Die schoenen Hyaenen
und Marty zurückgestoßen. Marty hatte nicht lockergelassen. Da begann sie, ihm zu vertrauen. Sie begriff, daß er sein Fach beherrschte und pfiffig war.
Bisher hatte Lila niemandem vertraut. Bestimmt nicht der Puppenmutter, nicht Kevin und nicht Robbie, obwohl sie nicht glaubte, daß Tante Robbie ihr wissentlich schaden würde.
So ergab es sich, daß Lila ihre ganze Freizeit mit Marty verbrachte. Sie brauchte keinen anderen. Anfangs fand sie es besonders reizvoll, sich mit Marty in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Dieser Mann stellte eine Persönlichkeit dar, die Männern wie Frauen imponierte. Das hatte nichts mit sexueller Ausstrahlung oder gar Macho-Allüren zu tun. Marty war einfach anders.
So nahm er nicht Lilas Arm, wenn sie ein Restaurant betraten oder eine der großen Partys besuchten. Das gefiel Lila, denn sie haßte es, berührt zu werden oder wie ein Hund an der Leine zu gehen.
Je weiter sich die Nachricht von der Freundschaft zwischen Marty und Lila verbreitete, um so mehr wurde sie bei den Kollegen und der Crew gefürchtet. Furcht ist jedoch die Grundlage zur Macht, wie Lila sehr wohl wußte.
Obwohl Marty ein Mensch war, der gänzlich in seiner Arbeit aufging, ja direkt von ihr besessen war, verstand er es auch, seine Freizeit zu nützen, obwohl die karg genug bemessen war. Er liebte die Oper und führte Lila nach San Francisco zu Opernaufführungen. Sie besuchten Konzerte, Ballettveranstaltungen und Kunstausstellungen. All das war Neuland für Lila.
Niemals versuchte er, sie zu berühren. Eines Abends saßen sie auf Lilas Terrasse, die über den Pazifik hinausragte. Marty hatte den ganzen Tag Produktionsbesprechungen gehabt und sprach nun über die Eröffnungsfolgen der neuen Saison, während Lila fasziniert den Sonnenuntergang über den Wellen beobachtete. Sie unterbrach Marty nicht, nickte nur gelegentlich.
Plötzlich bemerkte er beiläufig: »Wir werden Theresa deine Mutter spielen lassen.«
Sekundenlang glaubte sie, sich verhört zu haben. Dann wurde ihr Gesicht aschfahl. »Wie bitte?«
»Theresa ist bereit, die Rolle deiner Mutter zu spielen.« »Nein, Marty, nicht meine Mutter!« ächzte Lila.
Viel wußte Marty nicht über Lilas Verhältnis zu Theresa, nur soviel, daß sie sich nicht sonderlich gut verstanden. Allerdings hatte er nicht angenommen, sie könnte ihre Mutter hassen. Das erkannte er jetzt — auch die Chance, die sich ihm dadurch bot.
»Warum nicht? Das liegt doch nahe. Denk mal nach, Lila.« »Ich werde nicht mit meiner Mutter arbeiten.«
»Du solltest keine so vorschnellen Entscheidungen treffen. Bist du dir klar, was das für deine Karriere bedeuten könnte? Es gäbe dir einen unheimlichen Auftrieb. Die Zuschauerzahlen würden hinaufschnellen. Und das brauchst du für den Emmy und für deinen nächsten Vertrag.«
»Ich pfeif' auf diese Argumente. Ich habe nein gesagt.«
Martys italienische Herkunft machte sich jetzt bemerkbar. Er lächelte überlegen. »Dazu hast du nichts zu sagen, Lila. Ich erzähle dir das nur in aller Freundschaft als Regisseur. Ich bitte dich nicht um Erlaubnis.«
»Wer zum Teufel bist du? Gott persönlich? Du bist nur ein normaler Regisseur.«
»Und du nur eine Schauspielerin, Lila. Ich habe dich dazu gemacht, wenn du dich daran erinnern willst.« Marty stand auf. Zum erstenmal seit sie sich kannten war Marty Herr der Lage. Er blieb indessen diplomatisch. »Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen.«
»Über die Rolle meiner Mutter?« fragte sie hoffnungsvoll. »Ihr gegenüber stehe ich im Wort. Doch wir könnten eine Änderung vornehmen.«
»Sie loswerden?«
»Nein. Wir könnten Theresa Sharleens Mutter spielen lassen.«
»Aber du sagtest, ich bekäme die Hauptrolle?« Es klang weinerlich.
Marty meinte gelassen. »So hatte ich es mir vorgestellt. Aber du scheinst damit ja nicht einverstanden zu sein. Unser Vertrag mit Theresa sieht vor, daß sie spielt oder wir zahlen müssen. «
Lila war den Tränen nahe.
Endlich hatte Marty sie soweit, daß sie selbst einmal Kompromisse machen mußte. Diesmal mußte sie verhandeln.
»Bitte Marty, laß uns darüber sprechen! Warum denn meine Mutter? Der Gedanke des reichen Mädchens, das sein Elternhaus verläßt, ist super. Die Rolle kann Sharleen nicht spielen. Aber warum willst du dir ein altes Weib wie Theresa holen? Es muß doch Millionen anderer geben, die die Chance mit Kußhand aufgreifen würden. Zum Beispiel Debbie Reynolds oder Dina Merrill.«
Ihre Verzweiflung hätte
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