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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Montag. Die Bullen können ihn in dringenden Fällen via Ministerium erreichen. Aber du nicht.«
    »Danke«, sagte Marc. »Und bei dir?«
    »Es tut sich was in Sachen Elizabeth, weißt du, der Geliebten von Relivaux. Ihr Vater sitzt seit zehn Jahren im Knast, weil er einen angeblichen Liebhaber seiner Frau mit Messerstichen durchbohrt hat. Leguennec sagt sich, daß sie in dieser Familie vielleicht ein heißblütiges Temperament haben. Er hat Elizabeth erneut zu sich bestellt und bearbeitet sie, um herauszufinden, nach wem sie kommt: eher nach dem Vater oder nach der Mutter.«
    »Wunderbar«, sagte Marc. »Sag deinem Bretonen, daß im Departement Finistère ein heftiger Sturm tobt, das zerstreut ihn vielleicht, wenn er Stürme mag.«
    »Er weiß es schon. Er hat mir gesagt: ›Alle Boote liegen am Kai. Achtzehn sind noch auf dem Meer und werden erwartet.’«
    »Sehr gut«, sagte Marc. »Bis später.«
    Marc legte auf und ging zu dem mageren Typen hinüber.
    »Ich habe die Informationen«, sagte er. »Kommen Sie mit.«
    Marc lag daran, den Typen mit ins Haus zu nehmen, um zumindest zu erfahren, was er von Pierre Relivaux wollte. Sicher eine geschäftliche Angelegenheit, aber man wußte ja nie. Für Marc bedeutete ›Genf‹ notwendigerweise geschäftliche Angelegenheiten, ziemlich ätzende übrigens.
    Der Typ folgte ihm, noch immer mit dieser leisen Hoffnung im Blick, was Marc neugierig machte. Er bot ihm einen Platz im Refektorium an, und nachdem er zwei Tassen geholt und die Kaffeemaschine aufgesetzt hatte, nahm er den Besen, um kräftig gegen die Decke zu schlagen. Seitdem sie sich angewöhnt hatten, Mathias auf diese Weise zu rufen, klopften sie immer an dieselbe Stelle, um die Decke nicht auf der gesamten Fläche zu beschädigen. Der Besenstiel hinterließ kleine Dellen im Gips, und Lucien sagte, man müsse ihn mit einem Lappen und Bindfaden polstern. Was aber immer noch nicht gemacht worden war.
    Währenddessen hatte der Typ seine Tasche über einen Stuhl gehängt und sah sich das an den Balken genagelte Fünf-Francs-Stück an. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb Marc ohne weitere Vorreden direkt zum Thema kam.
    »Wir suchen den Mörder von Sophia Simeonidis«, sagte er, als ob das Fünf-Francs-Stück das erklären könnte.
    »Ich auch«, erwiderte der Typ.
    Marc schenkte den Kaffee ein. Sie setzten sich beide. Das war es also. Er wußte tatsächlich von Sophias Tod und suchte auch. Er schien nicht zu trauern, Sophia hatte ihm also nicht nahegestanden. Er suchte aus einem anderen Grund. Mathias betrat den Raum und nahm mit einem leichten Kopfnicken auf der Bank Platz.
    »Mathias Delamarre«, sagte Marc. »Und ich bin Marc Vandoosler.«
    Das verpflichtete den Mann, sich ebenfalls vorzustellen.
    »Ich heiße Christophe Dompierre. Ich wohne in Genf.«
    Er streckte ihnen eine Karte hin wie vorhin der Putzfrau.
    »Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, Auskünfte für mich einzuholen«, nahm Dompierre das Gespräch auf. »Wann kommt er wieder zurück?«
    »Er ist in Toulon, aber das Ministerium kann nicht genau sagen, wann er zurückkommt. Zwischen morgen und Montag. Das hängt von seiner Arbeit ab. Wir können ihn jedenfalls nicht erreichen.«
    Der Typ nickte und biß sich auf die Lippen.
    »Sehr ärgerlich«, sagte er. »Sie ermitteln wegen des Todes von Madame Simeonidis? Aber Sie sind nicht... von der Kriminalpolizei?«
    »Nein. Sie war unsere Nachbarin, und wir haben uns für sie interessiert. Wir erhoffen uns ein Ergebnis.«
    Marc bemerkte, daß er sehr förmliche Sätze von sich gab, und der Blick von Mathias bestätigte ihm das.
    »Monsieur Dompierre sucht ebenfalls«, sagte er zu Mathias.
    »Was?« fragte Mathias.
    Dompierre musterte ihn. Die ruhigen Züge von Mathias, das Meerblau seiner Augen schienen ihm Vertrauen einzuflößen, denn er setzte sich etwas bequemer hin und legte seinen Regenmantel ab. Auf dem Gesicht eines Menschen kann etwas passieren, was nur den Bruchteil einer Sekunde dauert, aber ausreicht, um zu wissen, ob der Mensch sich entschieden hat oder nicht. Marc war meistens in der Lage, diesen Sekundenbruchteil zu erfassen, und der Ansicht, daß diese Übung leichter sei, als einen Kiesel vom Rinnstein auf den Bürgersteig zu kicken. Dompierre hatte sich gerade entschieden.
    »Vielleicht können Sie mir einen Gefallen tun«, sagte er. »Und zwar mir Bescheid geben, sobald Pierre Relivaux zurückkommt. Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
    »Kein Problem«, antwortete Marc. »Aber was

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