Die schöne Parfümhändlerin
Waschen und schwarz glänzend wie die Nacht, fiel ihr offen über die Schultern.
„Wer ist da? Zeigt Euch“, rief sie streng.
„Ich bin es, querida“, antwortete er leise, trat zugleich ins Licht und schob die Kapuze zurück. „Ich wollte Euch nicht ängstigen.“
„Marcos! Ihr seid gekommen.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.
„Zweifeltet Ihr daran? Hat meine Sonne so wenig Vertrauen?“
Sie winkte ihm zu. „Wartet, ich lasse Euch herein“, rief sie und schloss das Fenster.
Marcos sah sich um. Niemand auf dem Platz schien sie beobachtet zu haben. Die Musikanten hatten mittlerweile einen schnellen Branle angestimmt, und das Volk tanzte dazu stampfend und lachend im Kreis.
Es dauerte nur ein paar Augenblicke, bis er hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Er schlüpfte in den Laden … direkt in Juliettas Arme, die sofort die Tür wieder hinter ihm schloss.
„Marcos“, flüsterte Julietta. Ihre Finger verströmten den betörenden Duft kostbarer Badeöle, während sie an den Bändern seiner schwarzen Halbmaske nestelte, die alsbald zu Boden flatterte.
„Julietta“, raunte er, schob seinen Arm durch die pelzbesetzte Öffnung an ihrer Robe und strich über ihren warmen, weichen Körper. Ihre Haut war noch feucht und glatt vom Lavendelöl. Die nackte Haut, die schlanke Taille, die festen Brüste, alles war ihm bekannt und doch erneut so verheißungsvoll, dass ihm das Blut in den Adern kochte.
„Es ist so lange her“, flüsterte er, strich liebkosend mit dem Gesicht über ihr Haar und küsste ihre Schulterbeuge. Sie schmeckte nach Lavendel und Limone, so rein, einfach nach Julietta. So wunderbar.
Sie lachte leise gegen sein Kinn. „Wir haben uns doch erst heute früh getrennt.“
„Im Morgengrauen. Das ist Stunden her. Eine Ewigkeit.“
Sie schlang die Arme um seine Schultern und bog als Aufforderung zu weiteren Küssen den Kopf zurück. „Und uns bleibt wieder eine Ewigkeit bis zum nächsten Morgengrauen. Wie sollen wir sie verbringen?“
Er blickte sie an. Ihre Augen glänzten in der Dunkelheit, ihre Lippen waren verführerisch geöffnet. Ich sollte ihr erklären, in welcher Gefahr sie sich befindet, dachte er. Sollte gestehen, was ich vorhatte, und um Vergebung bitten. Doch dann küsste er sie, und seine Sinne schwanden, seine Welt stand Kopf, und Worte wollten nicht kommen.
„Ich will Euch etwas zeigen“, sagte er, noch bevor er darüber nachdenken konnte. Es gab nur einen Platz auf der Welt, wo er glaubte, die richtigen Worte zu finden, wo er sich ganz öffnen konnte. Nie zuvor hatte er eine Frau dorthin geführt. Doch Julietta wollte er ihn zeigen. Sie sollte in seine Seele sehen dürfen, nur dieses eine Mal, bevor er sie für immer verlor.
Lachend schmiegte sich Julietta an ihn. „Das hört sich ja sehr vielversprechend an. Wo wollt Ihr es mir zeigen? Hier oder lieber in meiner Kammer?“
Durch sein dünnes Leinenhemd spürte er, wie ihre harten Knospen nach seinen Liebkosungen verlangten. Marcos stöhnte, seine Manneskraft gelüstete danach, sich sofort hier mit ihr zu vereinigen. Trotzdem schob er sie mit einem sanften, aber bestimmten Druck gegen ihre Schultern fort. Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Verwundert und auch etwas enttäuscht blickte Julietta zu ihm auf.
„Es ist nicht, was Ihr denkt“, erklärte er immer noch ein wenig außer Atem. „Geht und kleidet Euch an, meine Sonne. Wir gehen aus.“
„Wohin? Sollten wir nicht besser hierbleiben? Bianca wird sich bald entfernen …“
Marcos schüttelte den Kopf. „Es ist zu groß. Ich könnte es nicht herbringen.“
„Was soll ich anziehen, um mir dieses … hm … große Objekt anzusehen?“, fragte sie neugierig.
„Etwas Warmes.“
Sie sah ihn eine Weile nachdenklich an, dann nickte sie. „Gut. Ich bin gleich wieder da.“ Sie schlang ihren Hausumhang fester um ihren nackten Körper und ging zur Treppe. Plötzlich drehte sie sich wieder um. „Wird es mir leidtun, Marcos, wenn ich mit Euch gehe?“, ertönte ihre Stimme durch die Dunkelheit.
„Ich hoffe nicht“, antwortete er. Im Moment war es eine ehrliche Antwort. Aber eines nicht allzu fernen Tages bereuten sie vielleicht beide, dass er überhaupt nach Venedig gekommen war.
Sie gab keine Antwort. Er hörte ihre Tritte auf dem weichen Holz, als sie die Treppe hinaufeilte. Dann fiel ihre Kammertür zu, und er war allein in dem leeren Laden. Nur noch der Duft ihrer Haut und ihres Haares umgab ihn. Es war ein so berauschender Geruch, dass
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