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Die schöne Ballerina (German Edition)

Die schöne Ballerina (German Edition)

Titel: Die schöne Ballerina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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etwas getan oder, besser gesagt, nicht getan, für das du dich immer, wenn du dich daran erinnerst, hasst? Etwas, das nicht mehr zu ändern ist? Etwas, von dem du träumst und das dich morgens um drei Uhr aufweckt?«
    Seth schlang einen Arm um Lindsays Taille und zog sie näher zu sich. »Ein paar Mal.«
    »Meine Mutter war lange im Krankenhaus.« Lindsay lehnte einen Augenblick ihren Kopf an seine Schulter, denn das Sprechen fiel ihr jetzt schwerer, als sie erwartet hatte. »Sie lag im Koma. Dann wurde sie mehrmals operiert, und danach folgte die stationäre Behandlung. Es war eine lange, schwere Zeit für sie. Ich musste mich um vieles kümmern, Papiere besorgen, Finanzielles regeln. Dabei fand ich heraus, dass meine Eltern eine zweite Hypothek auf unser Haus aufgenommen hatten, um meine ersten Jahre in New York zu finanzieren.«
    Nur mühsam gelang es Lindsay, nicht in Tränen auszubrechen. »Da war ich einzig und allein mit mir selbst und meinen Ambitionen beschäftigt gewesen, während sie sich für mich in Schulden gestürzt hatten.«
    »Sie haben es ganz bestimmt gern getan, Lindsay. Und du hattest Erfolg. Sie waren sicher sehr stolz auf dich.«
    »Ja, ich glaube schon, dass sie stolz auf mich waren. Aber ich habe damals das Geld von ihnen genommen, ohne mir auch nur die geringsten Gedanken darüber zu machen. Nicht einmal bedankt habe ich mich dafür.«
    »Wie konntest du dich für etwas bedanken, von dem du nichts wusstest?«
    »Ich wünschte, ich könnte es auch von diesem logischen Standpunkt aus sehen. Nun«, fuhr sie fort, »als ich nach Cliffside zurückkam, eröffnete ich meine Schule, um bei Verstand zu bleiben und um Geld zu verdienen. Die Krankenhaus- und Arztkosten waren hoch. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich noch nicht daran, für immer in Cliffside zu bleiben.«
    »Aber dann hast du deine Pläne geändert.«
    Lindsay ging jetzt langsamer, und Seth passte sich ihrem Tempo an. »Ein Monat nach dem anderen verging. Als meine Mutter endlich aus dem Krankenhaus nach Hause kam, brauchte sie immer noch Pflege. Ich weiß nicht, was wir ohne Andys Mutter getan hätten. Sie teilte sich ihre Arbeitszeit im Laden so ein, dass sie bei Mutter sein konnte, wenn ich Unterricht gab. Nur so war es mir möglich, die Schule weiter zu betreiben. Dann, eines Tages, musste ich einen Entschluss für die Zukunft fassen. Es war inzwischen sehr viel Zeit vergangen, und niemand konnte sagen, wann meine Mutter wieder geheilt sein würde.«
    Einen Moment gingen sie schweigend nebeneinander her.
    »Ich gab es auf, an eine Rückkehr nach New York zu denken. In Cliffside war ich zu Hause, hier hatte ich meine Freunde und meine Schule. Das tägliche Training einer professionellen Tänzerin unterscheidet sich sehr vom Unterrichten. Sie muss eine bestimmte Diät einhalten und ein sehr geregeltes Leben führen. Das war bei mir schon lange nicht mehr der Fall gewesen, und so hatte ich eigentlich bereits aufgehört, eine professionelle Tänzerin zu sein.«
    »Aber deine Mutter wollte das nicht akzeptieren.«
    Überrascht blieb Lindsay stehen. »Woher weißt du das?«
    Er schob eine Haarsträhne von ihrer Wange. »Das war nicht schwer zu erraten.«
    »Drei Jahre, Seth! Sie sieht die Dinge einfach nicht realistisch. Bald werde ich sechsundzwanzig. Wie kann ich zur Bühne zurückkehren und mit Mädchen in Ruths Alter konkurrieren? Und selbst, wenn ich es könnte, warum soll ich wieder damit anfangen, meine Muskeln und Füße zu quälen und dauernd zu hungern? Ich weiß nicht einmal, ob ich es fertigbringen würde. Ich habe die Bühne geliebt, das stimmt, aber meine Schule liebe ich auch.«
    Lindsay sah versonnen zu, wie die hohen Wellen der Brandung an einem der Felsen zerschellten. »Jetzt will meine Mutter für immer von hier fortziehen, um ein neues Leben anzufangen und – darüber bin ich mir völlig klar – um mich zu einer Entscheidung zu zwingen. Zu einer Entscheidung, die längst gefallen ist.«
    »Und nun tut es dir leid, dass sie weggeht und du dich nicht mehr um sie kümmern kannst.«
    »Ich fürchte, genau da liegt mein Problem.« Lindsay lehnte sich einen Moment an ihn. Seine Nähe gab ihr Trost. »Aber ich möchte vor allem, dass sie glücklich ist, wirklich glücklich. Ich liebe sie. Nicht in derselben unkomplizierten Weise, in der ich meinen Vater geliebt habe, aber genauso herzlich. Ich weiß nur nicht, ob ich jemals so sein kann, wie sie es wünscht.«
    »Wenn du glaubst, du könntest deine vermeintliche Schuld ihr

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