Die Schokoladendiät
Einzelkind aufwächst.»
Toby stand aus dem Bett auf. «Das ist kein guter Zeitpunkt, um darüber zu reden.»
«Ich hätte gern mehr Kinder», sagte sie. «Und wir haben unser Leben doch jetzt wieder auf der Reihe, oder?»
«Ja, aber wir sollten jetzt nichts überstürzen», wiegelte ihr Mann ab.
Sie wusste, dass das vernünftig war. Toby hatte aufgehört zu spielen, doch sie saßen noch immer auf einem riesigen Schuldenberg – und der Briefträger brachte jeden Tag einen neuen Stapel Rechnungen. Sie wurde allerdings auch nicht jünger, und der perfekte Zeitpunkt für ein zweites Kind kam vielleicht nie. Es brauchte schließlich immer einen bestimmten Grad an Mut und Abenteuerlust, um Kinder in die Welt zu setzen – ganz unabhängig von der finanziellen Lage, in der man steckte. «Können wir nicht wenigstens darüber nachdenken?»
«Aber sicher doch», sagte Toby, aber sie sah, dass er in Gedanken ganz woanders war.
Er verschwand unter der Dusche, und sie ging nach unten, um Frühstück zu machen. Bald würde sie Lewis wecken. Es passierte nicht oft, dass ihr Sohn länger schlief als sie, und sie freute sich über die Ruhe. Nadia stieß einen glücklichen Seufzer aus – zum ersten Mal seit langem war sie tief im Innern zufrieden.
Sie hatte gerade Butter auf Tobys Toast gestrichen, als er in die Küche kam, die Haare noch feucht vom Duschen. Er sah besser aus denn je. «Ich liebe dich», strahlte sie ihn an. «Habe ich dir das heute schon gesagt?»
Toby nahm sie fest in die Arme. «Was auch immer passiert», sagte er, «bitte vergiss nie, wie sehr ich dich liebe.»
Sie lächelte ihn an. «Ich weiß.»
Er küsste sie fest auf den Mund. «Ich muss los.»
Damit machte sich Toby auf den Weg zur Arbeit. Nadia bemerkte mit leiser Beunruhigung, dass er seinen Toast nicht einmal angerührt hatte.
Das nagende Unbehagen verließ sie den ganzen Tag nicht. Sie ging mit Lewis auf den Spielplatz, doch während ihrSohn glücklich im Sandkasten spielte, saß sie nervös da und starrte in die Ferne.
Nachdem sie wie ferngesteuert die Einkäufe und die Wäsche erledigt hatte, bereitete sie jetzt das Abendessen zu. Ihre Angespanntheit kribbelte immer noch wie ein lästiges Jucken am ganzen Körper.
Hatte Toby irgendetwas gesagt, was ihr unterschwellig Sorgen bereitete? War es irgendetwas an seinem Verhalten? Das Schreckgespenst seiner Spielsucht war wie immer rasch zur Stelle, und sie überlegte, ob er eine Dummheit begangen hatte.
Gegen sechs Uhr erwartete sie ihn zu Hause, doch er kam nicht. Das war nicht weiter ungewöhnlich, Toby verspätete sich oft, wenn ein Auftrag nicht nach Plan lief – und Aufträge verliefen eigentlich nie nach Plan.
Nadia gab Lewis sein Abendessen und spielte dann im Wohnzimmer ein Zahlenspiel mit ihm, doch sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren, und wurde am Ende von einem Vierjährigen geschlagen.
Gegen sieben Uhr fing sie an, sich Sorgen zu machen. Wenn Toby sich sehr verspätete, rief er normalerweise an. Sie versuchte es auf seinem Handy, doch da ging sofort die Mailbox ran. Das Chicken Vindaloo, das sie zubereitet hatte, trocknete im Ofen vor sich hin, und sie fügte in dem Versuch, das Abendessen zu retten, ein wenig Wasser hinzu. Lewis wollte nicht zu Bett gehen, ohne seinem Vater gute Nacht gesagt zu haben, doch nach ein wenig Theater und ein paar Tränen kapitulierte er schließlich.
Als acht Uhr verstrich und Nadia immer noch nichts von ihrem Mann gehört hatte, fing sie an, auf und ab zu gehen. Das Abendessen war verbrannt, und sie deckte die Reste mit Alufolie zu. Alle paar Minuten wählte sie Tobys Handynummer,doch er ging einfach nicht ran. Schließlich rief sie bei seinen Eltern an, falls er auf einen kurzen Besuch bei ihnen hereingeschaut hatte, doch sie hatten nichts von ihm gehört und machten sich jetzt auch Sorgen.
Im Büro suchte sie die Nummer des Klempners, der für ihn arbeitete, und wählte sie hastig. «Hi, Paul», sagte sie, als er abhob. «Ich wollte nur fragen, wann Toby heute Abend Feierabend gemacht hat. Er geht nicht ans Handy.»
«Ich wollte ihn auch gerade anrufen», antwortete Paul. «Er war heute nicht auf der Arbeit, und ich habe ein Problem, das ich mit ihm besprechen müsste.»
«Er war nicht auf der Arbeit?»
«Nein. Normalerweise ruft er mich an, aber ich habe nichts von ihm gehört. Stimmt was nicht?»
«Ich weiß nicht», gab Nadia zu. «Ich bitte ihn, sich bei Ihnen zu melden, sobald ich etwas von ihm höre.»
Sie legte auf und
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