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Die Schokoladendiät

Die Schokoladendiät

Titel: Die Schokoladendiät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carole Matthews
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letzten Ruhe betteten, würde das Schreckgespenst seiner Schulden sie noch lange jagen. Sie konnte nur versuchen, jeden einzelnen Tag hinter sich zu bringen, ohne zusammenzubrechen. Das war sie Lewis schuldig.
    Was hätte sie nur ohne ihre Freundinnen gemacht? Lucy und Autumn waren phantastisch gewesen und standen jetzt bei ihr in der Kirchenbank. Und Chantal hatte sich wieder einmal als ihr rettender Engel erwiesen. Sie hatte Blumen und ein Kleid für Nadia ausgesucht und sich umden Empfang nach dem Gottesdienst gekümmert. Ihre Freundin drückte ihr die Hand. Irgendwie fühlte es sich gut an, Chantal nah zu sein. Es war, als wäre das Leben, das in ihr wuchs, ein Ersatz für das Leben, das so früh verloren gegangen war.
    Lewis stand auf der anderen Seite neben ihr. Es war sein erster Auftritt in einem Anzug, und es zerriss ihr fast das Herz. Wie würde er ohne seinen Vater zurechtkommen? Verstand er, dass Toby nie mehr zurückkommen würde? Sie hatte ihrem Sohn vom Himmel erzählt – auch wenn sie selbst nicht so recht daran glaubte. Wenn es tatsächlich einen Gott gab, warum hatte er dann ihren Mann mit einem so tragischen Fehler behaftet? Sie hatte ihrem Sohn nicht erzählt, dass sich ihr wunderbarer Mann vor seiner Sucht in den Tod geflüchtet hatte. Eines Tages würde sie es ihm sagen – wenn er älter wäre und es verstehen würde. Sie hoffte von Herzen, dass Spielsucht nicht erblich war.
     
    Am Ende des Gottesdienstes war Nadia froh, dem widerlichen Weihrauchgeruch zu entkommen und wieder frische Luft zu atmen. Chantal sah toll aus in ihrem eleganten schwarzen Kostüm und zog ohne es zu merken die Aufmerksamkeit von Tobys rundlichem und rotnasigem Onkel auf sich. Nadia lächelte in sich hinein. Das würde Chantal sicher gefallen.
    Jetzt musste Nadia die Beileidsbekundungen der Trauergäste entgegennehmen und stellte fest, die meisten von ihnen gar nicht zu kennen. Tobys Tod hatte es landesweit in sämtliche Boulevardzeitungen geschafft, begleitet von Artikeln über die wachsenden Gefahren des Online-Glücksspiels und der drohenden Einführung von Kasinoketten in Großbritannien. Nadia hatte alle Interviewanfragen derPresse abgelehnt. Ihre Familie hatte inzwischen sicher von ihrem Schicksal erfahren, und doch hatte Nadia nicht einen Anruf erhalten. In ihrem Fall stimmte es nicht, dass Blut dicker war als Wasser. Sie war wegen Toby aus ihrer Familie ausgestoßen worden, und nicht einmal sein Tod hatte zu einer versöhnlicheren Haltung ihr gegenüber geführt.
    Irgendwo in der Nähe klingelte ein Handy, und sie sah, wie Autumn in die Handtasche langte, um ranzugehen. Einen Augenblick später berührte ihre Freundin sie am Arm.
    «Nadia», flüsterte sie ihr zu, «ich muss gehen. Das Krankenhaus hat gerade angerufen. Richard geht es schlechter. Ich muss zu ihm.»
    Nadia nickte.
    «Es war ein schöner Gottesdienst», sagte Autumn.
    «Danke. Wir telefonieren später nochmal.» Während sie noch mehr Fremden die Hand drückte, sah Nadia zu, wie ihre Freundin die Straße hinunterlief und ein Taxi herbeiwinkte. Autumn musste zu Richard. Sie wurde woanders gebraucht. Und Nadia wurde klar, dass sie jetzt nur noch Lewis hatte, der sie brauchte. Sie zog ihren Sohn an sich und umarmte ihn. Dieser vierjährige Junge war ihr Leben. Von jetzt an würde sie sich allem allein stellen müssen.

51
    Richards
Lunge war kollabiert, und nur mehr eine ganze Phalanx von teuren Apparaten hielt ihn am Leben. Sie piepsten, zischten, seufzten und übernahmen all das, was ihr Bruder nicht mehr konnte. Die Krankenschwester wuselte herum, maß Richs Blutdruck, wechselte den Verband um die Kanüle in seinem Handrücken und strich die Laken glatt. Stirnrunzelnd maß sie seine Temperatur. Er hatte Fieber und war schweißgebadet.
    «Liegen Sie bequem?», fragte die Krankenschwester.
    «Besser denn je», krächzte er sarkastisch, und Autumn fragte sich, warum ihr Bruder denen gegenüber, die ihm halfen, nicht ein bisschen dankbarer sein konnte.
    Die Krankenschwester reagierte entsprechend ungehalten und stampfte davon. Als sie weg war, wandte sich Richard seiner Schwester zu. «Das ist eine ganz schlechte Entwicklung», sagte er leise, jedes Wort begleitet von pfeifenden Atemgeräuschen. Seine Stimme war trocken und ausgedörrt, und Autumn fragte sich, warum die Heizung im Raum immer so hochgedreht war. Wie viel trugen Krankenhäuser zur globalen Erwärmung bei? Zum Glück hatte sie ihm keine Schachtel mit Schokolade mitgebracht, denn die

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