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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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er voll Heiterkeit:
    „Und das ist dem Kaiser Karl zu Ehren!“
    Plötzlich stand wie aus dem Boden gewachsen ein zierliches Männlein vor ihm und fragte mit heller Stimme:
    „Heda, lieber Hütebub, soll ich dir den Kaiser Karl im Untersberg zeigen?“
    Unerschrocken gab der Knabe zur Antwort:
    „Das will ich wohl!“ Er hatte sogleich erkannt, dass vor ihm einer der Untersberger Zwerge stand, welche dem Kaiser zu Diensten standen.
    „Na, dann komm mit mir!“, forderte ihn das Männlein auf und ging, dem Knaben winkend, voraus.
    Dieser folgte ihm ohne Zaudern durch Gebüsch und über Felsgeröll, denn er kannte sich schließlich hier aus. Sie gingen immer weiter hinab durch viele Schluchten, und irgendwann standen sie plötzlich vor einer eisernen Tür mit einem großen Riegel davor.
    „Jetzt bin ich wohl gespannt, wie dieser kleine Zwerg den gewaltigen Riegel wegschieben will“, dachte sich der Hirte und staunte nicht schlecht, als das Bergmännlein nur eine kleine Handbewegung machte und sich die Tür wie von selber öffnete. Sie gingen in einen dunklen Schacht hinein und befanden sich gleich nach wenigen Schritten in einer großen, prächtigen Halle, deren weites, glitzerndes Gewölbe auf vielen hundert mächtigen Säulen ruhte. Die Wände der Halle glänzten von reinstem Silber, und dazwischen strahlten hell leuchtende Karfunkelsteine. Ringsherum verharrten Wächter – stumm und starr, als wären sie aus Granit gehauen. Auch Ritter und Landsknechte standen hier, aufgestellt wie Spielzeugfiguren, aber lebensgroß.
    In der Mitte dieses riesigen Saales saß er nun, der greise Kaiser Karl, auf seinem goldenen Stuhl. Vor ihm ein mächtiger Tisch mit schwerer, marmorner Platte, auf die er sich stützte. Auf dem Kopf trug er eine funkelnde Krone, seine Augen waren geschlossen und sein Bart war so lang gewachsen, dass er sich bereits zweimal um den marmornen Tisch herumgeschlungen hatte. Umgeben war er von seinem ganzen Hofstaat, von edlen Herren, Grafen, Fürsten und geistlichen Würdenträgern. Alle trugen eine glänzende Rüstung oder kostbare Gewänder, und alle schliefen sie genauso tief und fest wie der Kaiser.
    Staunend und mit offenem Mund schaute der Knabe all die Pracht und Herrlichkeit an, die sich hier seinen Blicken bot, und in banger Ehrfurcht beugte er die Knie vor der kaiserlichen Majestät, obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob sich das auch so gehörte, wenn der Kaiser schlief. Doch da hob Kaiser Karl müde sein Haupt:
    „Ich danke dir für das Liedchen, mein Bub, es war sehr aufmunternd! Was soll der Lohn sein für diese schöne Weise?“
    Und bescheiden antwortete der Hirte:
    „Ich beanspruche keinen Lohn dafür!“
    Da griff Kaiser Karl vor sich auf den Tisch, nahm das goldene Salzfass, brach ihm einen Fuß ab und schenkte ihn dem Hirten.
    Müde hob der Herrscher noch einmal seinen schweren Kopf, seine Lider öffneten sich halb und ein traumverlorener, verschleierter Blick traf den erschauernden Knaben.
    „Doch sage mir, fliegen wohl zur Stunde die Raben noch um den Berg?“
    Und der Knabe antwortete ehrfürchtig: „Ja, sie fliegen immer noch umher!“
    Da wiegte der Kaiser schmerzerfüllt sein Haupt hin und her, dass sein langer Bart wackelte.
    „So muss ich noch weitere hundert Jahre schlafen!“, sprach er, schloss die Augen und versank in den alten Schlummer, und mit ihm erstarrten alle Ritter und Herren, welche die Häupter erhoben hatten, als ihr Kaiser erwacht war.
    Das Männlein führte den Jungen nun wieder hinaus. Auf diesem Weg sah der Knabe im Vorbeigehen den großen Vorrat an Waffen aller Art, mit denen, wie das Männlein sagte, der Kaiser einst seine Männer ausstatten werde, wenn es zur letzten Schlacht gehen würde.
    Der Hirte kehrte in sein Heimatdorf zurück und brachte den goldenen Fuß zum Goldschmied, der ihm dafür eine stattliche Summe zahlte. Von nun an brauchte der Hirte nicht mehr das Vieh anderer Bauern hüten, er hütete jetzt seine eigenen Rinder. Glück und Wohlstand standen seitdem über seinem Haus, dabei vergaß er aber nie die Armen und gab auch ihnen von seinem Reichtum. Der Segen Gottes waltete über ihm und seiner Familie, und nichts fehlte ihnen.
    Als dann der ehemalige Hirtenknabe starb und sein Hab und Gut an seine Erben verteilt wurde, da wurden diese vom Hochmutsteufel geritten. Allmählich schwand der ererbte Reichtum und schließlich endeten sie als Bettler.
    Wiegand, der Pfaff am Kahlenberg
    In den frühen Jahren der Habsburger Regierung,

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