Die Schokoladendiät
Schultern hängen ließ. Er hatte leicht reden, von wegen sie solle ihre eigenen Bedürfnisse über die ihres Bruders stellen, doch so war es nie gewesen und würde es wahrscheinlich auch nie werden. Alle ihre Beziehungen waren gescheitert, wenn ihre Partner erkannt hatten, dass es in ihrem Leben immer zwei Männer geben würde. Auch Addison würde das akzeptieren müssen, und wenn er das nicht konnte, nun … «Vielleicht sollten wir die Sache im Augenblick etwas ruhen lassen.»
«Ich will aber für dich da sein», entgegnete ihr Freund.
«Ich kann zur Zeit an nichts anderes denken als an Richard. Er hat Vorrang vor allem anderen.»
Addison stand auf und drückte ihre Schulter. «Ich rufe dich später nochmal an», sagte er traurig, «um zu hören, wie es steht.»
Als er den Raum verließ, überlegte Autumn, wie lange Addison wohl bereit war, die zweite Geige zu spielen.
36
Die
Teambildungsmaßnahmen, die Mr. Sexy organisiert, erfordern immer und ausnahmslos die allergrauenhaftesten Outfits. Für die Paintball-Schlacht bin ich mit einem Tarnkampfanzug ausstaffiert, dessen Jacke mir bis zu den Knien reicht. Ich sehe aus wie ein kleiner Zeppelin, der in einen Wald abgestürzt ist. Meine Hände stecken in riesigen Schutzhandschuhen, die mir meine nagelneue Maniküre ruinieren, und ich trage einen Helm, der meine Frisur platt drückt. Stunden habe ich mit meinem Haar und meinem Make-up zugebracht, aber nicht etwa, weil ich für Aiden Holby absolut hinreißend aussehen wollte. Ich gebe mir nun mal gerne Mühe mit meinem Äußeren, ganz unabhängig von den Umständen. Aber alles umsonst.
Ich bin kein Fan von solchen Jungsabenteuern. Müsste ich mich bei Targa nicht mit Nägeln und Klauen an meinem Job festklammern, wäre ich gar nicht hier. Trotz aller Bemühungen (ja, ja, wer’s glaubt!) ist es meiner Zeitarbeitsagentur nicht gelungen, eine andere Stelle für mich aufzutreiben. In Anbetracht der Kosten für meine Hochzeit darf ich meinen Job jetzt wirklich nicht aufs Spiel setzen. Also mache ich bei der Paintball-Schlacht mit.
Aiden Holby geht die Reihen ab, um seine Truppen zuinspizieren. Die Leute von der Verkaufsabteilung nehmen diese Events immer sehr ernst. Einige haben sogar ihre eigenen Requisiten mitgebracht und sehen aus wie kleine Rambos. Überall sind Bandanas zu sehen. Guter Gott. Wir kämpfen gegen Teams aus der Personalabteilung und der Informationstechnik. Nicht, dass ich mich jetzt innerlich auf die Situation einlasse, aber offen gesagt bin ich überzeugt, dass wir denen den Arsch aufreißen werden. Das sind doch alles die letzten Memmen.
Mr. Sexy steht vor mir, und auch wenn ich das nicht gerne sage, sieht er in seinem Armee-Outfit schon ziemlich super aus, so machomäßig heldenhaft. Was hat das nur auf sich mit Männern in Uniform? Irgendwie werden mir da immer die Knie weich.
Er hebt meinen Gesichtsschutz an. «Tarnfarbe», sagt er knapp. Und dann schmiert er mir mit unangemessener Begeisterung eine braune schlammige Pampe auf die Wangen. So viel zu meinem Make-up und der Grundierung mit Airbrush-Effekt. Ich sehe jetzt nicht getarnt aus, sondern eher wie ein Clown aus einer
Minstrel Show.
«Muss das unbedingt sein?»
«Ich möchte, dass mein Team die bestmögliche Chance hat», sagt er wie ein Befehlshaber einer Elitetruppe. «Wir sind Team Alpha. Die Alpha-Männer», verkündet er. Und alle jubeln ihm zu.
«Aber ich bin doch eine Frau.»
«Nur die Alibifrau», erklärt er geringschätzig. «Unsere erste Mission besteht darin, die Flagge von Team Zero Bravo zu kapern und unsere eigene zu verteidigen.»
«Ist das die Personalabteilung?»
«Ja», seufzt er, als kapierte ich wirklich gar nichts. Tu ich ja auch nicht. «Du kannst bei mir bleiben, Lombard.»
Lombard?
«Der Rest des Teams wird in die Offensive gehen, während wir hier eine Verteidigungsstellung aufbauen.»
Wenn er den ganzen Tag so weiterfaselt, wird er mir ganz schön auf die Nerven gehen.
«Munition», sagt er und reicht mir eine Halterung mit Paintballs, die ich ungeschickt auf mein Gewehr aufsetze. Mr. Sexy klappt mir den Gesichtsschutz herunter, und jetzt kann ich mich selbst keuchend atmen hören.
Die Neuigkeit von meiner bevorstehenden Hochzeit hat im Büro die Runde gemacht und muss auch Aiden zu Ohren gekommen sein, doch er hat sich mir gegenüber nicht dazu geäußert. Stattdessen legt er mir nur in regelmäßigen Abständen Arbeit auf den Schreibtisch. Mir wäre lieber, er würde mich den ganzen
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