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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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da. Sie durfte nicht vergessen, dass er die Fabrik unbedingt errichten wollte, während sie den Bau mit allen Mitteln zu verhindern suchte. Ihre beruflichen Ziele waren so verschieden, dass es im Privaten nichts Gemeinsames geben konnte.
    In diesem Moment entdeckte sie den Zettel. Stockport hatte ihr ein Briefchen hinterlassen! Sie griff danach und las: „Nora, geh am Mittwoch nicht zu St. Johns Haus; man will dir eine Falle stellen.“
    Tränen stiegen ihr in die Augen. Hier war er, der Beweis. Brandon wollte, dass sie mit ihren Raubzügen aufhörte. Dann würden die Investoren bleiben, und bald schon würden in der Fabrik die Maschinen lärmen. Der Earl – ganz bewusst nannte sie ihn jetzt nicht mehr beim Vornamen – würde sein Ziel erreicht haben. Verflixt!
    „Jetzt hat sie dich da, wo sie dich schon die ganze Zeit über haben wollte“, stellte Jack fest. „Verzeih den Vergleich, aber du benimmst dich wie ein Hengst, der hinter einer rossigen Stute her ist.“
    Brandon warf seinem Freund einen zornigen Blick zu.
    Jack hatte es sich mit einem Glas Brandy im größten Sessel in der Bibliothek von Stockport Hall bequem gemacht und sah sehr selbstzufrieden aus.
    „Sei nicht albern!“, fuhr Brandon auf. „Ich habe dich gebeten herzukommen, damit du mir hilfst, und nicht, damit du dich über mich lustig machst. Wenn ich geahnt hätte, wie du reagierst, hätte ich dir gar nicht erzählt, was sich letzte Nacht zugetragen hat.“
    Jack hob die Augenbrauen. „Und was hat sich zugetragen? Sei doch bitte ehrlich! Diese Frau hat dich verführt und …“
    „Nein!“, unterbrach sein Freund ihn gereizt.
    „Also gut, ich korrigiere mich. Du hast diese Frau verführt. Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass du sie über die Falle, die man ihr stellen will, informiert hast. Sie wird ihre Taktik ändern, aber nicht ihre Absichten. Sie wird die Investoren weiter berauben und so deine Pläne bezüglich der Fabrik zunichtemachen. Womit sie ihr Ziel erreicht hätte.“
    Brandon starrte ins Feuer. Es machte ihn wütend, dass Jack ihm selbst Dummheit und Nora kalte Berechnung vorwarf. Außerdem schmerzte es, dass er sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob daran vielleicht sogar etwas Wahres war.
    „Ist es dir eigentlich gelungen, einen Blick in diesen Schrank zu werfen?“
    Er schwieg.
    Was hätte er auch sagen sollen? Nora hatte nicht gewollt, dass er in den Schrank schaute. Und sie hatte ihn sehr erfolgreich davon abgehalten.
    Er ließ sich tiefer in den Sessel sinken und schloss die Augen. Bei allen Teufeln, Jack hat recht. Mit Nora zu schlafen, war das Dümmste und das Wundervollste, was ich je getan habe.

12. KAPITEL

    Am Mittwochabend war Nora mit ihrem Pferd unterwegs zu St. Johns Haus. Es lag am Cheetham Hill, wo die Straßen von großen Anwesen gesäumt wurden. Auf dem Hügel über der kleinen Stadt lebten die wohlhabenden Einwohner von Stockport-on-the-Medlock.
    Sie war froh, dass sie sich letztendlich doch entschlossen hatte, diesen Ausflug zu unternehmen. St. John hatte es verdient, beraubt zu werden. Er und Witherspoon gehörten zu den Leuten, die sie am meisten verabscheute. Sie waren egoistisch und skrupellos. Es war ihnen völlig gleichgültig, wie viele Menschen sie mit ihren Unternehmungen ins Elend trieben.
    Manchmal wünschte sie sich, diese gewissenlosen Geschäftsleute würden all ihren Reichtum verlieren und dort leben müssen, wo die Ärmsten der Armen hausten. Zweifellos würden sie die industrielle Entwicklung weniger loben, wenn sie gezwungen wären, da zu wohnen, wohin die Überheblichkeit und Rücksichtslosigkeit der Fabrikbesitzer Tausende von unglücklichen Arbeitern und deren Familien verbannt hatte.
    Das Wissen darum, welch unbeschreibliche Not in den Elendsvierteln herrschte und wie gleichgültig das St. John und seinesgleichen war, hatte sie nach langem Zögern dazu bewogen, den Mittwochabend nicht daheim zu verbringen. Lange hatten ihre Gedanken sich im Kreis gedreht. Wenn sie den Einbruch durchführte wie geplant und nicht in einen Hinterhalt geriet, dann bedeutete das, dass Stockport sie belogen hatte. Wenn man ihr jedoch tatsächlich eine Falle gestellt hatte, konnte sie sich in große Gefahr bringen. Aber es wäre zumindest der Beweis dafür, dass sie Stockport nicht gleichgültig war.
    Wenn sie daheim blieb, würde sie nie erfahren, ob der Earl etwas für sie empfand oder nur versucht hatte, sie zu seinem eigenen Vorteil zu manipulieren.
    Die Ungewissheit war nahezu

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