Die Schokoladendiät
zuführt, wonach er besonders verlangt. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Doch, doch, das hab ich ganz sicher irgendwo gelesen.
«Was würdet ihr lieber aufgeben?», frage ich in die Runde. «Normales Essen oder Schokolade?»
«Normales Essen», antwortet Nadia spontan. «Und solange ich vom Salat keinen Orgasmus bekomme, werde ich meine Meinung nicht ändern.»
Diese Frau ist eine wahre Gesinnungsgenossin. «Und würdet ihr dann eher auf Sex verzichten oder auf Schokolade?»
«Ich steh nicht mehr auf Sex», gesteht Chantal, und wir zucken alle ein bisschen zusammen. «Ja, seltsam, nicht wahr?», bemerkt sie zu unserer Reaktion. «Ted dagegen ist ganz verrückt danach. Das nennt man Ironie des Schicksals, oder?» Liebevoll streichelt sie ihren Bauch. «Aber ich weiß einfach nicht, wohin dabei mit dieser Kugel. Auch wenn Ted gerade die Formen einer Schwangeren unglaublich sexy zu finden scheint.»
«So ist das bei manchen Männern», informiert uns Nadia mit der Autorität der einzigen Frau unter uns, die das alles schon einmal erlebt hat. «Toby war ganz versessen nach mir, als ich schwanger war.» Und dann füllen sich ihre Augen einen Moment lang mit Tränen.
«Problematisch wird es wahrscheinlich erst, wenn mandie Formen einer Schwangeren hat, ohne schwanger zu sein.» Ich streichele meinen eigenen Bauch, und nun lachen wir wieder, und der Moment der Trauer ist gebrochen.
«Ich lasse mich jetzt zum ersten Mal richtig auf Sex ein», gesteht Autumn und läuft knallrot an. «Unglaublich, wie lange das bei mir gedauert hat. Addison ist ein phantastischer Liebhaber.»
«Solche Informationen fallen normalerweise unter die Rubrik ‹zu intim›, Darling», sage ich. Addison hat einen großartigen Einfluss auf Autumn – heute ist sie sogar in einem Lycra-Shirt aufgetaucht statt im üblichen Öko-Schlabberlook. Wenn das mal keine Verbesserung ist. Nicht mehr lange, und sie mampft Schinkensandwiches, trägt Lederschuhe und wählt die Konservativen.
«Sex oder Schokolade, Nadia?»
«Sex», murmelt Nadia tief in Gedanken und mit nachdenklich verzogenem Mund – es ist offensichtlich eine schwierige Entscheidung. «Schokolade. Sex. Schokolade. Sex, definitiv Sex. Nein. Schokolade.» Sie nickt entschieden und kaut dabei mit vollen Backen auf einem Erdnusskrokant im Schokomantel herum, das wir für Clive degustieren. «Vorläufig bleibe ich bei Schokolade, auch wenn ich es schön fände, tatsächlich die Wahl zu haben.»
«Falls Jacob wie versprochen vorbeikommt, um schwere Möbel für dich zu rücken und so, brauchst du vielleicht gar nicht so lange zu warten», necke ich sie. Mit einem scharfen Seitenblick auf Chantal füge ich hinzu: «Ich habe mir sagen lassen, dass er gut ist.»
«Er ist
großartig»
, erklärt Chantal unverfroren. «Und ich bin hier die Einzige, die das beurteilen kann.»
«Du bist die Einzige, die ihn sich leisten konnte», rufe ich ihr in Erinnerung.
«Jetzt mal ehrlich, Nadia», sagt Chantal. «Wenn Jacob bei dir zu Hause den Heimwerker spielen will, würde ich das nicht vorschnell ablehnen.»
«Er ist ein netter Mensch», stimmt Nadia zu, «aber das ist alles noch viel zu früh für mich. Es wird lange dauern, bis ich einen anderen Mann auch nur wieder anschauen werde.»
«Dann bleib bei Schokolode», nuschele ich mit vollem Mund. «Das ist am sinnvollsten.»
«Was würdest du denn eher aufgeben, Lucy?», fragt Nadia, um das Thema zu wechseln und von sich abzulenken. «Mr. Sexy oder Schokolade.»
«Schokolade», erkläre ich fest, als wäre das überhaupt keine Frage.
«Also, jetzt wissen wir endgültig, dass das wahre Liebe sein muss!», gibt Nadia zurück, und Autumn und Chantal lachen. Das hätte ich nicht besser formulieren können. Es gibt Dinge im Leben, ohne die man nicht gerne auskommen möchte – zum Beispiel Schokolade –, aber trotzdem weiß man genau, wenn es hart auf hart kommt, könnte man es schaffen. Anderes wiederum ist so unverzichtbar wie die Luft zum Atmen. Ich lächele in mich hinein. Und unter diese Kategorie fällt Mr. Aiden Holby. Auch wenn ich es natürlich vorziehe, zusätzlich zu ihm auch noch Schokolade vernaschen zu dürfen.
Heute ist nicht viel los im Café, und aus den Lautsprechern tönt leichte, sanfte Jazzmusik. Weil gerade keine Kunden da sind, nimmt Clive die Schürze ab und setzt sich neben Nadia aufs Sofa.
«Wie geht’s meinen Mädels heute?»
«Gut», antworten wir einstimmig.
«Und wie steht es mit euch beiden?», frage ich
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