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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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›Reifezeit, Zeitvertreib, Treibriemen‹?«, fragte Juliette.
    Alexandra runzelte die Stirn.
    »Und dann?« fragte sie. »Wie geht’s dann weiter?«
    Mathias brachte die Bestellungen, und Juliette ging in die Küche. Jetzt war es zu laut. Man konnte nicht mehr in Ruhe an der Theke reden.
    Vandoosler kam vorbei. Er suchte Marc, der nicht mehr auf seinem Posten war. Mathias sagte ihm, daß er vielleicht Hunger gehabt habe, was gegen ein Uhr mittags ja normal sei. Vandoosler schimpfte und verschwand wieder, bevor Alexandra ihn irgend etwas fragen konnte. Er traf seinen Neffen vor dem Gartentor der Baracke.
    »Desertierst du?« fragte Vandoosler.
    »Red bitte nicht wie Lucien«, erwiderte Marc. »Ich habe mir ein Sandwich geholt, mir war schon ganz schwindlig. Verdammt, ich habe den ganzen Morgen für dich gearbeitet.«
    »Für sie, heiliger Markus, nicht für mich.«
    »Wer, sie?«
    »Das weißt du ganz genau. Alexandra. Sie sitzt immer noch in der Klemme. Leguennec interessiert sich zwar für die Untaten von Elizabeths Vater, aber er kann die beiden Haare im Auto nicht vergessen. Sie täte gut daran, sich ruhig zu verhalten. Bei der geringsten Verfehlung – klack!«
    »So schlimm?«
    Vandoosler nickte.
    »Dein Bretone ist ein Arschloch.«
    »Mein armer Marc«, sagte Vandoosler, »wenn alle, die sich uns in den Weg werfen, Arschlöcher wären, war das zu schön. Hast du mir ein Sandwich mitgebracht?«
    »Du hast mir nicht gesagt, daß du wiederkommst. Scheiße, du hättest mich doch nur anzurufen brauchen.«
    »Wir haben kein Telefon.«
    »Ach ja, stimmt.«
    »Und hör auf, ständig ›Scheiße‹ zu sagen, das bringt mich auf die Palme. Ich war lange genug Bulle. Das hat Spuren hinterlassen.«
    »Verständlich. Wollen wir jetzt reingehen? Ich halbiere das Sandwich und erzähl dir die Geschichte von Dompierre. Das ist meine Taubenkacke von heute morgen.«
    »Es fällt also doch manchmal etwas vom Himmel, wie du siehst.«
    »Entschuldigung, aber ich habe sie im Flug gefangen. Ich habe geschummelt. Wenn ich die Treppen nicht runtergestürzt wäre, hätte ich sie verloren. Aber ich weiß überhaupt nicht, ob es gute Taubenkacke ist. Vielleicht ist es nur der Dreck von einem mageren Spatz. Ich sag dir eins: Was immer du denkst, ich laß die Überwachung sein. Ich habe beschlossen, morgen nach Dourdan zu fahren.«
     
    Die Geschichte von Dompierre interessierte Vandoosler lebhaft, aber er konnte nicht sagen, warum. Marc dachte sich, daß er es vielleicht nicht sagen wollte. Der Alte las mehrfach die Karte, die unter dem Fünf-Francs-Stück klemmte.
    »Und an das Zitat aus Moby Dick kannst du dich nicht mehr erinnern?« fragte er.
    »Nein, ich hab’s dir schon gesagt. Es war ein schöner Satz, sachlich und lyrisch zugleich, mit weiten Jagdgründen darin, aber es hatte nichts mit seiner Sache zu tun. Eher etwas Philosophisches, die Suche nach dem Unmöglichen und so.«
    »Trotzdem«, sagte Vandoosler, »mir wäre es schon sehr lieb, wenn du ihn wiederfinden würdest.«
    »Du bildest dir doch nicht ein, daß ich das ganze Buch lesen werde, um dir den Satz zu suchen?«
    »Ich bilde es mir nicht ein. Deine Idee mit Dourdan ist gut, aber du fährst aufs Geratewohl. Nach allem, was ich weiß, würde es mich wundern, wenn dieser Simeonidis dir etwas zu sagen hätte. Und Dompierre hat ihm sicher nichts von den ›paar Kleinigkeiten erzählt, die er gefunden hat.«
    »Ich will mir auch eine Vorstellung von der zweiten Frau und dem Stiefsohn machen. Kannst du mich heute nachmittag ablösen? Ich muß nachdenken und brauche Bewegung.«
    »Zieh los, Marc. Ich muß mich setzen. Ich leih mir dein Fenster.«
    »Warte, ich muß noch dringend was erledigen, bevor ich gehe.«
    Marc stieg in sein Stockwerk hinauf und kam drei Minuten später wieder herunter.
    »Erledigt?« fragte Vandoosler.
    »Was?« erwiderte Marc, während er seine schwarze Jacke anzog.
    »Deine dringende Sache.«
    »Ach so, ja. Es war die Etymologie des Wortes ›Cabas‹ für die Binsentaschen. Willst du’s wissen?«
    Vandoosler schüttelte etwas entmutigt den Kopf.
    »Doch, du wirst sehen, das lohnt sich. Ursprung um 1327, einst die Bezeichnung für die Körbe, in denen die Feigen und Weintrauben aus dem Süden transportiert wurden. Interessant, nicht?«
    »Mir völlig egal«, erwiderte Vandoosler. »Zieh jetzt los.«
    Vandoosler verbrachte den Rest des Tages damit, die Straße zu beobachten. Das bereitete ihm Vergnügen, aber die Geschichte von Marc und Dompierre

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