Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
der obersten Stufe saß sein armer Bursche, pudelnass war er und klapperte mit den Zähnen vor Kälte. Als der nun wieder in den Keller kam, sagte er zornig zu Faust:
„Mit Euch will ich sicher nichts mehr zu tun haben, denn Ihr steht mit dem Teufel im Bund.“
„Das ist ja mir egal“, gab Faust zur Antwort, „ich will nur sauber bedient werden, merke es dir gut.“
Die anwesenden Gäste hatten sich bald von ihrem Schrecken wieder erholt, und nun unterhielten sich alle ganz angespannt über den „Gottseibeiuns“. Da stand einer der Gäste auf und bot sich an, den Teufel an die Wand zu malen – es soll dies der Maler und Kupferstecher Hirschvogel aus Nürnberg gewesen sein. Unter dem Beifall des überwiegend jungen Publikums nahm sich Hirschvogel ein Stück Kohle vom Herd und zeichnete auf die Wand. Nach wenigen Strichen konnte man bereits die Figur eines jungen Herrn erkennen, der mit gekreuzten Beinen saß und als Edelmann gekleidet war. Ein Mantel flatterte zackig hinter ihm im Wind und erinnerte an Drachenflügel; auf dem Kopf saß ein mit einer Hahnenfeder geziertes Hütchen, und aus dem höhnisch grinsenden Gesicht blitzten dunkle Augen hervor. Kaum war die Figur beendet, stand Faust auf und sagte:
„Sodala, nun seht ihr den Teufel an der Wand – ich will ihn euch aber lebendig zeigen.“
Der eh schon schummrige Keller wurde nun vollends dunkel und die Zeichnung fing an sich zu bewegen. Die Kleider bekamen plötzlich Farbe und wurden feuerrot, die Puffen am Wams färbten sich kohlschwarz, die Feder auf dem Hut wurde ebenfalls rot, das Mäntelchen aber wurde grün und die Augen in dem schrecklich blassen Gesicht leuchteten wie feurige Flammen. Mit einem donnerähnlichen Paukenschlag sprang die entsetzliche Figur unter die Gäste, denen gar nicht zum Scherzen zu Mute war, und die mit entsetzlichem Geschrei aus dem Keller auf die Straße stürzten.
Doktor Faust aber rief der flüchtenden Menge mit donnernder Stimme nach:
„Man soll den Teufel nicht an die Wand malen!“
Er zahlte seinen Wein und ging dann ebenfalls seiner Wege. Von diesem Vorfall aber soll die Schenke den Namen „Zum roten Mandl“ bekommen haben, der auch lange Zeit weitergeführt wurde.
Wo der Teufel mit der Bognerin rauft
„Wo der Teufel mit der Bognerin rauft“ – bei dieser Hausbezeichnung weiß man in Wien, welches Haus gemeint ist, nämlich das ehemalige Wenighoffer’sche Haus in der Bognergasse oder heute auch Neubau Nr. 3. Auf der Fassade ist in einem Bild zu sehen, was sich hier einst abgespielt hat:
Ein Meister, der das Handwerk des Armbrust- und Bogenmachens beherrschte, lebte in dieser Gasse mit seiner Frau und seinen Gesellen. Früher, als er noch jung und verliebt gewesen war, da hatte er nicht geahnt, wie sich seine Gattin in der Ehe verändern würde. Sie war als junge Frau sehr schön gewesen und brachte eine reiche Aussteuer und sogar Geld mit in die Ehe, und der junge Bogner dachte im Traum nicht daran, dass er eines Tages unter ihrem Pantoffel stehen würde. Über Pantoffelhelden, die sich von ihren keifenden Frauen das Leben schwer machen ließen, hatte er bis jetzt nur gelacht. Doch nach einigen Jahren war ihm bereits das Lachen vergangen und auch er tat lieber das, was seine Frau von ihm verlangte, nur damit er sich nicht ihr nie enden wollendes Gekeife und Gemeckere anhören musste. In der ersten Zeit versuchte er ja noch, dagegen anzugehen, aber das hatte keinen Sinn, denn sie hörte einfach nicht auf und wurde immer noch zänkischer.
Nach vielen Jahren zermürbenden Streites fiel dem Bogner kein Ausweg mehr ein, er dachte schon daran, seinem Leben selber ein Ende zu setzen, da rief er:
„Mir kann wohl nur mehr der Teufel selber helfen“, und er war sehr erstaunt, als eine kleine, hässliche Gestalt vor ihm stand.
„Du hast mich gerufen und nun schau doch nicht so dumm“, sagte dieser, „du brauchst nicht viel zu erklären, ich weiß schon, worum es geht. Ich soll dir deine Frau zähmen und glaube mir, es wird dich nicht mehr als eine Unterschrift kosten!“
Der Bognermeister ging darauf ein und dachte sich, dass er die Hölle auf Erden ja schon kennengelernt hatte und es in der Hölle auch nicht schlimmer zuginge. So wollte er aber wenigstens bis dahin das Erdenleben genießen und ging den Handel ein.
„Doch ich werde sogleich mit der Arbeit beginnen und in deiner Gestalt zu deiner Frau gehen, halte du dich also fern“, sagte der Teufel und ging als Bogner zu dessen Frau in die
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