Die Schöne des Herrn (German Edition)
ruhig tun und lassen, was ihm gefällt, schon allein Didis wegen.
***
Als er in die Küche zurückkam, roch es gut nach Kutteln und Cassoulet, und der Ordensbandträger, nach wie vor in Hemdsärmeln und Zylinder, schnitt gerade dicke Brotscheiben, während er die beiden Kochtöpfe überwachte und von Zeit zu Zeit den Inhalt mit einem Holzlöffel umrührte. Der Tisch war gedeckt, er hatte ein schönes, besticktes Tischtuch gewählt. Alles war perfekt, Gedecke, hübsch gefaltete Servietten, Kristallgläser, Sardinen und Thunfisch auf der Vorspeisen-Platte, und sogar Blumen in der Mitte des Tisches, ja, die Blumen aus dem Salon! Tja, dieser Mylord hatte an alles gedacht und überraschend schnell! Aber was würde Antoinette sagen, wenn sie heimkäme?
»Darf ich Ihnen beim Brotsneiden helfen, Mylord?«
»Bleiben Sie ganz ruhig, Schwiegervater, setzen Sie sich und stören Sie mich nicht. Außerdem bin ich fertig, zwölf Scheiben sollten für den Augenblick genügen. Leider werden sie nicht gebuttert sein, und daran sind Ihre Gemahlin und ihr unglückseliges Schloss schuld.«
»Das tut mir wirklich furchtbar leid«, sagte Herr Deume mit hängendem Kopf, schuldig als bevollmächtigter Stellvertreter.
»Schwamm drüber. Diese bescheidenen Kokoskekse, uralt und bar jener Elastizität, die ja ihren eigentlichen Reiz ausmacht, und diese etwas zu flüssige Erdbeermarmelade, in die sie zu viel Wasser und nicht genug Zucker getan hat, werden uns als demokratische Nachspeise dienen. Natürlich lässt sich das nicht mit dem Breakfast vergleichen, das ich bei George bekomme! Teigwaren mit Knoblauch, gefüllte Auberginen, gehackte Leber mit Zwiebeln, Semmelpilzsalat! Denn George weiß, dass ich Semmelpilze in Vinaigrette mit viel Zwiebeln liebe. George, das ist mein edler König von England, den Gott erhalten möge! Würden Sie sich bitte zu seinen Ehren erheben? Danke, Sie können sich wieder setzen. Und was diesen langen abenteuerlichen Wind betrifft, der mir soeben entfahren ist, so lassen Sie sich davon nicht überraschen, das ist am englischen Hof so üblich, um dem Gastgeber zu zeigen, dass man sich ganz wie zu Hause fühlt. So, jetzt binden Sie sich Ihre Serviette um, und beginnen wir mit den Früchten des Meeres!«
»Aber ich muss zuerst das Wasser für den Tee aufsetzen.«
»Ich sehe, dass Sie nicht auf dem laufenden sind«, sagte Eisenbeißer. »In den Kreisen, die
fashionable
sind, mein Lieber, trinkt man um fünf Uhr schon lange keinen Tee mehr, denn jetzt ist der Bordeaux in Mode! Es stehen mehrere Flaschen in dem hässlichen Schränkchen. Wollen Sie bitte eine entkorken! Ich fange schon an, aber Sie werden mich bestimmt einholen«, sagte er lächelnd, band sich die Serviette um den Hals und stieß einen wohligen Seufzer aus. »Ach, mein lieber Freund, wie glücklich bin ich, endlich einmal in einer bescheidenen Hütte zu essen, weit weg von meinem feudalen Wohnsitz in Shropshripshire!«
Nachdem er sein erstes Glas Bordeaux geleert hatte, machte er sich über die Sardinen und den Thunfisch her, die er höchst geräuschvoll verschlang. Er unterbrach sich nur, um sein Glas aufs neue zu füllen und seinen Freund Deume aufzufordern, sich nicht zu genieren und zuzugreifen, hol’s der Teufel, und auch zu trinken, denn wer weiß, welchen Krebs mit Metastasen die Zukunft für einen bereithielt. Derart ermutigt, sprach der kleine Alte den Vorspeisen und dem Bordeaux zu. Aus eigenem Antrieb entkorkte er eine zweite Flasche, als der Kabinettschef, der sich Marthas weiße Schürze umgebunden hatte, um das Ordensband der Ehrenlegion nicht zu beschmutzen, die beiden dampfenden Kochtöpfe brachte und sie direkt in die bereitstehenden Suppenteller entleerte. Und so saßen die beiden Gevattern mit glänzenden Gesichtern da, tranken beherzt, ließen sich abwechselnd das Cassoulet und die Kutteln schmecken, lächelten sich zu, sangen fröhliche Lieder und schworen sich ewige Freundschaft.
Beim Nachtisch ging Herrn Deumes Begeisterung allmählich in Melancholie über, und er erzählte, den Bart voller Erdbeermarmelade, in geheimnisvollen Andeutungen von gewissen Kümmernissen seines Ehelebens. Worauf ihm Eisenbeißer zu ein paar allmorgendlichen Stockschlägen riet und ihm danach ein paar so amüsante Geschichten erzählte, dass der kleine Seehund vor Lachen beinahe erstickt wäre, und man trank erneut, prostete sich gegenseitig zu und nannte sich beim Vornamen, während Freund Hippolyte gluckste und grundlos lachte, seinem Glas,
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