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Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Die schöne Philippine Welserin: Historischer Kriminalroman (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Gürtel, was sie mit einem empörten Aufschrei quittiert. An den kleinen Münzenvorrat, den ich am Körper trage, kommt er wegen meiner misslichen Lage nicht heran.
    Er ist nicht allein.
    Wir hören, wie er weiteren Spießgesellen raue Befehle zuschreit. Sie machen sich an den Kisten zu schaffen, die wir hinten geladen haben, unser Reisegepäck.
    Für einen Moment verschlägt es mir die Sprache.
    Wie eine Bettlerin werde ich bei Tante Kat eintreffen – aber nur, wenn ich diesen Überfall überlebe!
    Ein Lachen steigt in mir auf, das ich nicht zurückhalten kann.
    Hatte ich mich nicht danach gesehnt, alles hinter mir zu lassen? Manchmal erfüllt das Schicksal die Wünsche schneller, als einem lieb sein kann!
    Zum ersten Mal seit Wochen spüre ich, wie sehr ich am Leben hänge. Und riesigen Hunger habe ich auf einmal auch. Babette, die noch immer halb auf mir liegt, beginnt mich wüst deshalb zu beschimpfen, was mich nur noch mehr zum Lachen reizt.
    Irgendwann wird es draußen still, dann erscheint Peters verweintes Gesicht.
    Ich schreie Babette an, die sich mit seiner Hilfe endlich von mir herunterrollen lässt. Es gelingt uns, die Kutsche zu verlassen.
    Jörg liegt im Graben. Sein Gesicht ist rot, die Pupillen sind weit. Er atmet stoßweise.
    War die Dosis im Bier so hoch, dass sie ihn vergiftet hat?
    In meinem Gedächtnis krame ich nach allem, was die Mutter mir jemals über Bilsenkraut gesagt hat. Es schenkt Träume, schwarze Träume allerdings, für die es oftmals keine Rückkehr gibt, das fällt mir ein. Manche Hebammen setzen es bei Geburten ein, eine zweifelhafte Hilfe, denn obwohl es Krämpfe löst und Schmerzen nimmt, kann nur ein Samenkorn zu viel das Ende für Mutter und Kind bedeuten.
    Was ich noch aus der Kutsche zerren konnte, ist meine Tasche mit den Kräutern, die ich im Wageninneren aufbewahrt habe, um sie als Geschenk der Mutter an Tante Kat zu übergeben. Doch welches der Gewächse könnte ich als Gegenmittel einsetzen – hier, auf freier Strecke, mitten im Niemandsland?
    Ich sehe mich nach Babette um, aber auch die erscheint mir leicht weggetreten. Dann rufe ich mit fester Stimme den Jungen.
    Mit Peters Hilfe gelingt es, den schweren Männerkörper in die Seitenlage zu bringen. Noch zögere ich, dann jedoch stecke ich Jörg kurz entschlossen meinen Finger so weit in den Mund, dass er sich in einem Schwall erbricht – leider auch auf mein Kleid.
    Er wird ruhiger, sobald er wieder auf dem Rücken liegt, das ist deutlich zu sehen. Ganz bei sich ist er noch immer nicht. Ich beschließe, ihm ein Schlafmittel zu verabreichen, um die Heilung voranzutreiben, doch dazu brauchen wir erst eine Unterkunft, in der wir halbwegs sicher sind.
    Ich stehe auf, versuche, mein besudeltes Kleid zu übersehen, das einzige, was ich noch besitze.
    Es ist so still hier.
    Ein Eulenruf vom nahen Wald.
    Die Todesbotin wie in den Mythen und Sagen, die Tante Kat mir als Kind erzählt hat?
    Sind wir also doch verloren?
    Verzweiflung greift nach mir mit klebrigen Fingern.
    Dann, endlich, sehe ich in der Ferne eine Staubwolke.
    Reiter …
     
    *
     
    Pilsen, August 1556
     
    Tage verstrichen, bis Jörg wieder halbwegs genesen war. Und wären die beiden Nürnberger Reiter nicht gewesen, die ihnen dabei halfen, die Kutsche wieder aufzustellen sowie Geleit bis zum nächsten Ort namens Taus zu geben, sie hätten die böhmische Stadt wohl gar nicht erreicht.
    Dreimal hatte der ansässige Medicus nach ihm gesehen, ein dürrer, baumlanger Mann, der nur ein paar Brocken Deutsch sprach, seine Kunst offenbar aber beherrschte. Philippines Kräutertasche, die sie ihm geöffnet entgegenhielt, schob er mit einem Brummen beiseite. Dann legte er seine Hände auf Jörgs Schädel und begann, einen seltsamen Singsang auf Chodisch zu halten, wie sie später erfuhr, weil sie die Wirtin, die neugierig an der Tür gelauscht hatte, danach fragte.
    »Unsere Sprache.« Die rundliche Frau mit den dunklen Flechten und der farbenfrohen Tracht hatte plötzlich stolz geklungen. »Und wird es noch immer sein, wenn die Habsburger uns schon lange nicht mehr regieren. So viele sind gekommen und wieder gegangen – wir jedoch bleiben!«
    Sie hatte die Reisenden aus Augsburg nicht unfreundlich behandelt, aber doch mit spürbarem Vorbehalt, erst recht, als Babette, die inzwischen ihr gewohntes Plappern wieder aufgenommen hatte, der Name Schloss Bresnitz herausgerutscht war. Jetzt wurden aus den zurückhaltenden Blicken argwöhnische. Tante Kat hatte mehrmals davon

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