Die Schokoladendiät
nicht für immer vor ihnen verstecken.»
«Ich kann einfach nicht. Ich kann ihnen nicht mehr in die Augen sehen.» Ich mache ihn nicht darauf aufmerksam, dass es eigentlich eher mir zustehen würde, mich heulend zurückzuziehen, hätte ich nicht für Marcus bereits all meine Tränen verweint.
«Dann solltest du deine Sachen packen und gehen», entscheide ich. «Nimm die Tickets für die Flitterwochen und flieg los, sonst geht dir das Geld dafür auch noch durch die Lappen. Vielleicht findest du ja jemanden, der dich begleitet.»
Ich denke dabei zum Beispiel an seinen Trauzeugen, aber vielleicht geht Marcus auch schon im Geiste die Adressliste in seinem kleinen schwarzen BlackBerry durch.
Ein Hoffnungsschimmer tritt in seine Augen. «Wir könnten doch zusammen fliegen. Ich habe ein phantastisches Hotel auf Mauritius gebucht.»
Mauritius. Da wollte ich schon immer mal hin.
«Wir haben einen Bungalow direkt am Strand und unseren eigenen Whirlpool. Außerdem fliegen wir erster Klasse, und ich hab dafür gesorgt, dass es im Flugzeug Sekt und Schokolade gibt.»
Mhm. Sekt und Schokolade auf einem Erste-Klasse-Flug. Klingt das nicht verlockend?
«Es wird wundervoll», sagt er flehend.
«Es klingt wirklich nach einem Traumurlaub», muss ich ihm zustimmen.
Der Ansatz eines Lächelns tritt in sein verweintes Gesicht.
«Aber es gibt da einen Haken, Marcus», sage ich und stehe auf. «Ich möchte ihn nicht mit dir verbringen.»
Marcus sieht so aus, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Tief Luft holend, raffe ich meine Schleppe zusammen und gehe zur Tür. «Leb wohl und werde glücklich, Marcus.»
Mein Ex-Freund, Ex-Verlobter und Beinahe-Ehemann krümmt sich am Boden. «Was hab ich getan?», wimmert Marcus laut hinter mir her. «Was hab ich nur getan?»
«Du hast es einfach furchtbar vermasselt», sage ich und mache die Tür hinter mir zu.
73
Die
Tische waren abgeräumt, und die Disco hatte schon angefangen. Von den köstlichen Schokoladendesserts hatte Chantal mindestens für zwei gegessen, wenn nicht sogar für drei oder vier. Sie hoffte, dass der Hang zum Schokoholismus erblich war, denn sie wollte ihrer Tochter dieses Vergnügen nicht versagen. Sie lehnte sich an Ted und lächelte ihn an. «Lust auf eine Runde auf dem Tanzparkett?»
Ted spielte mit seiner Champagnerflöte. «Spielen sie unser Lied?»
«Ich weiß nicht, welches unser Lied ist», sagte sie. «Hatten wir je eins?» Vielleicht lag hier der Grund des Übels, und sie hatten einfach nicht genug gemeinsame Rituale. Sollten Paare nicht dieselben Hoffnungen teilen, dieselben Träume? Mit ein wenig Glück würde Chantal noch einmal eine Chance bekommen, diesen Aspekt zukünftig mehr zu pflegen.
Ted mochte mit einer anderen Frau ausgehen, doch Chantal betrachtete es als gutes Zeichen, dass er bereit gewesen war, sie an diesem Tag zu Lucys Hochzeit zu begleiten. Obwohl es ja genau genommen keine Hochzeit war. Chantal fand, dass Lucy wunderbar mit der ganzen Situation umgegangen war, und überlegte, ob sie an ihrer Stelle genauso stark gewesen wäre.
Jacob kam herbei, stützte sich mit den Händen auf den Rückenlehnen ihrer Stühle ab und fragte Chantal: «Na, alles in Ordnung?»
«Hochzeit oder nicht», lächelte sie ihn an, «es ist eine tolle Party.»
«Ja», antwortete er. «Ich hoffe, für ihre nächste Hochzeit zieht Lucy mich wieder in Betracht.»
«Das nächste Mal, wenn die Frau mir erzählt, sie wird heiraten, haue ich ihr eine rein.»
Jacob grinste. «Ich muss gestehen, das könnte ich sogar zu einem gewissen Grad nachvollziehen.»
Sie merkte, dass Ted nervös neben ihr herumzappelte. «Das ist mein Mann, Ted», stellte sie die beiden einander vor. «Ted, das ist Jacob, der Hochzeitsplaner.»
Ted reichte ihm die Hand.
«Freut mich, Sie kennenzulernen, Ted.»
Ihr Ehemann zog es vor, den Gruß nicht zu erwidern.
«Ich komme später noch einmal vorbei», sagte Jacob und zwinkerte ihr im Davongehen zu. «Reservier mir einen Tanz.»
Ted runzelte mit der Stirn, als er Jacob im Davongehen hinterhersah. «Du kennst den Kerl?»
«Ein wenig», antwortete Chantal und wich seinem Blick aus. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, ihrem Mann zu gestehen, dass sie etwas mit Jacob gehabt und ihn großzügig für das Vergnügen entlohnt hatte. Obwohl sie auch im Nachhinein fand, dass das Geld gut angelegt war. «Wir hatten geschäftlich miteinander zu tun.»
«Ach ja? Was waren das für Geschäfte?»
«Komm schon.» Ohne die Frage zu
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