Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
Vom Netzwerk:
Ladentisch, richtete die Fläschchen aus und wischte ein paar Tropfen verschütteten Öls weg. Vielleicht wäre es gut, wenn sie nach dem Karneval Venedig verließe. In ihrem Landhaus auf dem Festland könnte sie dann während der Fastenzeit in Ruhe über ihre Sünden nachdenken und Buße tun. Sie könnte lesen und vor allem den blauäugigen Piraten vergessen. Möglicherweise fände sie sogar in einem der Bücher ihrer Mutter ein Rezept für einen Zaubertrank, der Vergessen bescherte.
    Ein tröstlicher Gedanke, aber auch das würde nicht helfen. Für solche Zauber hatte Marcos ein viel zu starkes Wesen. Auch wenn sie sich noch so mühte, er würde sich nicht aus ihrem Gedächtnis vertreiben lassen.
    Mit Eimer und Schwamm kam Bianca aus dem Lagerraum. Viele Füße hatten Staub und Sand hinterlassen, und auch Signora Mercantis Schoßhündchen hatte sich wieder einmal im Laden verewigt. Eine Weile beobachtete Julietta ihre Dienerin.
    Wie Blütenblätter waren Biancas gestreifte Röcke um sie ausgebreitet, während sie, leise über schmutzige Köter schimpfend, den Boden scheuerte.
    „Bianca, was hältst du davon, wenn wir nach dem Karneval den Laden für einige Wochen schließen würden? Während der Fastenwochen ist das Geschäft sowieso flau. Wir könnten die Zeit auf dem Festland verbringen und ausspannen. Ganz besonders du brauchst ein wenig Ruhe, du hast in den letzten Wochen so hart gearbeitet.“
    Zögernd setzte sich Bianca etwas auf und wischte sich mit dem Handrücken eine schwarze Locke aus der Stirn. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzten ihre Augen ärgerlich auf, dann blickte sie wieder auf den Boden. „Es stimmt, Madonna, dass unsere Kunden für gewöhnlich erst nach Ostern wiederkommen, aber in der Zwischenzeit ist auch eine Menge zu tun. Wir müssen die Lagerbestände auffüllen, Bestellungen aufgeben …“
    „Gewiss, Bianca. Aber das können wir auch von meinem Landhaus aus erledigen. Wenn du jedoch lieber in der Stadt bleiben willst, dann steht dem nichts im Wege.“
    Erfreut schaute Bianca auf. „Ich könnte das Geschäft für Euch führen, während Ihr fort seid! Ich habe inzwischen so viel von Euch gelernt, wenn natürlich auch noch nicht genug. Ihr könnt mir vertrauen, Madonna. Ich bin bestimmt eine gute Verwalterin. Ihr könnt in Ruhe ausspannen. Glaubt mir, Ihr braucht Euch ganz gewiss keine Sorgen zu machen.“
    Julietta sah ihre Dienerin erstaunt an. Bianca war stets eine gewissenhafte Hilfe und eine gute Schülerin gewesen. Sie war nie aufsässig und beachtete stets alle Hinweise, die ihr Julietta über das Kreieren der teuren Düfte gab. Nebenbei war sie auch noch eine gute Hausgenossin. Bislang war es Julietta gar nicht in den Sinn gekommen, dass Bianca vielleicht auch mehr wollte, mehr Verantwortung und Selbstständigkeit. Julietta merkte aber auch mit einem Mal, dass ihr der Gedanke gar nicht gefiel, ihr Geschäft, das sie sich mit so viel Mühe aufgebaut hatte, in andere Hände zu geben. Selbst nicht in Biancas.
    „Ohne dich könnte ich den Laden nicht führen, Bianca“, sagte sie schließlich. „Warten wir ab, was in den nächsten Wochen geschieht.“
    Bianca nickte und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
    „Willst du nicht ausgehen heute Nacht?“, fragte Julietta, da sie ahnte, dass Bianca etwas enttäuscht war. „Ich kann auch sehr gut allein auf alles hier aufpassen.“
    Die Dienerin schaute hintergründig lächelnd zu ihr auf. „Wird Il leone später bei Euch vorbeischauen?“
    „Nein!“, entfuhr es Julietta gereizt. „Ich erwarte niemanden.“
    „Wenn Ihr meint, Madonna“, antwortete Bianca achselzuckend. „Vielleicht gehe ich aus. Im türkischen Viertel ist ein Fest mit Musik und Tanz. Es ist sehr lange her, dass ich zum letzten Mal baba ganoush gegessen habe.“
    Ihre Stimme klang so sehnsüchtig, fand Julietta. „Hast du manchmal Heimweh, Bianca?“, fragte sie deshalb, während sie weiter die Flakons ordnete.
    „Es ist viele Jahre her, seit ich die Türkei verlassen habe. Hier ist mein Leben besser als in Konstantinopel. Ja, natürlich vermisse ich manches. Den Duft von Zimt in der Luft. Das Spektakel auf dem Marktplatz. Den Ruf des Imam vom Minarett zum Gebet. Den rechten Geschmack von baklava! Ich hätte besser auf meine Mutter hören sollen, als sie versuchte, mir beizubringen, wie das Blätterteiggebäck gebacken wird.“
    Julietta lachte. „Ich vermisse auch so manches aus meinem Elternhaus, obwohl ich niemals wieder in Mailand leben will.“ Niemals

Weitere Kostenlose Bücher