Die Schoene und der Milliardaer
kaum etwas von ihrer verführerischen Figur preis.
Seine Sehnsucht nach ihr schmerzte unerträglich. Doch Marcusâ Tod stand zwischen ihnen. Würden sie jemals zusammenfinden? Unwillkürlich fasste er nach ihrer Hand. Ihre Finger schlangen sich ineinander.
âWie geht es dir, Sonya?â
âEin bisschen durcheinanderâ, gestand sie.
In Wahrheit ging sie seit Tagen mit sich ins Gericht. Sie hätte Marcusâ Antrag sofort und unmissverständlich ablehnen müssen. Stattdessen hatte sie die Bedenkzeit akzeptiert und ihn damit ermutigt, ihr den Ring an den Finger zu stecken und sich mit ihr verlobt zu fühlen. Er hatte sie sich nun einmal in den Kopf gesetzt und wollte sie unbedingt an sich binden. Nun warf sie sich Unaufmerksamkeit, ja Fahrlässigkeit vor. Wäre es nicht ihre Aufgabe gewesen, die kostbare Freundschaft zu hüten und den einsamen, sich nach Liebe sehnenden Mann davor zu bewahren, sich weitergehenden Hoffnungen hinzugeben? Sie aber hatte ihnen freien Lauf gelassen und sogar mit dem geliebäugelt, was Marcus ihr hätte bieten können: Sicherheit und ein sorgenfreies Leben. Vor allem aus Trotz gegen die Reichen und deren Unterstellung, sie wolle sich Markus aus Geldgier angeln.
âHast du schon gegessen?â, fragte David und riss sie aus ihren Gedanken.
âNein. Und du?â Sie schaut ihm in die Augen und bemerkte den Kummer darin.
âWir könnten in irgendein Restaurant gehen. Andererseits wäre es besser, hierzubleiben. Ich bin nicht einmal mit meinem eigenen Wagen gekommen. Ich habe mir einen geklaut.â
âImmerhin kannst du noch scherzen.â
Sie führte ihn ins Wohnzimmer, er lieà sich aufs Sofa fallen.
âIch könnte uns Sandwiches machen. Das geht schnell.â
âGut. Aber lass dir Zeit dabei.â Er lächelte gequält. âIch würde gerne wissen, wie du dich fühlst.â
âIch weià nicht.â Sie ging in die Küche. âMir kommt alles vor wie ein böser Traum. Marcus hat mir viel bedeutet. Aber ich wollte ihn nicht zum Mann. Ich wollte ihn zum Freund. Nun fühle ich mich wie eine Betrügerin.â
âWegen dem, was zwischen uns passiert ist? Dafür übernehme ich die volle Verantwortung. Ich bin deinen Reizen erlegen und habe rücksichtslos gehandelt. Ich wusste, dass Marcus dich liebt. Er wollte dich zur Frau und nicht nur zur Freundin. Bitte sag mir jetzt die Wahrheit. War eure Beziehung wirklich nur platonisch?â
Zorn wallte in ihr auf. âAch, denk doch, was du willstâ, rief sie und knallte die Kühlschranktür zu.
âSonya! Bitte. Ich bin schon ganz krank von der Grübelei.â
Ja, sie merkte, wie mürbe er war. Sie lieà ihre Arbeit liegen und ging zu ihm. âAber ich habe dir das doch schon längst beantwortet. Deshalb war ich vielleicht so schroff. Wir sind wohl beide durcheinander und empfindlich. Hast du deine Eltern gesehen?â
âJa, natürlichâ, sagte er ungeduldig. âHeute Nachmittag war die Testamentseröffnung.â
âHast du bekommen, was du erwarten durftest?â Sie hoffte es inständig.
âHabe ich.â Sein Gesicht wirkte mit einem Mal wie versteinert. âUnd du hast zwanzig Millionen Dollar bekommen.â
âWie bitte?â Ihr wurde schwindelig. âZwanzig â¦â Weiter kam sie nicht. Alles Blut wich aus ihrem Gehirn. Noch nie in ihrem Leben hatte sie das Bewusstsein verloren, selbst in den schlimmsten Momenten nicht. Und nun wurde ihr schwarz vor den Augen und ihre Beine versagten â¦
Holt sprang auf und konnte sie gerade noch auffangen. âSonya!â Warum hatte er ihr das angetan? Konnte er denn nicht aufhören, sie zu testen? Er hätte es ihr schonend beibringen müssen. Aber nein, er war auf ihre spontane Reaktion ausgewesen. Nun war sie in Ohnmacht gefallen, und es war seine Schuld.
Er bettete sie vorsichtig auf den Teppich. Hinlegen war das Wichtigste. Ihre Augen standen offen. Sie musste einen Schock erlitten haben. Kurz darauf versuchte sie, sich aufzurichten. Er drückte sie zurück auf den Boden. âAlles in Ordnung, Sonya. Bleib eine Weile liegen. Gleich geht es dir wieder gut.â
Um sie zu beruhigen, legte er sich neben sie. Auch er brauchte Entspannung. Dem Tumult seiner Gefühle fühlte er sich kaum noch gewachsen. Immer hatte er alles im Griff gehabt, und nun wusste er nicht weiter. Wie gut, dass er
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