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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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gleichgültiges Achselzucken, obwohl es in seinen kalten grünen Augen leuchtete. „Das Mobiliar ist leider völlig aus der Mode. Nur eine einfühlsame weibliche Hand könnte diesem Haus wieder zu vollkommenem Glanz verhelfen. Doch kommt, ich möchte Euch einigen meiner Gäste vorstellen. Sicherlich sind Euch die meisten schon bekannt. Signora Mercanti habe ich oft in Eurem großartigen Geschäft gesehen …“
    In seiner Begleitung machte Julietta die Runde. Man sprach über Mode, über Läden und welche Künstler jüngst in der Stadt eingetroffen waren. Bald tat ihr das Gesicht weh vom ständigen Lächeln, und sie wäre am liebsten vor all den Gästen hinaus in die Nacht geflohen. Hier gehörte sie nicht hin!
    Doch natürlich konnte sie nicht davonrennen. Ermano wich nicht von ihrer Seite und umklammerte besitzergreifend ihren Arm. Fast beißend stach ihr der Geruch seines Parfüms in die Nase. Julietta verstand Ermanos Verhalten nicht, der ganze Abend verwirrte sie zunehmend. Plötzlich schienen die prunkvollen Marmorwände sich näher und näher zu schieben, die Menge begann vor ihren Augen zu schwanken. Bevor sie wirklich ohnmächtig wurde, wurden glücklicherweise unter mächtigen Fanfarentönen die Portale des Festsaals aufgestoßen. Dankbar für diese lautstarke Ablenkung, wandte sich Julietta schnell von Ermano ab.
    Der Doge höchstpersönlich! Angekündigt vom uralten Signal der Fanfaren, erschien in glänzender gold-weißer Robe Andrea Gritti. Kühl schweifte sein Blick über die versammelte Menge, während sein Gefolge nach ihm in den Saal strömte. Alles an ihm strahlte Reichtum und Macht aus.
    Julietta erstarrte. Direkt hinter dem Dogen stand Marcos Velazquez. Ihr wurde kalt und heiß zugleich. Zitternd blickte sie zu Boden. Närrisch kam sie sich vor. Wie eine dumme Göre, die in Gegenwart eines begehrten Mannes errötend kicherte. Doch Juliettas Körper reagierte nicht auf ihre Mahnung, sich nicht lächerlich zu machen. Sie konnte nicht aufhören zu zittern. Wie festgewurzelt verharrte sie an ihrem Platz. Die Aufregung, Marcos zu sehen, und das Verlangen, zu ihm zu rennen, waren zu groß.
    Sie atmete tief durch, und die von Kerzenwachs und Parfüm geschwängerte Luft half ihr zurück auf den Boden der Tatsachen. Von einem Diener ließ sie sich einen neuen Kelch reichen, und während sie einen großen Schluck von dem schweren Wein nahm, beobachtete sie die Gruppe um den Dogen. Und Marcos.
    Für einen winzigen Augenblick hatte sie wieder das Bild der letzten Nacht vor Augen: Marcos’ Kopf auf ihrem Schoß liegend, das Haar wirr und das Wams offen, mit schläfrigem sinnlichen Blick zu ihr aufschauend. Ein kurzes Blinzeln, und ihr wilder Pirat war entschwunden – zurück blieb nur der elegante Höfling, drüben auf der anderen Seite des erstickend heißen Festsaals.
    Wie in der vergangenen Nacht trug Marcos Velazquez eineschwarze Robe. Das war aber auch die einzige Ähnlichkeit. Wams und Hose waren aus schlichtem Samt, schmucklos bis auf eine schmale Silberstickerei am hohen Kragen und silberne Schließen an der Front. Das wellige Haar fiel ihm bis auf die Schultern, und am Ohr glitzerte die einzelne tropfenförmige Perle.
    Hart wie die einer ärgerlichen Gottheit, aber auch genauso makellos waren seine Gesichtszüge. Sein Mienenspiel war ausdruckslos, während er die dunklen Augen über die Menge schweifen ließ. Als wenn sie sich nur für ihn versammelt hätte, zu seiner Freude oder zu seinem Abschied. Und vielleicht war es auch so. „ Il leone“, hob rings um Julietta herum ein Flüstern an, eine Welle von Hochachtung und Begeisterung ging durch den Saal. Ein nobles Fräulein in edler Robe und mit reichlich Schmuck behangen, die hinter Julietta stand, kicherte sogar vor lauter Aufregung.
    Nicht, dass Julietta weniger aufgewühlt gewesen wäre. Aber im Gegensatz zu diesen verwöhnten adeligen Damen konnte sich Julietta den Luxus eines so einfältigen Verhaltens nicht leisten. Sie durfte keine Aufmerksamkeit erregen, sie durfte sich Venedigs neuem Helden nicht an den Hals werfen, nicht anseine Seite eilen und sich seufzend an seine Ärmel klammern. Es gab sowieso schon viel zu viel Gerede und mehr Gerüchte über ihre Person, als ihr lieb waren.
    Mit geballten Fäusten beobachtete Julietta eine Gruppe von Frauen, die sich knicksend und leise hinter ihren Fächern kichernd Marcos näherten. Kurz nur verzog er die Lippen zu einem feinen Lächeln, während er sich über ihre weißen Hände beugte und

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