Die schottische Braut
Zimmer gefunden. Er hatte mit aufgeschnittenem Arm in der Mitte des Raumes auf dem Boden gesessen und sein Blut in eine Schüssel laufen lassen.
Entsetzt war Lochlan zu ihm gelaufen und hatte die Wunde mit einem Tuch abgedeckt, um die Blutung zu stillen. »Was tust du da?«, hatte er gefragt.
»Ich versuche das englische Blut in mir loszuwerden, aber es sieht gar nicht anders aus als deines.« Sins Blick war leer gewesen. »Wie kann ich es wegbekommen, wenn ich keinen Unterschied finden kann?«
Lochlan hatte Sins Arm verbunden, und sie hatten nie wieder davon gesprochen. Dennoch hatte der Vorfall Lochlan seitdem verfolgt.
Jetzt schaute Lochlan zu Sin, der neben Simon saß. Sins Stärke flößte ihm Ehrfurcht ein.
»Ich werde nie wieder ein Plaid anziehen«, verkündete Sin zu Braden gewandt.
»Aber ich«, bot sich Simon freiwillig an und aß unbekümmert weiter. »Was zum Teufel soll's? Das rote Haar habe ich ohnehin schon.«
Lochlan musste grinsen, obwohl er die schmerzliche Erinnerung nicht abschütteln konnte. »Ich glaube fast, wir werden Simon offiziell als MacAllister adoptieren müssen. Was sagt ihr dazu, Brüder?«
Braden nickte. »Ich denke, er passt gut zu uns. Ewan?«
»Ich würde nicken, aber mein Kopf tut zu sehr weh.«
»Wie viel hast du letzte Nacht getrunken?«, fragte Lochlan, plötzlich beunruhigt.
»Irgendwas zwischen zu viel und nicht genug.«
Lochlan verdrehte die Augen und wünschte, er wüsste, was er tun konnte, damit Ewan wieder der Mann wurde, der er gewesen war, bevor Isobail ihn verändert hatte.
»Noch einmal zu den Rebellen«, sagte Lochlan und versuchte zu einem Punkt zurückzukommen, an dem er tatsächlich von Nutzen sein konnte. »Wenn sie nicht länger Henrys Leute überfallen, warum dann die Mühe?«
Sin schaute ihn verwundert an. »Weil sie jederzeit wieder anfangen könnten.«
Da ertönte plötzlich ein Aufschrei.
Die Männer rannten zur Tür, und Ewan verfluchte bei jedem Schritt seinen dröhnenden Schädel. Braden riss die Tür auf und gab den Blick frei auf einen englischen Herold, der auf einem braunen Hengst in den Burgfried ritt.
Sin schüttelte bei dem Anblick den Kopf. Von den Mienen der umstehenden Schotten war leicht abzulesen, dass der englische Bote der Einzige war, der hier noch weniger willkommen war als er selbst.
Sobald der Mann Sin und Simon in ihrer englischen Kleidung erblickt hatte, entspannte er sich. Wenn Sin sich nicht Sorgen wegen des Grundes für die Anwesenheit des anderen gemacht hätte, hätte ihn die Geste sicher belustigt. Es war das erste Mal, solange er sich erinnern konnte, dass jemand über seine Gegenwart erleichtert war.
Der Herold stieg ab und brachte ihm ein versiegeltes Stück Pergament. »Von meinem Herrn Ranulf, der für Henry die Ländereien von Oxley hält.«
Sin brach das Siegel und las die Botschaft. Sein Blick wurde mit jedem Wort, das er las, düsterer. »Hat er Henry benachrichtigt?«
»Aye, Mylord. Und der König ließ mitteilen, er wolle selbst herkommen und den Schaden begutachten.«
»Was ist?«, erkundigte sich Lochlan.
Sin schaute auf und sah seine Gemahlin aus der Küche treten. Er wartete, bis sie bei ihnen angekommen war, bevor er Lochlans Frage beantwortete. »Es scheint, eine Gruppe von MacNeely hat einen Überfall auf Oxleys Ländereien verübt. Er hat fast zwei Dutzend Kühe verloren, und ein Dorf ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Seine Leute haben die gesamte Ernte eingebüßt und müssen nun den Winter über darben.«
Er blickte Callie eindringlich an, um ihr den Ernst der Lage zu verdeutlichen. »An einem Baumstamm in der Nähe fand sich ein Zettel mit der Aufschrift: Engländer, verschwindet von schottischem Boden. Unterschrieben war es mit: die M acNeely.«
Callie wurde bleich. »Aster hat das nicht getan. Er würde so etwas nie dulden.«
»Ich weiß«, pflichtete Sin ihr bei und faltete die Nachricht wieder zusammen. »Er weiß es besser, als Henrys Zorn so leichtfertig auf sich zu ziehen.«
Er schaute den Boten an. »Sagt Eurem Lord, dass ich mich persönlich der Sache annehmen und den Mann finden werde, der dies getan hat.«
Der Bote nickte.
»Was hast du vor?«, fragte Callie.
»Ich will, dass du jeden Mann und Jungen über vierzehn Jahren bis Ende des Tages hier im Burghof zusammenrufst. Ich muss mit ihnen reden.«
Er hätte es nicht für möglich gehalten, aber sie wurde noch etwas blasser. »Ich denke, das wäre in höchstem Maße unklug. Sie könnten dich
Weitere Kostenlose Bücher