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Die schoene und der Lord

Titel: Die schoene und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaclyn Reding
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pflegte. Dies war immer im Herbst geschehen, kurz nach Ende der Saison. Die Herzogin und der Rest der Familie zogen sich nach Devonbrook House zurück, während der Herzog immer erst einige Zeit später nachkam. Robert wußte nie, wo der Herzog sich währenddessen aufhielt; nicht einmal seine Mutter wollte es verraten. Nun, da er die Wahrheit erfahren hatte, kam er nicht umhin, sich nach dem Grund für diese Heimlichtuerei zu fragen.
    Was hatte sein Vater mit den Worten gemeint, dieser Ort, dieses Rosmorigh enthalte »verborgene Schätze, die nur Robert zu würdigen« wüßte? Und weshalb hatte er, ein Herzog, der über andere Besitztümer verfügte, die seine Aufmerksamkeit weit eher rechtfertigten als irgendein abgelegenes Anwesen in Schottland, sich dort in den letzten zwei Jahren fünfmal aufgehalten? Irgend etwas mußte es dort geben. Kein Zweifel, das war es. Warum sonst hätte sein Vater diesen Besitz so lange geheimhalten sollen?
    Dann fielen Robert wieder die Worte ein, mit denen Quinby den Besitz und seines Vaters besondere Zuneigung dazu geschildert hatte. Dort könne er jo viel Abstand von seinem Leben gewinnen wie nur möglich. Weit weg von neugierigen, anmaßenden Blicken. Weit weg von niederträchtigen Beschuldigungen.
    Der Herzog hatte es abgelehnt, den Besitz zu verkaufen, und so, wie Robert seinen Vater kannte, mußte er dafür triftige Gründe gehabt haben. Es war schon sonderbar, wie oft er sich dort in letzter Zeit aufgehalten hatte, und womöglich ließ sich hier irgendein Zusammenhang mit dem Brand herstellen. Jedenfalls konnte man dort ebensogut wie an jedem anderen Ort anfangen, und außerdem bot er sich Robert als willkommene Zuflucht an, wohin er sich vorerst zurückziehen konnte. »Das wird nicht nötig sein, Quinby.« Robert erhob sich und schnitt dem Anwalt damit das Wort ab. »Ein Verkauf des Besitzes in Schottland, Rosmorighs, kommt nicht in Frage. In Anbetracht der offenkundigen Liebe, die mein Vater zu diesem Ort hegte, und da er ihn mir als Erbe zugedacht hat, habe ich beschlossen, dort meinen Wohnsitz zu nehmen — für immer.«

Kapitel 3
    Mai 1815 West-Inverness-Shire, Schottland
    Dann wandte sich König Artus an Galahad und sagte: Herr, Ihr seid willkommen, denn Ihr werdet viele gute Ritter zu der Suche nach dem Heiligen Gral bewegen, und Ihr werdet vollbringen, was nie ein Ritter zu Ende führen konnte. Dann nahm ihn der König bei der Hand und schritt aus dem Palast zum Fluß hinunter, um Galahad das Abenteuer des Steins zu zeigen.
    Catriona?«
    Catriona hob jäh den Kopf aus dem kleinen Lichtkegel, den ihre flackernde Talgkerze verbreitete. Rasch sah sie sich in dem düsteren Raum um. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und sie war beinahe darauf gefaßt, König Artus selbst in seinen prächtigen Samtgewändern vor sich auftauchen zu sehen. Aber er tauchte nicht auf. Außer ihr war keine Menschenseele hier.
    Im Raum herrschte Finsternis, und sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Boden, die wollenen Röcke sorgsam um die Füße drapiert. Das Buch, in dem sie gerade las, Sir Thomas Malorys König Artus, ruhte aufgeschlagen auf ihrem Schoß, während weitere Bücher um sie herum verstreut lagen wie herbstliches Laub. Irgendwo dazwischen mußten sich auch die Feder und das Papier befinden, die sie für ihre Notizen benutzte, aber sie waren jetzt schon geraume Zeit unter dem immer unübersichtlicher werdenden Bücherhaufen verschwunden. Nein, sie befand sich nicht auf Camelot, und hier gab es auch weit und breit keinen Ritter. Sie war in der Bibliothek von Rosmorigh und hatte sich wieder einmal in ihrer Lek-türe verloren, statt der Aufgabe nachzugehen, wegen der sie eigentlich hergekommen war.
    »Catriona?«
    Catriona blinzelte in die Finsternis, die im Rest des Raums herrschte, und warf einen Blick auf die Kaminuhr aus Walnußholz, die direkt über ihr tickend auf dem kunstvoll gemeißelten steinernen Kaminsims stand. Es konnte doch unmöglich schon acht Uhr sein. Gewiß hatte das schwache Licht ihren müden Augen einen Streich gespielt. Sie hatte sich doch gerade erst auf dem Boden niedergelassen, zumindest kam es ihr so vor. Aber der Himmel draußen hinter den bleigefaßten Flügelfenstern war bereits dunkel, und die letzten purpurgrauen Strahlen der Sonne spähten kaum noch über die fernen Hügel von Skye, woraus sie schließen mußte, daß tatsächlich volle drei Stunden verstrichen waren. Drei Stunden, und sie hatte nur eine Handvoll Bücher durchstöbert, so daß

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