Die Schöne des Herrn (German Edition)
Personen zusammenstellen, die wir zu einem ersten großen Cocktailempfang einladen werden.«
»Und wozu?«
»Aber Liebling«, begann er und zwang sich zur Geduld, »weil ich in meiner Position ein Minimum an gesellschaftlichem Leben haben muss. Alle meine Kollegen bringen es fertig, zwanzig, dreißig Personen zu einem Cocktailempfang einzuladen. Kanakis hat sogar schon siebzig Personen bei sich zu Hause gehabt, und alles interessante Leute, die etwas darstellen. Wir sind jetzt seit fünf Jahren verheiratet und haben noch nie etwas gemeinsam im voraus geplant. Zuallererst sind da all die Cocktailempfänge, für die wir uns revanchieren müssen. Falls wir das nicht tun, werden es die Leute registrieren und uns nie wieder einladen. Schon jetzt werden wir immer seltener zu Cocktailempfängen eingeladen. Das ist ein Alarmsignal, das mich beunruhigt. Im Leben, meine Liebe, kommt man zu nichts ohne Beziehungen, und um sich Beziehungen zu schaffen, gibt es nichts Praktischeres als einen Cocktailempfang. Da kann man auf einmal einen Haufen sympathischer Leute einladen, die sich dann revanchieren, was einem Gelegenheit gibt, neue Leute kennenzulernen, ein Schneeballeffekt, und das gestattet einem, für den nächsten Cocktailempfang eine Auswahl zu treffen, und das gibt neue Beziehungen, denn natürlich muss man immer wieder auswählen und nur die einladen, zu denen man eine gewisse Affinität hat und die einem sympathisch sind. Und bedenke, dass es den Gastgeber viel weniger als ein Abendessen kostet und fast zum gleichen Ergebnis führt. Ich sage fast, denn im Hinblick auf persönliche Beziehungen geht doch nichts über ein Diner, und wir müssen wohl auch anfangen, die Sympathischsten zum Diner einzuladen, aber Papi und Mammi, von denen ich mich ohnehin bald zu trennen beabsichtige, passen da absolut nicht hinein. Aber bleiben wir beim Cocktailempfang. Ich will dir meine diesbezüglichen Absichten erklären. Mein Plan, den ich seit meiner Unterhaltung mit dem U.G.S. vorhin ein wenig abgeändert und erweitert habe, besteht darin, vor allem den U.G.S. zu unserem ersten Cocktailempfang einzuladen. Nach seiner freundschaftlichen Geste wird er bestimmt kommen. Und wenn ich erst einmal sagen kann, er kommt, dann habe ich das Beste, was mir nicht nur das Sekretariat, sondern auch alle hier vertretenen ständigen Delegationen bieten können! Sei beruhigt, ich werde kein Fußvolk einladen. Also, was den U.G.S. anbetrifft, ein Cocktailempfang zur ersten Annäherung, und später dann ein großes Galadiner. Wie schmeckt dir das?« (Das war ein Ausdruck Mammis, der ihm da entschlüpft war, aber er hatte es nicht bemerkt, so sehr war er von seinem Thema gefesselt.)
»Er ist mir nicht sympathisch. Warum willst du ihn unbedingt einladen?«
»Meine Liebste«, sagte er mit jener salbungsvollen Sanftheit, die eine beginnende leichte Verstimmung verdecken sollte, »darauf will ich dir antworten: Erstens braucht ein hohes Tier nicht sympathisch zu sein, um eingeladen zu werden; zweitens fand ich für meinen Teil den U.G.S. immer schon außerordentlich sympathisch; drittens will ich ihn, wie du sagst, unbedingt einladen, weil ich nämlich von van Vries abhänge und van Vries wiederum vom U.G.S. abhängt. Seit sieben Monaten habe ich die Spitze von B erreicht, und van Vries wird nichts, hörst du, nichts unternehmen, weil er ein Schlappschwanz ist! Und er ist ein Schlappschwanz, weil er sich sagt, sein Beförderungsvorschlag könnte vielleicht in den hohen Sphären schlecht aufgenommen werden und ihm folglich schaden. Dagegen wird er sofort handeln, wenn er sieht, dass ich mich mit dem U.G.S. gut stehe, und wenn das erst einmal perfekt ist, werde ich es mir bestimmt nicht verkneifen, es ihm leise beizubringen! Übrigens muss ich es ihm gar nicht unbedingt beibringen, denn er könnte sich auf meinem großen Cocktailempfang selbst davon überzeugen, dass der U.G.S. gekommen ist, woraus er dann seine eigenen Schlüsse ziehen würde, und dann hätte er endlich den Mut, mich zur Beförderung in die A-Kategorie zu empfehlen, denn dann wüsste er ja, dass sein Antrag gut aufgenommen würde und er nichts riskiert. Was sage ich da, Mut, er wird es mit Vergnügen tun, er wird sich beeilen, mich mit allem Nachdruck und betonter Aufrichtigkeit zu empfehlen, denn auf diese Weise macht er sich ja wiederum selbst beim U.G.S. beliebt! Verstehst du jetzt, wie die Sache läuft?«
»Du hast doch selbst gesagt, dein Chef war sehr aufgebracht, weil du mit diesem
Weitere Kostenlose Bücher