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Die schöne Parfümhändlerin

Die schöne Parfümhändlerin

Titel: Die schöne Parfümhändlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A MCCABE
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Marcos seine Maske vors Gesicht und stülpte sich die Kapuze übers Haar. So deutlich vorführen wollte er den Kunden der Parfümerie seine Liebschaft mit der schönen Ladenbesitzerin nun auch nicht.
    Dann sah er, wie ein hoher, dunkler Schatten aus dem beleuchteten Ladenraum trat. Der Mann drehte sich noch einmal um und nahm von der Dienerin den Umhang entgegen. Deutlich konnte Marcos hören, was er sagte: „Voller Ungeduld werde ich Eure Antwort erwarten.“
    Ermano. Marcos zog sich tiefer in das schützende Dunkel zurück, mit der Hand am Dolch verfolgte er, wie sich der Conte verbeugte und neckend der Dienerin an den krausen Locken zog. Während er dann über den Platz schritt, als ob er sich der neugierigen Blicke nicht bewusst wäre, wurde die Tür hinter ihm lautstark verriegelt.
    Was wollte Ermano zu so später Stunde bei Julietta? Welche Antwort erwartete er? Hatte er sie vielleicht über die Verdächtigungen gegen sie unterrichtet? War er gekommen, um ihr während dieser gefahrvollen Tage seinen „Schutz“ anzubieten?
    Marcos biss sich auf die Zähne. Der Gedanke, dass Ermano Julietta mit seinen weichen Fingern anfassen und ihren Körper an sich ziehen könnte, brachte ihn schier zur Weißglut. Vergessen war, dass Marcos selbst geplant hatte, Julietta für seine Zwecke einzusetzen, und ihre weiblichen Talente und ihre Leidenschaft nutzen wollte. Vergessen war auch, wie kühl er erwogen hatte, welche Rolle sie in seinen Plänen spielen könnte. All diese nüchternen Überlegungen waren plötzlich hinweggefegt, erstickt in flammender Wut auf Ermano und seine hinterhältigen Machenschaften.
    Er wollte hinter dem Conte herlaufen und ihm in der dunklen Gasse seinen Dolch in den Hals jagen. Wollte endlich Rache nehmen, seine Wut besänftigen, indem er ihr freien Lauf ließe. Ermano würde dann mit seinem Blut gesühnt haben, und Julietta wäre für immer vor ihm sicher.
    Doch schon in dem Moment, als Marcos sich umdrehte und sah, wie Ermano von Balthazar und zwei Schwert tragenden Mordgesellen eingeholt wurde, wusste er, dass solch ein planloser Mord mehr schadete als nützte. Ermano wäre vielleicht tot, aber er, Marcos, möglicherweise auch. Dann würde niemand die Wahrheit über diesen selbstgefälligen Grattiano erfahren, und Julietta würde ihren Feinden und deren Attacken durch das Löwenmaul schutzlos ausgeliefert sein.
    Nicht mehr lange, sagte er sich. Dann hatte er alles, wofür er so lange gearbeitet hatte.
    Er drehte sich wieder um und lenkte seine Schritte eilig über das Kopfsteinpflaster in Richtung Juliettas Laden. Der Platz war nun belebter als zuvor, es war ein fröhliches Durcheinander maskierter Menschen. Fackeln wurden entzündet, und der Wein strömte blutrot aus der Zisterne. Juliettas Haus lag im Dunkeln, nur am Fenster zu ihrer Kammer leuchtete ein kleines gelbes Licht. Wie ein liebestoller Galan schaute Marcos zu diesem Lichtlein hoch und versuchte, nur einen flüchtigen Blick von seiner querida zu erhaschen.
    Welch ein Narr bin ich, schimpfte er. Unerträglicher als eine der Figuren, die Nicolai in seiner Commedia dell’Arte spielte, kam er sich vor. Marcos dachte dabei an die Geschichten, in denen der einfältige Narr Nicolai in vergeblicher Liebesmüh seine Kolumbine verfolgte, die ihn mit seltsamen Tänzen an der Nase herumführte. Wie verhext kam Marcos sich vor, von einem verführerischen Zauber in einen seidenen Freudentaumel gehüllt, der ihn alles – Zukunft und Vergangenheit – vergessen ließ. Und er wusste, dass er sich aus diesem Zustand nicht befreien konnte, ja nicht einmal befreien wollte.
    Ein Schatten, der Umriss einer sich kämmenden Frau, bewegte sich hinter dem Fenster. Aus der Innentasche seines Umhangs holte Marcos die mit Duftwasser gefüllten Eier, die er zuvor gekauft hatte. Er erinnerte sich, wie sich Julietta lachend über den schlechten Geruch in den zerbrechlichen Schalen beschwert hatte, und wünschte, er hätte sie mit Juliettas Jasminparfüm füllen können. Dennoch – es war besser, die Eier gegen das teure Fensterglas zu werfen, als Steine oder gar einen Dolch in die Schulter zu bekommen, wenn er es wagen sollte, uneingeladen durch ihr Fenster zu klettern.
    Er warf das Ei auf den Schatten. Es zerschellte am Fensterrahmen. Marcos brauchte noch zwei weitere Eier, seinen ganzen Vorrat, bis Julietta endlich das Fenster öffnete. Missbilligend schaute sie zur Haustür. Mit der Hand hielt sie sich die Brokatrobe am Hals zu, das Haar, noch feucht vom

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