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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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verschwanden. Er wusste, dass es an der Stelle, wo er jetzt stand, keine Überwachungskamera gab.
    Rasch griff er nach seiner Tasche mit dem schweren Kasten und stellte sie hinter einem großen Transformator ab. Dannnahm er ein kegelförmiges Stück Metall zur Hand und befestigte es mit einem Magneten hinter einem Rohrventil.
    Schließlich packte er das eigentliche Testgerät aus und schloss es schnell am Schaltpult an.
    »Fertig?«, fragte die Stimme des Vorarbeiters im Funkgerät.
    »Fertig«, sagte Henryk ruhig.
    Ungeduldig klopfte Riku an die braun gestrichene Tür. Er empfand nicht die geringste Unsicherheit. Elina Aros Anruf, durch den er erfahren hatte, dass ein deutscher Stasi-Mitarbeiter etwas über Ralf Tanner wusste, hatte absolute Entschlossenheit bei ihm ausgelöst.
    Gedämpft drangen stampfende Rhythmen in den Flur des Mietshauses im Osten von Sankt Petersburg. Riku wusste, dass er durch den Türspion beobachtet wurde.
    In seinem Kopf wiederholten sich die Worte von Olga Rybkina: Ihr Vater besorgte dem Institut Geräte aus dem Westen .
    Was für welche?, hatte Riku gefragt.
    Computer. Spezialgeräte fürs Labor.
    Schließlich rasselten diverse Schlösser, und die Tür ging auf. Vor Riku stand ein etwa dreißigjähriger Mann mit ernster Miene und brennendem Blick, er trug Jeans und ein T-Shirt der Band Kiss. Mit einer Kopfbewegung bat er Riku herein.
    Es gab nicht viele Möbel in der Wohnung, aber jede Menge Zeug aller Art: Computer, Instrumente, Telefone, Comicalben, DVDs.
    »Stimmt was nicht mit dem Pass?«, fragte der Mann mürrisch.
    »Er ist perfekt, Michail.« Riku zog ein Bündel Geldnoten aus der Tasche. »Ich brauche ein Visum.«
    »Du bist doch schon hier …«
    »Für die Ausreise. Mit dem Flugzeug.«
    »Gut, dass es nur für die Ausreise ist. Da wird die Nummernicht überprüft. Ich hätte nämlich auf die Schnelle keine echte Nummer parat.«
    Der Mann riss Riku die Scheine aus der Hand. Anschließend gingen sie in ein Zimmer, in dem die Vorhänge fest zugezogen waren.
    Michail nahm ein Formular aus einem Regal. »Welches Datum?«
    »Ab gestern, für ein Jahr.«
    Michail schob das in den Pass einzuklebende Formular in den Drucker und schrieb etwas auf dem Computer. Riku sah sich inzwischen um. Sein Blick fiel auf einen Bildschirm, der auf dem Fußboden stand, davor eine Tastatur. Anscheinend waren nicht nur in Helsinki antike Computer in Mode. Der Amstrad war ein vertrautes Modell für ihn, so einen hatte sein Vater irgendwann gegen Ende der Achtzigerjahre mit nach Hause gebracht. Sie hatten damit Pingpong gespielt. Sein Vater war jedes Mal ganz euphorisch gewesen, seine Brille war ihm ständig auf die Nasenspitze gerutscht, so sehr war er bei der Sache gewesen.
    Alles, was mit Technik zu tun hatte, hatte seinen Vater in Begeisterung versetzt. Sie hatten bei Rikus Freunden enormen Neid entfacht, indem sie ferngesteuerte Autos auf dem Asphalt fahren ließen. Und einmal war Riku mit seinem Vater und seiner Mutter auf der CeBIT in Hannover gewesen. Da hatte er begriffen, wie fließend sein Vater Deutsch sprach. Aber seine Dienstreisen führten ihn ja auch oft genug in die DDR …
    Olga Rybkina hatte Riku nun erste Hinweise darauf gegeben, was Ziel und Zweck der Reisen seines Vaters gewesen waren und wer seine Kooperationspartner in Moskau waren: die Rüstungsindustrie, die Forschungseinrichtungen der Armee, vielleicht auch der KGB.
    In Gedanken versunken, richtete er den Blick auf Michail, der gerade nach einem in Folie verschweißten, briefmarkengroßen Hologramm griff, es sorgfältig am linken Rand desFormulars befestigte und das Visum schließlich in den Pass klebte.
    Wenige Minuten später hatte Riku das Haus bereits verlassen. Das Taxi wartete vor der Tür.
    »Zum Flughafen, möglichst schnell«, sagte er zu dem Fahrer.

40
    Markku Jalava saß regungslos an seinem ordentlich aufgeräumten Schreibtisch.
    Man hatte ihm die Ermittlungsunterlagen zu Vera Dobrina und Riku Tanner zur Durchsicht gebracht, aber hauptsächlich gingen ihm der Betrug und die persönliche Demütigung, die er erfahren hatte, durch den Kopf.
    Die Liste mit den Anrufen und SMS-Nachrichten von Tanners Handy hatte bei den Teilnehmern der Besprechung die Runde gemacht. Markku hatte behauptet, er wisse von den Telefonaten zwischen Tanner und Mira. Dennoch hatte er den einen oder anderen misstrauischen, verlegenen und schadenfrohen Blick in der Runde gesehen.
    Markku spürte, wie er von einer Wut erfasst wurde, die er kannte

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