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Die schöne Mätresse

Die schöne Mätresse

Titel: Die schöne Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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transportieren. Sicher war es nicht leicht für sie. Danke auch, dass du so oft nach mir gesehen hast. Andrea sagt, du hast mich täglich ein- oder zweimal besucht, seit ich hier bin.“
    Brent zuckte die Schultern. „Ach, das war doch nichts, Evan. Ich wollte mich entschuldigen …“
    Evan winkte ab. „Dafür besteht keine Notwendigkeit.“
    „Trotzdem … Ich habe ein paar unverzeihliche Bemerkungen gemacht, und das bedaure ich. Ich wusste, du würdest Emily niemals wissentlich verletzen. Mehr als alle anderen kann ich dir nachfühlen, wie unwiderstehlich du sie findest.“
    Seltsam, dass ihn die bloße Erwähnung ihres Namens mehr schmerzte als all seine Wunden. Er hätte es dabei belassen sollen. Dennoch fragte er: „Wie geht es ihr?“
    „Gut. Sie sorgt sich um dich.“ Wieder lächelte Brent, dieses Mal mit leichtem Bedauern. „Zweifellos wäre sie selbst hierher gekommen, hätte ich ihr nicht tägliche Berichte versprochen. Aber abgesehen davon geht es ihr gut. Das Geschäft blüht, und trotzdem wird sie in der Gesellschaft immer beliebter. Ich fürchte, bald wird sie von Verehrern umringt sein. Ich sollte ihr besser schnell den Ring an den Finger stecken.“
    „Ring?“ Das Wort traf Evan wie ein Faustschlag in die Magengrube. „Du hast ihr einen Antrag gemacht, und sie hat ihn akzeptiert?“
    „Nicht ganz. Oh, ich habe keinen Zweifel an meinen Absichten gelassen. Bisher hat sie mir noch keine endgültige Antwort gegeben. Du weißt, wenn es irgendeine Chance für euch beide gäbe …“
    „Es gibt keine“, erwiderte Evan ernst. Er hatte einen Teil seiner Schuld gegenüber Richard bezahlt, aber den anderen Teil musste er noch erfüllen.
    Brent lächelte schwach. „Ich glaube, ich habe mich schon an jenem Tag im Hutladen in sie verliebt. Obwohl ich ihr die Freuden gönne, die eine schöne Frau in ihrer ersten Saison erlebt, gebe ich zu, selbstsüchtig zu sein. Sobald sie es erlaubt, werde ich sie heiraten.“ Versonnen blickte er auf die Wand hinter dem Bett. „Ich könnte es nicht ertragen, sie jetzt zu verlieren.“
    Evan verstand nur zu gut, was sein Freund fühlte. Obwohl es ihm beinahe körperliche Qualen bereitete, wenn er sich Emily in den Armen eines anderen vorstellte, verdiente sie einen guten Mann wie Brent, der sie liebte und beschützte. „Dann wünsche ich euch Glück.“ Er atmete tief durch. „Sorge gut für sie.“
    Brent musterte ihn schweigend. Schließlich nickte er. „Das werde ich. Danke.“
    Evan dachte an den Schmerz, der ihm unweigerlich bevorstand, wenn er das jungvermählte Paar zusammen sah. „Wann erwartest du …“
    „Ich bin mir nicht sicher. Ich hoffe, die Verlobung bald bekannt geben zu können, mit der Hochzeit am Ende der Saison. So lange sollte ich eigentlich noch warten können.“ Brent schmunzelte. „Wie wäre es mit einer Doppelhochzeit?“
    Gott bewahre, dachte Evan entsetzt. Gleichzeitig schüttelte er heftig den Kopf und bereute es sofort, als sich ein bohrendes Stechen hinter seinen Schläfen meldete.
    Brent stand auf. „Ich werde dich nun ruhen lassen. Schön, dass es dir besser geht. Und danke. Deine Freundschaft bedeutet mir viel“, fügte er hinzu.
    Evan, der seinen schmerzenden Kopf hielt, rang sich ein mattes Lächeln ab. „Du wirst sie immer besitzen.“
    Brent klopfte ihm leicht auf die Schulter und verließ das Zimmer.
    Freunde, dachte Evan bitter, während er sich in die Kissen zurücksinken ließ. Nur solange er Brent nicht zusammen mit Emily begegnen musste. Brents zukünftige Braut. Evans große Liebe.
    Er atmete tief durch und stöhnte leise, da ein scharfer Schmerz durch seine Schulter in den rechten Arm fuhr. Nun, wenigstens bewahrten ihn seine Verletzungen davor, den hingebungsvollen Verlobten spielen zu müssen. Und, was noch besser war, die Rekonvaleszenz würde den Termin seiner eigenen Hochzeit hinauszögern. Schuldbewusst unterdrückte er seine Erleichterung.
    Was Brents Trauung betraf, so war nur eines sicher. Welche Ausrede er auch immer benutzen musste, Evan würde sich nach Highgrove zurückziehen und dort bleiben, bis die Zeremonie endlich vorüber war.
    Zehn Tage später lag Evan bequem auf einem Sofa in der Bibliothek von Highgrove. Die Torturen der holprigen Fahrt von London hatten ihn dazu bewogen, die ersten beiden Tage nach seiner Ankunft in einem gnädigen Laudanumrausch zu verbringen. Heute fühlte er sich zum ersten Mal besser und hatte darauf bestanden, sein Bett zu verlassen.
    Es tat ihm gut, auf zu sein.

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