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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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wollen Sie von ihm? Relivaux sagt, er wisse nichts über die Ermordung seiner Frau. Die Bullen beobachten ihn, aber bislang ist nichts Ernsthaftes gegen ihn vorzubringen. Wissen Sie mehr?«
    »Nein. Ich hoffe, daß er mehr weiß. Über jemanden, der seine Frau besucht hat, irgend etwas in dieser Richtung.«
    »Sie drücken sich nicht sehr klar aus«, sagte Mathias.
    »Weil ich noch im dunkeln tappe«, erwiderte Dompierre. »Ich hege Zweifel. Ich hege seit fünfzehn Jahren Zweifel, und der Tod von Madame Simeonidis gibt mir die Hoffnung, endlich das fehlende Teil zu finden. Das, was die Bullen damals nicht haben zur Kenntnis nehmen wollen.«
    »Wann, damals?«
    Dompierre rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
    »Es ist noch zu früh, um darüber zu reden«, sagte er. »Ich weiß nichts. Ich will keinen Fehler begehen, das wäre schwerwiegend. Und ich will nicht, daß sich die Bullen in die Geschichte einmischen, verstehen Sie? Kein einziger Bulle. Wenn ich es schaffe, wenn ich das fehlende Teil finde, dann gehe ich zu ihnen. Oder besser, dann schreibe ich ihnen. Ich will sie nicht sehen. Sie haben mir und meiner Mutter vor fünfzehn Jahren zuviel Schaden zugefügt. Als es damals diese Affäre gab, haben sie uns nicht zugehört. Es ist ja auch richtig, daß wir fast nichts zu sagen hatten. Nur unsere bescheidene Überzeugung. Unser elender Glaube. Und das ist für einen Bullen natürlich nichts.«
    Dompierre machte eine Handbewegung.
    »Sie denken jetzt sicher, ich halte Ihnen eine rührselige Rede«, sagte er. »Zumindest eine Rede, die Sie nichts angeht. Aber meinen elenden Glauben habe ich noch immer, plus den von meiner Mutter, die inzwischen gestorben ist. Das macht zwei. Und ich werde ihn mir nicht von einem Bullen wegfegen lassen. Nein, nie wieder.«
    Dompierre schwieg und sah sie nacheinander an.
    »Bei Ihnen scheint das anders zu sein«, sagte er nach der Überprüfung. »Ich glaube, Sie gehören nicht zu denen, die alles vom Tisch fegen. Aber mir ist es lieber, noch ein bißchen zu warten, bevor ich Sie um Unterstützung bitte. Ich war am vergangenen Wochenende bei Madame Simeonidis’ Vater in Dourdan. Er hat mir sein Archiv geöffnet, und ich glaube, ein paar Kleinigkeiten gefunden zu haben. Ich habe ihm meine Adresse dagelassen, für den Fall, daß er weitere Dokumente findet, aber er schien mir überhaupt nicht zuzuhören. Er ist völlig erschlagen. Und der Mörder entwischt mir immer. Ich suche einen Namen. Sagen Sie, sind Sie schon lange ihre Nachbarn?«
    »Seit dem 20. März«, sagte Mathias.
    »Ach so. Das ist noch nicht lange. Sie hat Sie sicher nicht ins Vertrauen gezogen. Sie ist am 20. Mai verschwunden, nicht wahr? Ist irgend jemand vor diesem Datum bei ihr vorbeigekommen? Jemand, den sie nicht erwartet hat? Ich rede nicht von einem alten Freund oder einer Bekannten aus ihren Kreisen. Nein, jemand, den sie nicht wiederzusehen glaubte, oder sogar jemand, den sie nicht kannte?«
    Marc und Mathias schüttelten den Kopf. Sie hatten wenig Zeit gehabt, um Sophia Simeonidis kennenzulernen, aber man könnte andere Nachbarn fragen.
    »Es gab da tatsächlich etwas«, sagte Marc mit gerunzelter Stirn. »Aber es war nicht jemand, sondern etwas Unerwartetes.«
    Christophe Dompierre zündete sich eine Zigarette an, und Mathias bemerkte, daß seine mageren Hände leicht zitterten. Mathias hatte entschieden, daß er diesen Typen mochte. Er fand ihn zu mager, nicht sehr attraktiv, aber er war geradlinig, er verfolgte sein Ziel, seine bescheidene Überzeugung. Genau wie er, wenn Marc sich über ihn lustig machte und von seiner Jagd auf den Auerochsen redete. Dieser schmale Typ würde seinen Bogen nicht loslassen, das war sicher.
    »Genaugenommen handelt es sich um einen Baum«, fuhr Marc fort. »Eine junge Buche. Ich weiß nicht, ob das interessant für Sie sein kann, da ich nicht weiß, was Sie suchen. Ich selbst komme immer wieder auf diesen Baum zurück, aber allen anderen ist er egal. Soll ich erzählen?«
    Dompierre nickte zustimmend, und Mathias schob ihm einen Aschenbecher hin. Er hörte der Geschichte konzentriert zu.
    »Ja«, sagte er schließlich. »Aber mit so etwas habe ich nicht gerechnet. Im Augenblick sehe ich keinerlei Zusammenhang.«
    »Ich auch nicht«, erwiderte Marc. »Ich glaube, genaugenommen gibt es keinen Zusammenhang. Und trotzdem denke ich dran. Die ganze Zeit. Ich weiß nicht, warum.«
    »Ich werde auch daran denken«, sagte Dompierre. »Geben Sie mir bitte Bescheid, sobald Relivaux

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