Die schönsten Dinge
Ich klemme das Handy zwischen Kopf und Schulter, packe Timothy bei den Ohren und ziehe, bis er quietscht. Er fällt auf die Knie.
»Ella?«, fragt Daniel. »Sind Sie noch da? Alles in Ordnung?«
»Ja, alles okay. Kein Problem. Ich sehe nur gerade in meinem Terminkalender nach. Er ⦠quietscht.«
»Ein quietschender Terminkalender«, sagt Daniel. »Natürlich.«
»Heute Nachmittag â¦Â« Im Geiste fahre ich mit dem Finger über eine Seite meines imaginären Terminkalenders, dann lasse ich Timothys Ohren los und schnappe mir mit Daumen und Zeigefinger seine Nase. Während er stöhnt, nehme ich das Handy wieder in die Hand. »Es tut mir sehr leid, das schaffe ich nicht. Ich habe alle Hände voll zu tun.«
»Dann Montagmorgen. Ich komme in Ihr Büro in der Uni. Ich will mir mal eine Biologin in ihrem natürlichen Lebensraum ansehen. Sie sitzen im Institut für Zoologie, richtig? Welche Zimmernummer?«
Ich lasse Timothys Nase los, und er sinkt auf den Boden. »Meine Zimmernummer ist ⦠hm, war das nun 216 oder 316? Vielleicht auch 361. Ich kann mir Zahlen nicht merken. Wir mussten gerade alle umziehen. Vorher hatte ich ein Zimmer mit Blick auf den Garten. Jetzt sitze ich in einer Besenkammer.«
»Kein Problem, ich frage am Eingang nach. Wir sehen uns dann Montag um zehn, Ella.«
In weniger als zweiundsiebzig Stunden. Das ist zu knapp. Ich will noch etwas sagen, aber er hat das Gespräch schon beendet. Dann blicke ich auf Timothy, der auf dem Rücken liegt, sich die Nase hält und aussieht, als fange er gleich an zu weinen.
»Das war nun echt nicht nötig«, sagt er. »Du hättest mir die Nase brechen können. Dabei wollte ich dich nur ein bisschen necken.« Ich strecke ihm eine Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen, aber er redet einfach weiter. »Ein quietschender Terminkalender, Della? Sehr schön. Hat Stil.« Also verpasse ich ihm einen Tritt in die Rippen.
»Und das ist dafür, dass du dich mit einem wehrlosen Mädchen mit einem Bruder und drei Cousins anlegst. Herrje, Timothy, das war ein Kunde. Ich arbeite. Was zum Teufel ist in dich gefahren?«
»Sam hat gesagt, das würde dir gefallen. Ein bisschen necken und am Ball bleiben, hat er gesagt. So was mögen Frauen. Mach es wie George Clooney, hat er gesagt.«
Ich hätte mir denken können, dass Sam hier seine schmierigen Finger im Spiel hatte. »Timothy. Du hörst auf Sam, wenn es um Frauen geht? Tu das bitte nicht.«
Grummelnd rappelt Timothy sich hoch und betastet seine Nase mit einem Finger. Er hebt sein Blackberry auf, das aus dem Holster gefallen ist, und hält es an sein Ohr. »AuÃerdem erkenne ich ja wohl, ob es ein Kunde ist. Und so, wie du âºetwas Zwangloseresâ¹ gesagt hast, klang es nicht danach.«
»Ich muss ihn einwickeln, du Idiot. Er ist superreich. Der Typ könnte ein Vermögen wert sein.«
Er legt mir einen Arm über die Schulter. »Das bewundere ich so an dir, Della. Du gibst nie auf. Du versuchst es einfach weiter. Ich weiÃ, in letzter Zeit war deine Ausbeute ein bisschen ⦠mager. Aber du lässt dich nicht unterkriegen.«
»Mager?« Dieser verdammte Sam hat wohl in ganz Südostaustralien über meine Angelegenheit getratscht. »Was weiÃt du denn schon vom groÃen Coup, Timothy? Bei der Hälfte von dem Zeug, das du verkaufst, bekommt man auf einen Hunderter noch Wechselgeld.«
»Kein Grund, gleich zickig zu werden«, sagt Timothy und klopft mir auf die Schulter. »Aber vielleicht solltest du die Sache Sam überlassen. Du weiÃt schon, wenn der Kunde wirklich so reich ist, wie du sagst. Gib den Ball ab an den Stürmer.«
»Sammy ein Stürmer? Wohl eher ein Bremser. Und wenn du nicht sofort verschwindest, steck ich dir dein Handy sonst wohin.«
»Jetzt drohst du mir?« Er grinst wie ein Labrador. »Ich weiÃ, was hier los ist. Freud wäre begeistert. Eigentlich kannst du nämlich die Finger nicht von mir lassen. Was hast du überhaupt vor? Willst du ewig solche kleinen Schwindeleien abziehen? Bis du als nette alte Dame andere Rentner um ihr Kleingeld bringst? In ein, zwei Jahren übernehme ich den Laden von meinem Vater. Ich habe GroÃes vor, Del. Zusammen könnten wir wirklich was auf die Beine stellen. Vielleicht solltest du dir langsam überlegen aufzuhören.«
Ich bin zwar eher klein und noch
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