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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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ich. Und ich auch, verdammt noch mal! Aber es lässt sich nun mal nicht ändern, er ist ein Mitgiftjäger. Und er hat nie den Eindruck erweckt, er wäre etwas anderes.“
    „Also glaubst du, was dein Neffe dir geschrieben hat?“
    Ihr Vater schien einen schweren inneren Kampf auszufechten. „Glaubst du es?“
    Mutlos zuckte sie mit den Schultern. „Solche Heimlichkeiten passen nicht zu Adam. Bisher war er immer offen und ehrlich ...“
    „Das wissen wir nicht“, warf Rathford ein.
    „Am besten stelle ich ihn zur Rede.“
    Seine Augen verengten sich. „Überlass das mir.“
    „Nein.“ Sie stand auf und wollte noch mehr sagen. Doch dann hielt sie inne, als er sich ebenfalls erhob. Plötzlich zuckte er zusammen. „Vater!“
    Sein Gesicht verzerrte sich. Instinktiv tastete er nach einem Halt. Helena eilte zu ihm und schob eine Schulter unter seinen ausgestreckten Arm. Um sein Gewicht zu tragen, spreizte sie die Beine. „Was ist denn los, Vater?“
    „Verdammt, führ mich zum Diwan!“
    „Stütz dich auf mich ...“, keuchte sie und taumelte unter der schweren Last.
    „Oh Gott!“, stöhnte er und zwang sie beinahe in die Knie. „Gib mir meine Medizin!“
    „Welche Medizin? Um Himmels willen, bist du krank?“
    „Es ist nur ... Sorg dich nicht, mein Kind. Hilf mir aufs Sofa. Und dann ruf Charlie und Philip.“
    Erschrocken musterte sie sein blasses Gesicht. „Oh Vater, du hast Schmerzen!“
    „So schlimm war’s noch nie“, würgte er hervor. „Schnell, die Medizin, Mädchen ... in einer Schreibtischschublade ...“ In Tränen aufgelöst, rannte sie zum Schreibtisch und wühlte in den Fächern. Endlich fand sie das Laudanum.
    Laudanum ... Plötzlich entsann sie sich, dass jemand -Mrs Kent? - gefragt hatte, ob sie manchmal diese Droge nehme. Darauf würden gewisse Symptome hinweisen - die Müdigkeit, die Verwirrung, die Kopfschmerzen, die Übelkeit. Und Helena hatte geantwortet, in Rathford Manor befinde sich kein Laudanum.
    Jetzt verdrängte sie diesen Gedanken und eilte zu ihrem Vater zurück. Mit zitternden Händen verabreichte sie ihm die Dosis, die er verlangte. Dann holte sie die beiden Dienstboten. Mit vereinten Kräften trugen sie den Earl in sein Schlafzimmer hinauf
    und legten ihn aufs Bett. Abwechselnd fluchte und stöhnte er. Helena rückte einen Stuhl heran und ergriff seine Hand. „Spätzchen, ich sterbe“, flüsterte er.
    In ihren Augen brannten neue Tränen. „Nein, Vater!“
    „Das weiß ich schon lange. Die Schmerzen haben vor einigen Monaten begonnen. Zunächst konnte ich sie mit Alkohol betäuben. Und dann schien der Whisky meinen Zustand zu verschlechtern.“ Er drehte den Kopf auf dem Kissen zur Seite und schaute sie wehmütig an. „Wenn ich betrunken war, hast du dich stets geärgert. “
    „Oh Gott, ich dachte ...“
    „Ja, du dachtest, du würdest mir nichts mehr bedeuten. Aber ich habe niemals aufgehört, dich innig zu lieben ...“ In seinem Kinn zuckte ein Muskel. „Ich hatte gehofft, Mannion würde für dich sorgen. Nach meinem Tod. Ein Vater möchte die Zukunft seines Kindes gesichert wissen. Und ich wollte dich nicht allein auf dieser Welt zurücklassen.“
    „Also hast du dich deshalb für ihn entschieden?“
    „Ich sah keine andere Möglichkeit, dich aus der Hölle zu befreien, in der du dich verkrochen hast. Und eine Zeit lang schien er meine Hoffnungen zu erfüllen.“ In bitterem Ton fügte er hinzu: „Jetzt würde ich ihm am liebsten den wertlosen Hals umdrehen. Niemals hätte ich geglaubt, er würde dich bestehlen und dir so wehtun. Wie soll ich’s denn ertragen, aus dieser Welt zu scheiden, nachdem ich erfahren habe, was er plant?“ „Bitte, sprich nicht so! Du wirst mich nicht verlassen, ich schicke einen Lakaien zum Doktor ...“
    „Pah, dieser Idiot! Wenigstens eine gute Tat hat Mannion begangen - als er den Kerl von deinem Krankenlager verbannte!“ Im Hintergrund ihres Bewusstseins entstand ein seltsamer, drängender Gedanke. Aber jetzt fehlte ihr die Zeit, um ihn zu ergründen.
    Schmerzhaft rang Rathford nach Atem. „Verabschieden wir uns, meine Tochter. So, wie du mich jetzt siehst, sollst du mich nicht in deiner Erinnerung behalten ... einen hilflosen Invaliden ...“ „Nein, ich bleibe bei dir.“
    „Wenn du nicht sofort verschwindest, läute ich nach meinem Kammerdiener, und John wird dich hinauswerfen.“ Er versuchte in strengem Ton zu sprechen. Aber er war zu schwach. „Leb wohl...“
    „Ich gehe nicht!“, schluchzte sie und

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