Die schöne Diebin
Manieren beizubringen.“ Um ihre Drohung zu bekräftigen, trennte sie mit einem raschen Schnitt einen der Knöpfe von seinem Hemd.
„Sie kleines Biest!“ Er war so schnell, dass sie keine Chance hatte, sich zu wehren. Schon hielt er ihre Handgelenke fest umfasst.
Vor Schreck war sie einen Moment lang ganz still. Dann trat sie den Earl mit aller Kraft vors Scheinbein.
Das machte ihn nur noch wütender. Er warf sich die zappelnde junge Frau über die Schulter. Mit drei langen Schritten war er beim Bett. „So!“ Er ließ sie in die Kissen fallen und drückte sie mit seinem Gewicht nach unten.
Nora atmete heftig. Der Zorn, den sie eben noch empfunden hatte, wandelte sich in etwas, das bedeutend gefährlicher war als das Messer, das sie zwar noch in den Fingern hielt, aber beinahe vergessen hatte.
Bei allen Heiligen, er ist wunderbar. Ich werde ihm nicht lange wi derstehen können.
Sie riss sich zusammen. Zumindest wollte sie die Form wahren. „Was erlauben Sie sich! Ich verabscheue Männer, die sich einer Frau aufdrängen.“
„Und ich hasse Frauen, die alles stillschweigend über sich ergehen lassen.“ Auch sein Atem kam in kurzen heftigen Stößen.
„Davon bin ich überzeugt.“ Ihr Ärger war jetzt plötzlich gänzlich verraucht, und sie begann leise zu lachen. „Wenn Ihnen meine Art, die Dinge anzugehen, nicht gefiele, dann wären Sie jetzt nicht hier.“ Sie schlang ihm die Arme um den Nacken und presste ihre Lippen auf die seinen.
Sie konnte spüren, wie seine Erregung wuchs. Ein Schauer des Begehrens überlief sie. Ich will ihn! Abmachungen, Verhandlungen, listige Täuschungen erschienen mit einem Mal völlig unwichtig. Nur eines zählte noch: das leidenschaftliche Verlangen, das sie und Stockport miteinander verband.
Er kniete sich über sie und schaute nachdenklich auf sie hinunter. Nur sein Blick verriet, wie sehr es ihn danach verlangte, diese Frau zu besitzen.
„Ich begehre Sie, Brandon“, gestand sie.
„Ich begehre Sie ebenfalls – aber nicht so sehr, dass ich das Risiko eingehen würde, erstochen zu werden. Werfen Sie den Dolch fort.“
„Einverstanden. Wenn Sie Ihre Hose fortwerfen.“
„Einverstanden.“
Klappernd landete das Messer auf dem Fußboden, gefolgt von Stockports Hose.
Genug verhandelt!
„Sagen Sie es noch einmal, Nora! Sagen Sie, dass Sie mich begehren!“ Voller Verlangen bedeckte er ihr Gesicht mit kleinen Küssen.
Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde zu sprechen. Doch dann hörte sie sich flüstern: „Ich begehre Sie.“
„Sie spielen nicht mit mir?“
Durch den Flanellstoff des Nachthemdes hindurch konnte sie spüren, wie er ihre Brust streichelte. Lustvoll stöhnte sie auf. „Nein, natürlich nicht“, stieß sie hervor. „Ich vergehe vor Verlangen nach Ihnen. Ich kann an nichts anderes denken.“
Er schaute sie plötzlich so zärtlich an, dass ihr Herz einen Sprung machte.
„Keine politischen Überlegungen heute? Keine Machtspielchen? Keine unfairen Aktionen?“
Statt ihm zu antworten, begann sie, an ihrem Nachthemd zu zerren. Sie wollte das altjüngferliche Kleidungsstück so schnell wie möglich loswerden.
Brandon hielt ihre Hände fest. „Besitzen Sie noch andere Nachthemden?“
„Ja, mehrere.“
„Gut. Dann wird dieses eine Ihnen nicht fehlen.“ Er lachte leise auf, schob die Hände in den Halsausschnitt und riss den Stoff mit einem Ruck entzwei.
Nora schloss die Augen, während er ihren Körper mit den Lippen erforschte. Nie zuvor hatte sie sich so lebendig, so weiblich, so begehrenswert gefühlt. Der Earl war ein erstaunlich geschickter Liebhaber. Einer, der die Glut zu schüren wusste, bis man meinte, verbrennen zu müssen.
Atemlos bat sie ihn, sie nicht länger zu quälen.
In einem klaren Moment versuchte sie, sich daran zu erinnern, dass dieser Mann auf der anderen Seite stand, dass er ein Feind war, dass er alles repräsentierte, was sie bekämpfte. Doch es nützte nichts. Die Leidenschaft, die Besitz von ihr ergriffen hatte, war nicht mehr zu stoppen. Sosehr sie sich auch bemühte, vernünftig zu sein, ihr Verstand hatte keine Chance gegen die Gefühle, die Stockports männlicher Duft, seine zärtlichen Hände und seine wilden Küsse in ihr weckten.
„Wie schön Sie sind“, murmelte er.
Das einfache Kompliment ließ ihr Herz schneller schlagen. Es gefiel ihr, dass er nicht versuchte, sie mit einer Fülle schmeichlerischer Worte zu erobern. Zweifellos war dieser
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