raus damit! Sie werden sich besser fühlen, wenn die ganze bittere Flüssigkeit aus Ihrem Magen raus ist.»
    «Jeder muss mal kotzen. Das ist gut für die Gesundheit.»
    Der Parteisekretär hielt ihn von der einen Seite aufrecht, der Bergwerksdirektor von der anderen. Beide klopften ihm auf den Rücken und brüllten ihm aufmunternde Sprüche in die Ohren wie Landärzte, die ein ertrunkenes Kind retten wollen, oder wie Lehrer, die einen Jugendlichen ermahnen, der auf die schiefe Bahn geraten ist.
    Nachdem Ding Gou'er eine Magenladung grüne Flüssigkeit ausgespien hatte, schüttete ihm eine rot uniformierte Kellnerin eine Tasse grünen Drachenbrunnentee zwischen die Lippen. Eine zweite rot uniformierte Kellnerin versuchte, den gleichen Vorgang mit einem Glas altem gelbem Essig aus Shanxi zu wiederholen. Der Parteisekretär – oder war es der Bergwerksdirektor? – steckte ihm ein Stück kandierte Lotoswurzel in den Mund, und der Bergwerksdirektor – oder war es der Parteisekretär? – hielt ihm ein Stück mit Honig glasierter Winterbirne unter die Nase. Eine rot uniformierte Kellnerin kühlte sein Gesicht mit einem Handtuch, das mit Pfefferminzöl parfümiert war. Eine weitere rot uniformierte Kellnerin wischte die Schweinerei auf dem Fußboden auf, und die nächste rot uniformierte Kellnerin beseitigte mit einem in ein Desinfektionsmittel getauchten Mopp die letzten Spuren. Wieder eine andere rot uniformierte Kellnerin räumte die Schüsseln und Gläser ab, und eine letzte Kellnerin in der gleichen roten Uniform deckte den Tisch neu ein.
    Ding Gou'er war von diesen blitzschnellen Hilfeleistungen zutiefst gerührt und wünschte, er hätte, wenn er sich schon übergeben musste, wenigstens keine Vorwürfe gegen Abteilungsleiter Jin erhoben. Aber bevor er sich für sein ungehobeltes Benehmen entschuldigen konnte, sagte entweder der Parteisekretär oder der Bergwerksdirektor:
    «Ding, alter Knabe, wie finden Sie unsere Kellnerinnen?» Ding Gou'er war die Frage peinlich. Er blickte auf die zarten blütengleichen Gesichter und sagte voll Begeisterung: «Gut! Sehr gut! Ausgezeichnet!»
    Die offensichtlich gut geschulten Kellnerinnen in den roten Uniformen stürzten wie ein Wurf hungrige Welpen oder wie ein Trupp Junge Pioniere an den Tisch, um den Ehrengästen kleine Blumensträuße zu überreichen. Der Tisch war inzwischen auf allen drei Ebenen von leeren Gläsern übersät. Die Mädchen griffen zum nächsten Glas, sei es klein, sei es groß, und füllten es mit rotem Wein, gelbem Bier oder klarem Schnaps und prosteten Ding Gou'er fröhlich zu.
    Dem klebte der Schweiß auf der Haut, seine Lippen fühlten sich an, als seien sie gefroren, und seine Zunge war steif und taub. Stumm biss er die Zähne zusammen und ließ den Zaubertrank durch seine Kehle rinnen. Selbst kampferprobte Generale, sagt das Sprichwort, erliegen einem hübschen Gesicht …
    Im Augenblick fühlte er sich nicht besonders wohl. Denn der störrische kleine Dämon in seinem Gehirn rumorte wieder und versuchte, seinen Kopf durch die Schädeldecke zu stecken. Jetzt wusste Ding Gou'er, was die Leute meinen, wenn sie sagen, ihr Körper könne ihre Seele nicht mehr halten. Die schmerzliche Vorstellung von einer Seele, die mit dem Kopf nach unten am Dachbalken hing, erfüllte ihn mit Schrecken. Er konnte sich nur mühsam davon zurückhalten, die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, um seinem Bewusstsein

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