Die Schöne und der Werwolf - Warren, C: Schöne und der Werwolf - She's no Faerie Princess (Others 02)
Sie hielt es für wichtig, die Namen der Männer, mit denen sie geschlafen hatte, im Gedächtnis zu behalten, und sie hatte mehr Freude am Sex, wenn sie davor und danach mehr als nur ein paar Minuten in bekleidetem Zustand mit ihrem Partner verbrachte. Da das hier ja nun anscheinend nicht möglich war, war es vielleicht für alle Beteiligten das Beste, wenn sie ihre Hormone im Zaum hielt.
Sie überlegte gerade, ob es ihre Gemütsverfassung aufbessern würde, einfach eine trotzige Schnute zu ziehen, als ein ohrenbetäubendes Krachen, gefolgt von trampelnden Schritten auf der Treppe, der Ruhe den Garaus machte. Schon bei dem ersten Lärm war Fiona zusammengefahren und hatte
rasch einen Blick auf Walkers Gesicht geworfen, der sie ausdruckslos angesehen und sich schläfrig erhoben hatte. Falls den beiden jetzt ein Überfall durch einen weiteren Dämon bevorstand, schien der Werwolf dies mit wahrer Seelenruhe aufzunehmen.
Er stellte sich oben an die Treppe und sah ein Paar Bluejeans und ein schwarzes Shirt wie einen Irrwisch die Stufen hochgewetzt und auf dem Fußboden rutschend vor sich zum Stehen kommen. Dann schaute er zu der Uhr hoch, die über der Treppe hing.
»Das hat fast zweiundzwanzig Minuten gedauert.«
»Ich hätte es ja in einer Viertelstunde geschafft, aber dann hätte ich vorher keine Zeit gehabt, mich noch anzuziehen. Und es ist kalt da draußen.«
Fiona beäugte den Eindringling mit hochgezogenen Augenbrauen. So einen rief Walker in Krisensituationen zu Hilfe?
Sie konnte sich nicht gerade als Expertin bezeichnen, was das Bestimmen des Alters bei Menschen betraf, aber wenn man sie nach ihrer Meinung gefragt hätte, hätte Fiona geschätzt, dass der Junge gerade eben erst dem zartesten Knabenalter entwachsen sein dürfte. Schlank und schlaksig, wie er war, wirkte er wie ein Collegeschüler. Ausgewachsen schien er jedenfalls schon zu sein, obwohl sein Gewicht noch hinter seiner Länge herhinkte. Er war vielleicht drei bis fünf Zentimeter kleiner als Walker und verfehlte damit nur knapp die eins achtzig. Er hatte eine leicht sommersprossige Haut, zerzaustes braunes Haar und glänzende Augen von jener hellbraunen Bernsteinfarbe, wie man sie häufig bei Wolfswesen antraf.
Er blickte zwischen ihr und Walker hin und her, und Fiona zog die Stirn noch tiefer in Falten. Das war nämlich
ganz und gar nicht das Einzige, was die beiden miteinander gemein hatten. Sie erkannte auch eine Ähnlichkeit in der Form ihrer Augen und in der Haltung ihrer Kiefer, was ihr sagte, dass diese beiden Männer mehr verband als bloß Freundschaft.
Sie erhob sich von der Couch und zog damit augenblicklich die Aufmerksamkeit des jungen Werwolfes auf sich. Als er ihr das Gesicht zuwandte, um sie von oben bis unten anzuschauen und ihren Geruch zu inhalieren, weiteten sich gleichzeitig seine Augen und seine Nasenlöcher, und für den Bruchteil einer Sekunde erhaschte Fiona ein Spiegelbild von Walkers wölfischem Grinsen, als der junge Mann einen Schritt auf sie zu machen wollte, doch das vereitelte Walker, indem er seine Hand vorschnellen ließ und den Jüngeren beim Kragen packte.
»Wenn du es auch nur wagst, sie geil anzuglotzen, Jake, kriegst du von mir einen Arschtritt, dass du glaubst, du hättest ein Semester übersprungen, kapiert?«
»Aber Onkel …«
Walker schüttelte ihn kräftig durch, eher er den Teenager wieder auf die Füße stellte.
»Finger weg, Jake. Und ich meine es ernst.«
»Aber wieso denn?« Jake schien zu wissen – vielleicht durch schmerzliche Erfahrungen am eigenen Leibe –, dass es besser war, nicht noch einmal eine verfängliche Geste zu riskieren, aber er gab dennoch nicht sofort klein bei und wagte einen weiteren Vorstoß.
»Tu doch nicht so, als ob ich sie gleich markiert hätte. Ich mein ja, ist klar, dass du sie schon mit Beschlag belegt hast, aber guck sie dir doch mal an. Wer würde denn da nicht gerne …«
»Dürfte ich da auch mal ein Wörtchen mitreden?« Fiona
hielt eine Hand in die Höhe, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen.
»Vergesst bitte nicht, dass ihr euch über Anwesende auslasst, und ich schätze es nicht, wenn man sich um mich balgt wie um irgendeinen Knochen.«
Jake wandte sich um und blickte ihr zum ersten Mal in die Augen. Er warf all seinen jugendlichen Charme in sein Grinsen, aus dem aber auch eine gewisse Lüsternheit sprach.
»Eher um einen Braten, würde ich sagen. Einen schön saftigen.«
Walker gab ein fauchendes Geräusch von sich, das sich etwas
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